07.10.2017 14:36 Uhr

Fall Hüseynov: Grindel fordert Aufklärung

Klares Statement von DFB-Boss Reinhard Grindel
Klares Statement von DFB-Boss Reinhard Grindel

DFB-Präsident Reinhard Grindel hat von Aserbaidschan verlangt, Licht in den Fall Hüseynov zu bringen.

"Ohne gesicherte Erkenntnisse ist eine Bewertung dieses Falles sehr schwierig. Deshalb fordern wir die Regierung Aserbaidschans auf, für rückhaltlose Aufklärung zu sorgen und nachvollziehbare Gründe zu nennen, die für die Haftentlassung gesorgt haben", sagte Grindel am Samstag in Mainz.

Nationalspieler Javid Hüseynov saß wegen Beteiligung an einem Gewaltverbrechen im Gefängnis. Der renommierte Journalist Rasim Aliev war nach einer scharfen Kritik an dem Mittelfeldmann zunächst brutal zusammengeschlagen worden. Im Krankenhaus kam er später unter ungeklärten Umständen ums Leben. Hüseynov wurde zu vier Jahren Haft verurteilt, der Haupttäter zu 13 Jahren.

Nach 14 Monaten kam der Profi überraschend frei und spielte im März im WM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland erstmals wieder Fußball. Auch beim Rückspiel am Sonntag steht er im Kader Aserbaidschans.

DFB steht für "Einhaltung von Presse- und Meinungsfreiheit"

"Dieser Vorgang ist unfassbar tragisch, das Leid der Familie unermesslich", sagte Grindel über den Tod Alievs. Vor dem Hinspiel sei dem DFB der ganze Sachverhalt nicht bekannt gewesen, jetzt wolle er aber auch die Verbandsvertreter beim offiziellen Essen darauf ansprechen.

Jeder Straftäter habe ein Recht auf Resozialisierung, so Grindel, aber der DFB stehe auch "für good governance und die Einhaltung von Presse- und Meinungsfreiheit. Das gilt auch für Aserbaidschan." Es müsse im Interesse der aserbaidschanischen Regierung liegen, deutlich zu machen, "warum es zu einer Verkürzung der Haftzeit gekommen ist".

DFB plant Aktionen zum 75. Jahrestag der Schlacht von Stalingrad

Auch in anderer Hinsicht will der deutsche Fußball-Bund seiner "gesellschaftlichen Verantwortung" gerecht werden. Der DFB plant bei der WM 2018 in Russland eine Reihe von Aktionen vor Ort rund um den 75. Jahrestag der Schlacht von Stalingrad (heute Wolgograd).

"Wir wollen das Motto pflegen: Brücken zwischen den Menschen bauen - und nicht nur zwischen den Mächtigen", sagte Grindel. Die Mannschaft sei "bei der WM, um wieder den Titel zu gewinnen, das hat Priorität", erklärte der DFB-Boss: "Wenn es in diesem Rahmen möglich ist, gesellschaftspolitische Akzente zu setzen", solle dies aber geschehen.

Bereits geplant sind ein Duell der deutschen und der russischen U18 am 8. Mai im WM-Spielort Wolgograd. Tags darauf werden die deutschen Junioren mit den Russen die Gedenkstätte vor Ort und abends das russische Pokalfinale besuchen. "Das hat außerordentlichen symbolischen Wert", sagte Grindel.

Außerdem wird der DFB am 7. Mai einen internationalen Fandialog in Moskau organisieren. Geplant sind überdies Spiele mit Amateurmannschaften an den deutschen Gruppenspielorten. "Trotz historischer Last kann neue Freundschaft entstehen", so Grindel.

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