03.11.2017 17:03 Uhr

Vor dem Clásico: Die Sorgenkinder des BVB

Vor dem Duell mit Bayern München gib's beim BVB einige Sorgenkinder
Vor dem Duell mit Bayern München gib's beim BVB einige Sorgenkinder

Vor dem Top-Spiel gegen Bayern München am Samstag steckt Borussia Dortmund in der Krise. Auch die Formschwäche einiger Leistungsträger sowie die Diskussionen um Trainer Peter Bosz tragen zur Talfahrt bei. sport.de analysiert die Situation von fünf BVB-Sorgenkindern.

Roman Bürki: Der Umstrittene

Obwohl der Schweizer in der Bundesliga in den ersten fünf Spielten ohne Gegentor blieb, geriet er bei Medien und Fans in die Kritik. Grund dafür waren zunächst vor allem Bürkis Auftritte in der Champions League.

Im Spiel bei Tottenham Hotspur kassierte der BVB zwei Gegentore, an denen der Keeper nicht chancenlos war. Zweimal düpierten ihn die Londoner Stürmer in der kurzen Torwartecke.

Auch in der Bundesliga fing der sonst sichere Rückhalt an zu wackeln. Gegen Leipzig unterlief ihm ein klarer Torwartfehler, in den letzten beiden Spielen gegen Frankfurt und Hannover verursachte Bürki jeweils einen Elfmeter.


Beim BVB längst nicht mehr unumstritten: Keeper Roman Bürki

Gegenüber dem Portal "Der Westen" gab sich der Keeper abgebrüht: "Es ist das Los des Torhüters, in einer einzigen Sekunde zum Buhmann werden zu können - und damit komme ich klar".

Ob die unangefochtene Nummer eins auch mit Konkurrenzkampf klar kommt, bleibt abzuwarten. Jüngst kamen Spekulationen auf, der BVB sehe sich nach einem neuen Torhüter um. Im Top-Spiel gegen die Bayern hat Bürki wiederum die Chance, seine Position zu verteidigen - oder könnte sie weiter schwächen.

Ömer Toprak: Der Unterschätzte

Der türkische Nationalspieler wechselte im Sommer von Bayer Leverkusen ins Ruhrgebiet. Bei seinen bisherigen Startelfeinsätzen machte Toprak grundsätzlich einen soliden Eindruck.

Seine statistischen Werte lesen sich im Vergleich zu den anderen Dortmunder Innenverteidigern auch nicht schlecht. Mit einer Zweikampfquote von 63 Prozent gewinnt er genauso viele direkte Duelle wie Marc Bartra - und sogar fünf Prozent mehr als das vermeintliche Zweikampfmonster Sokratis.

Trotzdem machen gegnerische Teams in Toprak die Schwachstelle in der BVB-Defensive aus.

Beispiel RB Leipzig: Die Bullen pressten besonders stark, wenn Toprak im Spielaufbau am Ball war. Der Rechtsfuß musste sich auf der linken Seite immer wieder die Kugel auf den schwachen Fuß legen.

Die Spieleröffnung der Dortmunder, die sich vor allem durch schnelle, tiefe Bälle auszeichnet, wurde so immens gestört.

Toprak könnte gegen die Bayern dennoch von Beginn an auflaufen, würde von den Personalsorgen in der Dortmunder Hintermannschaft profitieren. Łukasz Piszczek fehlt verletzungsbedingt, Dan-Axel Zagadou ist rotgesperrt.

Jeremy Toljan: Der Formschwache

Auch Jeremy Toljan könnte gegen die Münchner in der Viererkette verteidigen. Sehr wahrscheinlich ist sein Einsatz aber nicht. Der Neuzugang aus Hoffenheim konnte im BVB-Trikot bislang noch nicht überzeugen.

Gegen Leipzig erlebte Toljan einen rabenschwarzen Tag. "Jeremy hat heute nicht überzeugt, hat nicht gut gespielt", kritisierte Sportdirektor Michael Zorc den U21-Europameister nach der Partie.

In den Duellen mit dem flinken RB-Flügelstürmer Bruma wirkte der Youngster völlig überfordert. Die Folge seiner schwachen Leistungen waren die Bank gegen Hannover, beziehungsweise die Tribüne gegen Nikosia.


Jeremy Toljan (m.) muss vorerst auf der Bank Platz nehmen

Nach dem Ausfall von Piszczek galt Toljan zunächst als einzige Alternative. Doch Trainer Peter Bosz setzte auf Bartra als Rechtsverteidiger.

Der wiedergenesene Kapitän Marcel Schmelzer nimmt seine Stammposition hinten links ein. Für Toljan bleibt da wohl nur ein Platz zum Zuschauen übrig.

Pierre-Emerick Aubameyang: Der Torlose

Die Torkrise des Gabuners ist sinnbildlich für die aktuelle Situation der Borussia. Der Torjäger a.D. wartet wettbewerbsübergreifend seit nunmehr vier Spielen auf einen Treffer. Dabei ist der Stürmer in Normalform die offensive Lebensversicherung seiner Mannschaft.

Trifft Aubameyang in einem Spiel für den BVB, liegt die Siegquote bei 71 Prozent. Bleibt der Gabuner aber torlos, gewinnen die Borussen nicht mal ein Fünftel ihrer Spiele.


BVB-Torjäger Aubameyang hat seit Wochen Ladehemmung

Trainer Peter Bosz mahnte zur Geduld mit seinem Stürmer: "Auba hat gerade kein Glück. Das kommt wieder". Für Dortmund wäre es enorm wichtig, wenn der Knoten des 28-Jährigen im deutschen "Clásico" platzt. Das gäbe Aubameyang und dem ganzen Team ein Stück Selbstbewusstsein zurück.

In der vergangenen Saison gewann der BVB sein Heimspiel gegen München mit 1:0. Torschütze war natürlich Pierre-Emerick Aubameyang. Die Schwarz-Gelben hoffen also auf eine Wiederholung der Ereignisse.

Peter Bosz: Der Sturkopf

Auch der Trainer der Borussia blieb in den letzten Wochen nicht von Kritik verschont. Nach dem gelungenen Saisonstart mit furioser Offensivstärke und stabiler Defensive gab es zuletzt zunehmend Vorwürfe an Boszs System.

Schon vor dem Champions League Spiel am Mittwoch gegen Nikosia rechtfertige sich der Niederländer für seine vermeintlich unflexible Taktik. "Natürlich haben wir einen Plan B", sagte Bosz. Wichtiger ist für den Übungsleiter jedoch, "dass wir am Plan A gearbeitet und darüber gesprochen haben".

Gegen München wird seine Marschroute erneut auf eine harte Probe gestellt. Das Dortmunder Ballbesitzspiel und das hohe Gegenpressing erwiesen sich in der laufenden Saison besonders in den Top-Spielen gegen Real Madrid, Tottenham und Leipzig als sehr anfällig.

Im Duell mit den ballsicheren Bayern ist Bosz eventuell gut beraten, mit einer Alternative im Matchplan aufzuwarten.

Tom Kühner

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