Historisch knappes Aufstiegsrennen in Liga zwei

Pssst! Jetzt bloß nicht verplappern. Aufstieg? Aber doch nicht wir! Zehn Teams (!) haben in der 2. Liga noch beste Chancen auf den Relegationsplatz. Doch drüber reden will keiner. In Berlin, Hamburg, Dresden und Co. ist zehn Spieltage vor dem Saisonende verbales Mauern die oberste Devise.
Dynamo-Trainer Uwe Neuhaus blickt weiterhin nur nach unten, St. Paulis Markus Kauczinski sieht die Hamburger noch längst nicht als Spitzenmannschaft und Union-Coach André Hofschneider weiß so gar nicht, was er von der verrückten Konstellation im Fußball-Unterhaus zu halten hat. Zwar haben sich der 1. FC Nürnberg und Fortuna Düsseldorf an der Spitze ein wenig abgesetzt, doch das Rennen um Relegationsplatz drei ist so offen wie nie.
"Ich werde der Mannschaft mal die Frage stellen, was sie denn eigentlich vor hat die nächsten zehn Spiele", sagte Hofschneider dem "rbb": "Ob wir uns alle zwei Wochen treffen wollen und irgendwelche Maßnahmen ergreifen, um mit dem Rücken zur Wand wieder aus der Situation herauszukommen. Oder ob wir jetzt bereit sind, Woche für Woche an unser persönliches Limit zu gehen."
Diese Frage könnte er wahrscheinlich vielen Spielern der zehn Klubs zwischen Platz drei und zwölf stellen. Gerade einmal fünf Punkte trennen den Dritten Holstein Kiel (37 Zähler) von Dynamo Dresden auf Rang zwölf. Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel war das Feld in diesem Tabellenbereich noch nie so eng zusammen, noch nie hatte der Dritte zu diesem Zeitpunkt so wenig Punkte.
Kiel nach Sieglos-Serie immer noch Dritter
"Die Liga ist derzeit schon verrückt", sagte Union-Verteidiger Christopher Trimmel, der mit seinem Team am Freitag mit einem Dreier bei Schlusslicht Kaiserslautern nach Punkten zum Relegationsplatz aufschließen kann.
Dort steht noch immer Holstein Kiel, obwohl der Aufsteiger inzwischen seit elf Spielen nicht mehr gewonnen hat. Und so kann selbst Dresden, das man vor einer Woche noch mitten im Abstiegskampf wähnte, mit einem Auge nach oben schielen. Doch Dynamo-Coach Neuhaus will davon - wen wundert's - nichts wissen.
"Es geht allein darum, den Abstand nach unten zu vergrößern. Was derzeit im Aufstiegskampf passiert, interessiert mich daher recht wenig", sagte er kürzlich dem "Westfalen-Blatt". Mit einem Heimsieg am Freitag gegen Darmstadt 98 kann Dresden sich bis auf zwei Zähler an die Kieler Störche heranpirschen, die am Samstag nach ihrem Gastspiel beim punktgleichen MSV Duisburg erstmals seit dem siebten Spieltag aus den Aufstiegsrängen fallen könnten.
St. Pauli in Düsseldorf gefordert
Auch auf dem Hamburger Kiez beißt man sich gekonnt auf die Zunge. "Wir sind noch keine Spitzenmannschaft", sagte St. Paulis Trainer Kauczinski jüngst im "Sportclub". Diesen Beweis müsse sein Team "erst noch erbringen". Beste Gelegenheit dazu bietet das Auswärtsspiel am Sonntag beim Zweiten Düsseldorf.
Selbst wenn die sportlichen Entscheidungsträger sich in eiserner Zurückhaltung üben, zumindest auf den Geschäftsstellen der Klubs wird sich, notgedrungen, mit dem Fall der Fälle beschäftigt. Denn bis Mitte März müssen die Lizenzunterlagen eingereicht werden. "Ich will nicht über ungelegte Eier reden", sagte St. Paulis Sportchef Uwe Stöver dem "Hamburger Abendblatt", "aber wir werden für alle Ligen entsprechende Papiere abgeben. Wenn der Tag der Tage kommen sollte, wären wir nicht unvorbereitet."