14.11.2017 07:16 Uhr

Ohne Happel keine Titel: HSV gedenkt Erfolgscoach

Ernst Happel war mit dem Hamburger SV sehr erfolgreich
Ernst Happel war mit dem Hamburger SV sehr erfolgreich

Er hat das Pressing erfunden und hätte die Philosophie von RB Leipzig gemocht: Vor 25 Jahren ist Österreichs Trainerlegende Ernst Happel, sechs Jahre lang Erfolgscoach beim Hamburger SV, in Innsbruck gestorben.

"Er war der menschlichste aller Schleifer" - niemand hat Ernst Happel so treffend in nur einem Satz beschrieben wie sein kongenialer Partner Günter Netzer. Sechs Jahre schwang die Trainerlegende aus Wien beim Hamburger SV das Zepter am Spielfeldrand, Netzer holte ihm als Manager seine Wunschspieler - nie war der HSV erfolgreicher als von 1981 bis 1987.

Ja, der Kettenraucher und Lebemann, der am Dienstag (14. November) vor 25 Jahren in Innsbruck starb, konnte verletzend sein. Happel hatte stets seine Lieblinge im Team, wer nicht zu ihnen zählte, hatte nicht immer ein leichtes Leben. Aber bei echten Problemen kümmerte er sich auch um den letzten Ersatzspieler. Und die Erfolge gaben ihm recht.

Denn Anfang der 1980er Jahre dominierte der HSV die Liga, Bayern München war meist nur zweiter Sieger. Die Meisterschaften 1982 und 1983 mündeten in den legendären Triumph im Europapokal der Landesmeister mit dem 1:0-Finalsieg in Athen gegen Juventus Turin. 1987 verließ Happel die Elbmetropole Richtung Heimat mit dem Gewinn des DFB-Pokals - bis heute der letzte Titel des hanseatischen Traditionsklubs.

Happel: "Wenn wir die Kugel haben, haben die anderen sie nicht"

In einer Zeit ohne Videoanalysen auf dem Trainingsplatz und ohne Laptop im Trainerzimmer war der Ausnahmecoach dennoch revolutionär - eben auf seine Art. Ballbesitzfußball im Stile von Pep Guardiola ließ er schon vor 40 Jahren spielen, die Begründung dafür war ein typischer Happel: "Wenn wir die Kugel haben, haben die anderen sie nicht."

"Er war einfach seiner Zeit voraus", erinnert sich Netzer und meint damit vor allem das Pressing, dass der Ex-Nationalspieler Jahrzehnte vor seinen Nachfolgern auf dem Rasen umsetzen ließ. Nach Ansicht von Happels Sohn Ernst junior hätte seinem Vater der aktuelle Spielstil von RB Leipzig besonders gefallen. "Diese Art des Fußballs war genau seine Philosophie", sagte der mittlerweile 64-Jährige der "Fussball Bild".

Tragisch, dass Happel 1987 nach seiner Rückkehr nach Österreich nur noch fünf Jahre blieben. Jahrzehntelang hatte der "Zauberer", wie man ihn als Spieler nannte, die starken Belga-Zigaretten gepafft, er erkrankte an Lungenkrebs. Schon von dieser Krankheit gezeichnet, übernahm Happel im Januar 1982 den Job des Nationaltrainers - und starb am 14. November 1992, vier Tage vor einem Länderspiel gegen Deutschland.

Wien gedenkt einem Großen

Am Spieltag lag seine Kappe auf der Trainerbank des Praterstadions, längst ist die Arena nach Ernst Happel benannt. Noch immer pilgern Fußball-Enthusiasten in Wien in das Café Ritter im 16. Bezirk in Ottakring.

Beim Länderspiel am Dienstag gegen Uruguay will man in der Alpenrepublik Happel gedenken. Das Altwiener Kaffeehaus in der Ottakringer Straße war quasi Happels zweite Heimat zu Lebzeiten, seine letzte Ruhestätte hat er im benachbarten Friedhof Hernals gefunden: 17. Bezirk, Feld 1, Grab 238.

Nüchterne Koordinaten am Ende einer bewegten Vita. Ganz im Sinne von Ernst Happel, der gern wenig redete. Aber dafür umso mehr leistete.

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