01.09.2017 08:00 Uhr

ÖFB-Team wieder als Drachen-Töter?

Ivo kam, sah und traf - Österreich siegte in Wales
Ivo kam, sah und traf - Österreich siegte in Wales

Wenn Österreich zum ersten Mal seit 1998 wieder zu einer WM-Endrunde will, dann müssen am Samstagabend (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) in Wales drei Punkte her. Dies gelang in Cardiff bereits vor zwölf Jahren mit einem 2:0-Sieg dank Toren von Ivica Vastić und Martin Stranzl.

weltfussball erinnert an die letzten rot-weiß-roten "Drachen-Töter" vom Samstag, dem 26. März 2005. In der heimischen Bundesliga waren damals noch Namen wie der GAK, FC Superfund Pasching, FC Wacker Tirol, Schwarz-Weiß Bregenz oder eine Salzburger Mannschaft mit violetten Vereinsfarben zu finden. Als Teamchef agierte ein Mann, dem man es abnahm, wenn seine Hand bei der Bundeshymne zur Brust ging: Hans Krankl.

Als Spieler ein Ausnahmestürmer, der das ÖFB-Team bei der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien zum legendären 3:2-Erfolg gegen Titelverteidiger Deutschland geschossen hatte. Mit einem Doppelpack, der dem Rapid-Torjäger die Tür zum FC Barcelona öffnen sollte. Als Trainer hingegen später glücklos mit einem verlorenen Cup-Finale gegen den SV Stockerau als Tiefpunkt. Dennoch erhielt er später seine Chance als Chefcoach der Nationalmannschaft.

In einer äußerst schwierigen Gruppe mit England, Polen, Nordirland sowie Wales begann im September 2004 für Österreich die WM-Qualifikation. Am 13. Oktober 2004 brach nach einem unglücklichen 3:3-Remis in Belfast gegen die Nordiren dann der "Vulkan" Johann K. zum ersten Mal so richtig aus. Fernseh-Geschichte dank der Interview-Künste eines sonst im Ski-Weltcup weit besser aufgehobenen ORF-Mikrofonträgers.

"Wir schlagen Wales zweimal!"

"Wir schlagen Wales zweimal!" - wenigstens eine Ankündigung von "Lautsprecher" Krankl, die sich als wahr erweisen sollte. Geschehen im März 2005. Zunächst musste Österreich dabei ins Millennium Stadium von Cardiff. Für die Rugby WM 1999 war mitten im Stadtzentrum der walisischen Metropole die beeindruckende neue Arena errichtet worden. Mittlerweile heißt sie aus Sponsorgründen längst Principality Stadium und Fußball-Länderspiele werden inzwischen im weit kleineren aber dafür einen größeren Heimvorteil bietenden Cardiff City Stadium ausgetragen.

Samstagnachmittag, Spielbeginn 16:00 Uhr. Ein für heimische Verhältnisse ungewöhnlicher Termin für ein WM-Qualifikationsspiel. Auf der Insel hingegen ganz normaler Alltag. 47.760 Fans auf den Rängen im "Millennium". Bei Wales schwärmte man im Vorfeld von den "Fab Four" mit Kapitän Ryan Giggs, John Hartson, Craig Bellamy und Simon Davies. Am Ende stellten jedoch die "Fantastischen Vier" mit Torhüter Helge Payer, Defensiv-Abräumer Emanuel Pogatetz, Mittelfeld-Dynamo Martin Stranzl und Super-Joker Ivica Vastić die Stars von Manchester United, Celtic und Tottenham in den Schatten.

"Helge Payer ist Österreichs Nummer 1", sangen die mitgereisten österreichischen Anhänger nach der Glanzleistung des Rapid-Keepers. Der gebürtige Welser wurde zum "Prince of Wales", a star was born.

"You are the f....ing goalkeeper, that saved all my shots"

2016, Duell der U19-Teams von Wales und Österreich. Ihre aktiven Karrieren sind längst vorbei, aber Co-Trainer Bellamy steht Tormanncoach Payer plötzlich erneut gegenüber. "You are the f...ing goalkeeper that saved all my shots", brach aus dem Torjäger die Erinnerung hervor. Die zwei Partien gegen die Waliser, wo er beide Male "zu Null" spielte, waren die Höhepunkte in der Laufbahn von Helge Payer im österreichischen Nationalteam.

Seine Paraden machten den ersten Auswärtssieg in Wales seit einem halben Jahrhundert (1955 hatte es durch Treffer von "Turl" Wagner und Gerhard Hanappi einen 2:1-Erfolg für die ÖFB-Auswahl gegeben) möglich. Payer hielt, was zu halten war. Vor ihm räumten in der Innenverteidigung Anton Ehmann und Neo-Russland-Legionär Pogatetz (für den aus Moskau zuvor Spartak gegenüber dem GAK tief in die Tasche gegriffen hatte) nahezu alles weg. "Like iron", meinte ein Beobachter aus England anerkennend über "Pogerl". Bereits im kommenden Sommer holte ihn Middlesbrough dann in die Premier League.

Ähnliche Attribute zeichneten Martin Stranzl aus. Der damalige Stuttgarter scheute keinen Weg, war von der ersten bis zur letzten Minute unterwegs und dominierte im Mittelfeld gemeinsam mit Renè Aufhauser.

"Österreich hat die Schlacht im Mittelfeld gewonnen"

"Österreich hat die Schlacht im Mittelfeld gewonnen", konstatierte auch der walisische Teamchef John Toshack bei der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Möglich gemacht hatte den Sieg aber erst der späte Führungstreffer des damals ältesten Spieler im ÖFB-Aufgebots: Ivica Vastić. Zuvor bei der Wiener Austria nur mehr zweite Wahl und auch in der Nationalmannschaft zunächst auf die Bank verbannt. Aber wie schon bei der WM 1998 mit seinem unglaublichen Schlenzer ins Kreuzeck beim Ausgleich gegen Chile demonstrierte der Super-Techniker einmal mehr auch als "Joker" seine Klasse.

Ivo kam, sah und traf. Martin Stranzl machte mit dem 2:0 den Deckel drauf. Am Ende hörte man in Cardiff nur mehr "Immer wieder Österreich". Es ist Zeit für eine Neuauflage!

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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Cardiff

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