01.12.2017 10:29 Uhr

Schalke im Höhenflug: 5 Gründe für den Aufschwung

Schalke 04 ist nach starkem Saisonstart auf Champions-League-Kurs
Schalke 04 ist nach starkem Saisonstart auf Champions-League-Kurs

Spätestens seit dem sensationellen Comeback im Revierderby bei Borussia Dortmund ist der FC Schalke 04 wieder ein Champions-League-Aspirant. sport.de analysiert fünf Gründe für den anhaltenden Höhenflug der Knappen.

1. Die Null steht wieder

Mit 14 Gegentreffern stellt S04 die drittbeste Abwehr der Liga. Vor dem Spektakel in Dortmund war es sogar die beste. Schon fünfmal ließen die Königsblauen keinen Gegentreffer zu.

Routinier Naldo erlebt in der Zentrale der Dreierkette seinen dritten Frühling und macht die Abwehr zum großen Rückhalt der Mannschaft. "Mir macht es richtig Spaß, auf Schalke zu spielen", sagte der 35-Jährige unlängst. An der Seite des Brasilianers fühlen sich der junge Thilo Kehrer, Matija Nastasić und Benjamin Stambouli pudelwohl.

Waren die Schalker in den Vorjahren oft anfällig für späte Gegentreffer, bringen sie ihre Führungen in dieser Spielzeit meist souverän ins Ziel oder legen aus einer sicheren Abwehr heraus gar noch nach - sie die zweite Halbzeit im "Jahrhundert-Derby".

2. Tedesco macht vieles richtig

Domenico Tedesco hat längst bewiesen, dass er Schalke kann. Die Mannschaft versteht die Sprache des 32-Jährigen. Und sie versteht seine Systeme.

Tedesco hat eine eigene Spielidee. Doch der Newcomer setzt sie nicht mit Gewalt um, sondern mit dem, was er zur Verfügung hat. Er verlangt von niemandem mehr, als er leisten kann. Und doch kitzelt der Deutsch-Italiener Woche für Woche alles raus aus seinen Spielern.


Domenico Tedesco überzeugt als Schalke-Trainer

Max Meyer wurde auf die Sechs versetzt und macht dort seine besten Spiele im Schalker Trikot. Benjamin Stambouli, im Mittelfeld zuvor häufig ein Unsicherheitsfaktor, verleiht der Dreierkette Stabilität und glänzt in der Spieleröffnung.

Tedesco hat eine Einheit geformt, die zusammenhält, stets konzentriert und fokussiert auf die nächste Aufgabe. "Wir agieren als Mannschaft und spielen kompakter. Jeder ist für den anderen da", bringt es Daniel Caligiuri auf den Punkt.

Selbst nach der katastrophalen ersten Hälfte in Dortmund fand Tedesco die richtigen Worte, entfachte das Feuer in seinen Jungs und legte so den Grundstein zum phänomenalen Comeback.

Ebenso typisch für den akribischen Analytiker Tedesco: Schon wenige Stunden nach dem Jahrhundert-Derby hatte der Schalker Übungsleiter nur eines im Kopf: den nächsten Gegner aus Köln.

3. Stärke bei Standards

Ecken, Freistöße und Elfmeter waren in den letzten Jahren nicht gerade das Steckenpferd der Knappen. Das hat sich komplett geändert.

Schalke kassierte bisher nur drei Gegentreffer nach Standards und war selbst bereits satte elfmal nach ruhenden Bällen erfolgreich. Beides ist Liga-Bestwert.

Die fünf Elfmeter für Königsblau versenkten Bentaleb (3), Goretzka und di Santo allesamt sicher. Im Vorjahr wurden zwei Elfer verballert, in der Saison zuvor gar vier.

Auch nach Freistößen und Eckbällen ist Königsblau stark - und vor allem schwer auszurechnen. Mit Bastian Oczipka, Yevhen Konoplyanka und Caligiuri haben schon drei Schalker bei Standardtoren assistiert.

Im Strafraum sind neben Goalgetter Guido Burgstaller vor allem die aufrückenden Abwehrrecken stets für ein Tor gut. Spätestens seit Naldos 4:4 nach Konoplyanka-Ecke weiß man das auch in Dortmund.

4. Starke Youngster überzeugen

Über die Hälfte des Schalker Kaders ist noch keine 25 Jahre alt. Domenico Tedesco baut auf die Jugend und er baut sie in seine Systeme ein.

Leon Goretzka (22) hat sich in der Zentrale zum absoluten Führungsspieler entwickelt, ist derzeit Schalkes größter Star. Max Meyer (22) kann seine Stärken auf neuer Position voll ausspielen. Thilo Kehrer (21) besticht in der Dreierkette durch Zweikampfstärke.

Neuzugang Amine Harit (20) sorgt für die speziellen Momente im Schalker Spiel. Der dribbelstarke Franzose sucht immer den Weg nach vorne und kreiert viel Gefahr mit gewonnenen Eins-gegen-eins-Situationen.


Amine Harit (r.) schlug bei Schalke hervorragend ein

Mit Weston McKennie (19) hat Tedesco ein weiteres Talent aus der berühmten Knappenschmiede zu den Profis beordert. Der Mittelfeldmann debütierte nach starken Leistungen jüngst in der Nationalmannschaft der USA.

Dazu kommt mit dem 20-jährigen Schweizer Breel Embolo noch ein Rohdiamant, der nach schwerer Verletzung den Anschluss noch nicht ganz geschafft hat. Für Mittelfeldakteur Nabil Bentaleb (23) ist die Hinrunde wegen einer Schambeinentzündung bereits gelaufen.

5. Ruhe im Umfeld

Der Erfolg bringt eine Sache mit sich, die es auf Schalke traditionell sehr selten gibt: Ruhe. Christian Heidel und Domenico Tedesco haben ein Klima geschaffen, in dem es sich arbeiten lässt.

Trainer und Manager sitzen fest im Sattel, die Fans sind trotz des oftmals nicht berauschenden Fußballs ihrer Mannschaft glückselig. Vereinsboss Clemens Tönnies hat gelernt, die sportlichen Angelegenheiten denen zu überlassen, die sich damit auskennen.


Bleibt Leon Goretzka auf Schalke?

Selbst der drohende Abgang von Superstar Goretzka bringt in Gelsenkirchen dieser Tage niemanden aus der Ruhe. Vielleicht auch, weil ein Wechsel mit jedem erfolgreichen Schalker Spiel unwahrscheinlicher wird.

Der Nationalspieler will eine sportliche Perspektive und international spielen. Wenn Schalke so weiter macht, kann Goretzka das im nächsten Jahr auch auf Schalke haben.

Lennart Wegner

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