14.01.2018 12:36 Uhr

"Historischer Tag": Frauen im Fußballstadion

Zum ersten Mal durften in Saudi-Arabien auch Frauen ein Fußballspiel besuchen
Zum ersten Mal durften in Saudi-Arabien auch Frauen ein Fußballspiel besuchen

In Saudi-Arabien durften Frauen erstmals ein Fußballspiel besuchen. Es war ein weiterer wichtiger Schritt für mehr Gleichberechtigung.

Als FIFA-Schiedsrichter Mark Clattenburg am Freitag die Partie zwischen den saudi-arabischen Fußballklubs Al-Ahli und Al-Batin anpfiff, jubelten erstmals 300 Frauen im King Abdullah Sports City ausgelassen mit. In langen, schwarzen Gewändern strömten sie schon zwei Stunden vor Spielbeginn ins Stadion der saudischen Küstenstadt Dschidda. Der Heimverein Al-Ahli hatte für den besonderen Anlass sogar Abajas in den Vereinsfarben Grün und Weiß anfertigen lassen.

"Ich bin so dankbar und stolz, dass ich diesen historischen Tag erleben darf", sagte Lamya Khaled Nasser der Nachrichtenagentur "AFP". Die 32-Jährige sprach von einer "sehr positiven Entwicklung", die aber noch längst nicht abgeschlossen ist.

Denn der Stadionbesuch ist zwar ein weiterer Schritt in puncto Gleichberechtigung, von einer Gleichstellung sind die Frauen im ultra-konserativen Königreich aber noch weit entfernt. Im Stadion saßen sie in einem eigenen Bereich, der mit einer Glasscheibe von den anderen Tribünen abgetrennt war. Ausschließlich dort durften Frauen alleine, oder mit ihren Familien, Platz nehmen.

Al-Ahli feiert 5:0-Erfolg

Bislang konnten die weiblichen Fans ihre Lieblingsmannschaft nur vom heimischen Sofa aus anfeuern. "In der Realität ist es ganz anders. Es ist so viel besser hier", betonte Areej al-Ghamdi, die sich einen Al-Ahli-Schal über ihre schwarze Robe geworfen hatte und der strahlenden Sonne mit einer dunklen Brille trotzte.

Die männlichen Besucher in der mit 23.500 Zuschauern längst nicht ausverkauften Arena applaudierten den Frauen, als der Stadionsprecher sie mit einer Durchsage willkommen hieß. Kurze Zeit später jubelten dann beide Geschlechter erstmals gemeinsam: Nach nur 90 Sekunden eröffnete Mohannad Aseri den Torreigen für Al-Ahli, das am Ende 5:0 gewann.

Das aus heimischer Sicht erfreuliche Ergebnis passte zu dem geschichtsträchtigen Anlass, es geriet angesichts der besonderen Gegebenheiten jedoch in den Hintergrund. Verantwortlich für die Veränderungen im Land des WM-Teilnehmers ist der erst 32 Jahre alte Mohammed Bin Salman.

Weitere Schritte zur Gleichberechtigung geplant

Der Kronprinz des Landes will dessen strikte Regeln grundlegend modernisieren. Ab März eröffnen in mehreren Städten Kinos, ab Juni dürfen Frauen erstmals Auto fahren. Bin Salman reagiert damit auch auf den demographischen Wandel.

Denn mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist unter 25 Jahre alt und strebt nach Revolution. Noch immer müssen Männer ihre Erlaubnis geben, damit Frauen studieren, reisen, und Aktivitäten in der Öffentlichkeit unternehmen dürfen.

Nach dem Spiel in Dschidda sind Frauen bei zwei weiteren Erstliga-Partien in der Hauptstadt Riad und in Dammann willkommen, ein grundsätzliches Besuchsrecht steht aber noch aus. Das 5:0 des Tabellenzweiten Al-Ahli war dennoch nicht nur ein wichtiger Dreier im Kampf um die Meisterschaft, sondern vor allem ein Sieg für die Frauenrechte in Saudi-Arabien.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten