Veh fordert Charakter statt Härte

Armin Veh hat keine leichte Aufgabe beim 1. FC Köln. Der neue Geschäftsführer Sport muss den Klub nicht nur für die Zukunft aufstellen, in der sportlichen Krise ist er vor allem als starker Mann gefordert.
Klare Worte zum Einstand, harte Kritik am Ex-Trainer, deutliche Forderungen an die Spieler: Armin Veh benötigte beim 1. FC Köln kaum Anlaufzeit, um sich Gehör zu verschaffen. Der neue Geschäftsführer Sport, seit dem 11. Dezember im Amt, weiß, dass er in seiner neuen Rolle beim Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga von Beginn an die Richtung vorgibt - und dass er sich dabei nicht nur Freunde machen wird.
Insbesondere Vehs vernichtendes Urteil über Peter Stögers Arbeit kam bei Teilen der Fans nicht gut an und sorgte für Unverständnis. Schließlich genießt der langjährige Erfolgscoach, der Anfang Dezember entlassen worden war, in Köln nach wie vor ein gutes Standing - nicht aber beim neuen Sportchef.
Schwere Vorwürfe gegen Stöger
Der schlechte Zustand der Mannschaft - mental wie körperlich -, die historisch schlechte Hinrunde mit nur sechs Punkten, der kaum noch zu vermeidende Abstieg: all das sei dem Österreicher und nicht dem aktuellen Coach Stefan Ruthenbeck zuzuschreiben, meinte der 56 Jahre alte Nachfolger des im Oktober zurückgetretenen Jörg Schmadtke: "Da kann mein jetziger Trainer überhaupt nichts dafür. Dementsprechend hat das ein anderer zu verantworten, was den körperlichen Zustand betrifft."
Das mediale Echo war entsprechend groß, auch die Fans diskutierten die Aussagen in den sozialen Medien. Veh selbst konnte das nicht nachvollziehen. Er habe "nur über Fakten gesprochen, und dazu stehe ich zu 100 Prozent! Führungsstärke hat nichts mit Härte zu tun. Dafür braucht man Charakter", sagte er der "Fußball Bild" und betonte, dass es angesichts der besonderen Umstände "nicht fair" sei, Ruthenbecks Arbeit zu bewerten: "Er kann nicht innerhalb von wenigen Tagen alles ändern."
Veh: "Ich bin kein Träumer"
Losgelöst von dieser Debatte wartet in der kurzen Winterpause viel Arbeit auf den ehemaligen Stuttgarter Meistertrainer. Schon am Mittwoch steht ein Treffen mit Ruthenbeck an. Dort soll die Trainerfrage dauerhaft geklärt werden, und auch mit Blick auf den Kader müssen Entscheidungen her. Wer würde den Gang in die 2. Bundesliga überhaupt antreten? Wer käme als Ersatz in Betracht? Welche Jugendspieler können den Profis schon jetzt dauerhaft helfen?
Veh hatte schon bei seinem Amtsantritt verdeutlicht, dass er von seinen Spielern trotz der schier aussichtslosen Situation in der Liga bis zum Schluss vollen Einsatz fordert. Die Bundesliga abzuschenken sei "nicht anständig", sagte er und betonte: "Ich bin kein Träumer. Noch nie hat es eine Mannschaft geschafft, so einen Rückstand aufzuholen. Wenn Sie mich schon nach Wundern fragen: Der Klassenerhalt wäre mein größtes Wunder!"