01.11.2020 20:23 Uhr

Als die Roma einen Nobody zum Millionär machte

César Gómez (l.) avancierte zur größten Transferpanne aller Zeiten
César Gómez (l.) avancierte zur größten Transferpanne aller Zeiten

Am 1. November 1997 stand das teuerste Missverständnis der Fußball-Geschichte das einzige Mal in der Startelf der AS Rom. Noch heute lachen Fans und Verantwortliche des CD Teneriffa über den millionenschweren Transfer von Nobody César Gómez in die Ewige Stadt.

Alles begann mit einer ganz normalen Partie der UEFA-Cup-Saison 1996/1997. Der italienische Spitzenverein Lazio Rom war damals in der zweiten Runde überraschend am spanischen Vertreter und heutigen Zweitligisten CD Teneriffa gescheitert.

Das Team von der Ferieninsel hatte im Rückspiel ein 0:1 aus dem ersten Duell aufgeholt und war durch einen 5:3-Erfolg weitergekommen. 

Dabei brannte sich bei Lazio-Trainer Zdenek Zeman ein Spieler ins Gedächtnis ein, den er im Sommer danach unbedingt verpflichten wollte.

Doch das Unheil nahm seinen Lauf: Zeman wechselte zur neuen Saison von Lazio zu Stadtrivale AS Rom. Und dem Coach entfiel der Name des Teneriffa-Verteidigers, der ihm so imponiert hatte.

Zunehmend verzweifelt erkundigte sich der Fußballlehrer bei Lazio-Stürmer Pierluigi Casiraghi nach dem starken Gegenspieler aus dem UEFA-Cup-Spiel. "Irgendein spanischer Name, ich glaube mit einem 'Z' am Schluss", antwortete Casiraghi der Legende nach.

Vertreter der AS Rom mit peinlicher Verwechslung

Diese vage Information reichte Zeman aus, um Roma-Vertreter nach Teneriffa zu schicken. Nach intensiven Recherchen waren sich die Italiener sicher: Beim vom Trainer angeforderten Spieler konnte es sich nur um César Gómez handeln.

Der argentinische Nationalspieler und Spitzenverteidiger Pablo Paz, von dem eigentlich die Rede war, fiel durchs Raster.

Sollte zur AS Rom wechseln, kam aber nicht: Pablo Paz (r.)
Sollte zur AS Rom wechseln, kam aber nicht: Pablo Paz (r.)

Die Verantwortlichen von Teneriffa waren zunächst vollkommen überrascht, dass sich tatsächlich eine Delegation aus Italien ankündigte, um über eine Verpflichtung von Gómez zu verhandeln.

Der geborene Madrider war bei den Insulanern längst aussortiert worden, ohne realistische Perspektive auf weitere Einsätze.

Die CD-Bosse spielten das Spiel nur allzu gerne mit und verkauften Gómez für die damals durchaus stattliche Summe von umgerechnet dreieinhalb Millionen Euro nach Rom.

Stammspieler und Leistungsträger Paz, der am Tag der Transfergespräche mit den Römern krank war, lief noch einige Jahre für die Tinerfenos auf.

Gómez konnte sein Glück über den überraschenden Wechsel kaum fassen. "Mein Leben änderte sich in ein paar Stunden. Ich traf zwei Abgesandte der Roma und bekam ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte", berichtete er später gegenüber der "Gazzetta dello Sport".

Cesar Gómez spielte nur dreimal für die AS Rom

In der Ewigen Stadt angekommen, unterzeichnete der Neuzugang einen Vertrag über vier Jahre. Rund 70.000 Euro Gehalt - pro Monat versteht sich - strich der limitierte Abwehrspieler ein und wurde so zum Millionär.

Dass es sportlich für die hohen Ansprüche der AS bei Weitem nicht reichte, wurde allerdings nur allzu schnell offensichtlich.

Insgesamt stand Gómez dreimal für die Roma auf dem Rasen, darunter fünf Minuten gegen Neapel und drei Minuten gegen Florenz. Für die Startelf reichte es ein einziges Mal: Am 1. November 1997, ausgerechnet im Stadtderby gegen das verhasste Lazio.

1:3 verlor die AS das Prestige-Duell mit Zemans Ex-Klub. Gómez absolvierte danach nie wieder Spiel in der Serie A.

An seinem Status als Spitzenverdiener änderte das aber nichts. Die teuerste Verwechslung der Fußballgeschichte erschien pünktlich und verlässlich drei Jahre lang zu jedem Training und verhielt sich tadellos.

Seinen Vertrag in Rom saß Gómez aus. Als der Kontrakt im Jahr 2001 endete, trat César Gómez zurück und setzte sich mit seinen Millionen zur Ruhe.

Mats-Yannick Roth

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