Stratege Rudy erntet Lob von allen Seiten

Traumtor-Schütze, Stratege, Anführer: Sebastian Rudy bewirbt sich in seinem besten Länderspiel eindrucksvoll um einen Stammplatz.
Sebastian Rudy ließ die Frage zu seinen WM-Chancen nach seiner herausragenden Leistung in Belfast ins Leere laufen, als wäre sie ein lästiger nordirischer Gegenspieler. Die Mannschaft habe insgesamt "eine gute Partie gemacht", sagte der Münchner nach dem 3:1 (2:0) gegen Nordirland - und zu sich selbst: kein Wort.
Das übernahmen andere. "Er ist ein super Fußballer", sagte Mats Hummels, Jérôme Boateng meinte: "Das ist ein ganz toller Spieler, super Technik, gutes Auge für den Mitspieler und gute Schusstechnik, wie wir ja gesehen haben."
Mit seinem Traumtor aus 25 Metern in den Winkel erleichterte Rudy den Weltmeistern den letzten Schritt nach Russland gehörig. "Das war kein Zufall", sagte Kapitän Thomas Müller über den Knalleffekt nach 78 Sekunden, in der Bundesliga sei Rudy zuletzt gegen Mainz oder Schalke nah dran gewesen an solch einem Treffer. "Das war jetzt der dritte Versuch, und irgendwann erwarte ich das auch mal, dass er reingeht", ergänzte Müller verschmitzt.
Rudy-Konkurrenten stehen Schlange
Rudy erklärte seinen ersten Treffer im 22. Länderspiel in der ihm eigenen, unaufgeregten Art. "Der Ball kam von Jo (Kimmich, Anm. d. Red.) zu mir, ich habe einfach draufgehauen, instinktiv. Ein bisschen Glück ist immer dabei", sagte er.
Doch es war ja nicht nur das Tor. Dass das Spiel gegen wackere Nordiren für die DFB-Elf zum Schaulaufen wurde, war zu einem großen Teil Rudys Verdienst. Er leitete das 3:0 durch Joshua Kimmich in der Nachspielzeit mit einem Außenristpass ein. Er glänzte als Stratege, Ballverteiler und Anführer, stellte im defensiven Mittelfeld sogar Toni Kroos in den Schatten - und bewarb sich nachdrücklich um einen Stammplatz neben dem gesetzten Weltmeister von Real Madrid.
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— DFB-Team (@DFB_Team) 6. Oktober 2017
Der Confed-Cup-Sieger nutzte seine Chance erneut - auch diesmal in Abwesenheit einiger Konkurrenten auf der Sechser-Position. Weltmeister Sami Khedira, İlkay Gündoğan oder Julian Weigl müssen sich strecken, wenn sie wieder fit sind, um Rudy zu verdrängen. Emre Can, in Nordirland eingewechselt, hat Rudy bereits abgehängt.
Konzentration nur auf den Fußball
Auch in München schwärmen sie von ihrem Neuzugang aus Hoffenheim, der dort eine Lücke hinterlassen hat. "Es war ein super Schachzug von Bayern, ihn zu holen", sagte sein früherer Klubkollege Sandro Wagner am Donnerstag, "dass er nicht mehr bei uns ist, tut uns weh. Da ist uns viel Qualität verloren gegangen."
Rudy würde ein derart ehrliches, schmeichelhaftes Lob nie bestätigen. Sprüche machen, öffentlich Ansprüche stellen - das ist nicht die Art des 27-Jährigen, der seine DFB-Karriere als biederer Rechtsverteidiger und Ersatz für Philipp Lahm begonnen hatte.
Das bestätigte er auch in Belfast. "Ich bin dafür da, Fußball zu spielen und meine Leistung zu bringen. Darauf konzentriere ich mich", sagte er. Und das klappt derzeit sehr gut.