Immer noch der "Bad Boy"? Boateng vor BuLi-Rückkehr

Ein paar kurze Blicke in die Frankfurter Zeitungen genügten, um sich ganz schnell wieder an das Image von Kevin-Prince Boateng zu erinnern. Als "Bad Boy", "Enfant terrible" und "Skandalnudel" wird da der 30-Jährige beschrieben, der kurz vor seiner Unterschrift bei der Eintracht steht. Die Vergangenheit hat das "Ghetto-Kid" aus Berlin-Wedding wieder eingeholt - noch bevor seine Rückkehr in die Bundesliga feststeht.
Doch für Niko Kovač zählt das alles nicht. Der Frankfurter Coach verteidigt seinen früheren Mitspieler vehement. "Es ist leicht, mit dem Finger auf einen zu zeigen, das machen viele. Zu viele maßen sich an, über Menschen zu urteilen, die sie nicht kennen", sagte Kovač, der zum Ende seiner Karriere bei Hertha BSC für kurze Zeit mit dem jungen Boateng zusammengespielt hat: "Ich weiß, was für ein Typ er ist. Er ist ein echter Kerl."
Trotz des leidenschaftlichen Plädoyers von Kovač hat sich eben jener Kerl mit den zahlreichen Tattoos seinen zweifelhaften Ruf hart erarbeitet. Der Halbbruder des deutschen Nationalspielers Jerôme hat am Mittwoch seinen Vertrag beim spanischen Erstligisten UD Las Palmas aufgelöst, er war schon immer für Schlagzeilen gut.
Plötzlich Hassobjekt
Für das größte Aufsehen sorgte Boateng, als er 2010 im Trikot des FC Portsmouth den damaligen deutschen Spielführer Michael Ballack so übel foulte, dass der die WM-Endrunde 2010 in Südafrika verpasste. Die Karriere Ballacks in der DFB-Auswahl war damit vorbei - und Boateng für lange Zeit das Hassobjekt der deutschen Fans.
Auch Boateng selbst pflegte schon immer sein Image als Problem-Typ - vor allem mit polarisierenden Aussagen. "Wir sind Ghetto-Kids. Dort, wo wir herkommen, wirst du entweder Gangster, Drogendealer oder Fußballspieler", sagte er einmal über sich und seine Kumpels Änis Ben-Hatira und Ashkan Dejagah. Dass er 2009 nachts in Berlin Autospiegel abtrat und zu einer Geldstrafe in Höhe von 56.000 Euro verurteilt wurde, passt nahezu perfekt dazu.
Genau wie zahlreiche Passagen in Boatengs Biographie "Ich Prince Boateng - mein Leben, mein Spiel, meine Abrechnung". Dabei beschreibt der Offensivspieler auf 352 Seiten sein Leben "zwischen Mord und Millionen, Skandalen und Trophäen". Es geht vor allem um Sauftouren, Nachtclub-Besuche und schnelle Autos.
Sportlich illustre Vita
Sportlich war Boateng in allen großen Ligen unterwegs. 98-mal lief er in der Bundesliga für die Hertha, Borussia Dortmund und Schalke 04 auf. 85 Einsätze absolvierte Boateng in der italienischen Serie A für den FC Genua und den AC Mailand. 37 Spiele stehen für ihn in der englischen Premier League für Tottenham Hotspur und Portsmouth zu Buche. Und in 28 Partien hat er in der vergangenen Saison der spanischen Primera División das Trikot von Las Palmas getragen.
Dazu kommen 33 Begegnungen in der Champions League und 15 Länderspiele für Ghana - im Gegensatz zu Ballack war Boateng bei der WM 2010 dabei. "Über seine fußballerischen Qualitäten muss man nicht diskutieren", sagte Kovač: "Er kann vielen Bundesligisten helfen, also auch Eintracht Frankfurt."