16.08.2017 14:38 Uhr

Altach ist bereit für harte Maccabi-Nuss

Gegen Gent haben die Vorarlberger schon überrascht
Gegen Gent haben die Vorarlberger schon überrascht

Der SCR Altach strebt das nächste Highlight der Vereinsgeschichte an. Gegner im Playoff zur Europa League ist Maccabi Tel Aviv - laut Trainer Klaus Schmidt eine "sehr abgebrühte, sehr abgezockte" Mannschaft. Selbstvertrauen für das Hinspiel am Donnerstag (ab 20:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) im Tivoli-Stadion bezogen die Altacher ausgerechnet aus der jüngsten Niederlage.

Schon vor zwei Jahren stand Altach auf dem Sprung in die Gruppenphase, gegen den portugiesischen Vertreter Os Belenenses zog man damals nur knapp den Kürzeren. Diesmal wartet ein vielleicht noch größerer Brocken auf die Rheindörfler, die in der heimischen Meisterschaft drei Niederlagen in Folge kassierten. Am Samstag unterlag man trotz starker Leistung und einer Vielzahl an hochkarätigen Chancen 0:1 gegen RB Salzburg.

"Wir wissen ja, dass es gegen starke Gegner meistens ganz gut ausschaut. Das hat uns wieder gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Es hat für das Selbstvertrauen gutgetan, dass wir Salzburg praktisch in Schach haben halten können", meinte Schmidt. "Salzburg ist auf einem ähnlich hohen Niveau wie Gent oder Maccabi Tel Aviv. Vielleicht tun wir uns gegen stärkere Gegner einfacher", sagte Kristijan Dobras. "Wir dürfen uns nicht verstecken", fügte der Mittelfeldspieler hinzu.

Der israelische Rekordmeister ist gut in Schuss. Zwar beginnt die Meisterschaft erst am Wochenende, durch die Spiele in der Europa-League-Quali und im israelischen Toto-Cup sind die Kicker aber voll im Saft. Die Bilanz ist beeindruckend: Von zehn Pflichtspielen in diesem Sommer gewann Tel Aviv neun, dazu gab es ein Unentschieden. In der Europa-League-Qualifikation haben die Israelis in den sechs Spielen gegen KF Tiranë, Panionios und KR Reykjavík nur ein Gegentor erhalten.

"Holländisch geprägt"

"Es ist eine holländisch geprägte Mannschaft. Sie spielt in einem 4-3-3-System und ist es gewohnt, viel im Ballbesitz zu sein", analysierte Schmidt. "Die Spieler sind sehr routiniert, haben teilweise im Ausland Erfahrung gesammelt. Es ist eine sehr routinierte, sehr eingespielte Truppe." Wichtig werde sein, Nachlässigkeiten wie in der Schlussphase gegen Salzburg, tunlichst zu vermeiden.

Star von Maccabi Tel Aviv ist kein Spieler, sondern der Trainer. Jordi Cruyff, der im Juni an die Seitenlinie rückte, ist der Sohn der im Vorjahr verstorbenen Fußball-Legende Johan Cruyff. Der Niederländer spielte in seiner aktiven Karriere unter anderem für den FC Barcelona, Manchester United, Alaves sowie in der Ukraine und auf Malta. Mit Alaves scheiterte er 2001 im UEFA-Cup-Finale an Liverpool. 2012 wurde Cruyff in Tel Aviv zum Sportdirektor bestellt, wo er nun erstmals als Cheftrainer fungiert.

"Wir haben jetzt einen schwierigen Gegner. Ich kann nicht sagen, dass wir Favoriten gegen Altach sind - mit Sicherheit nicht. Also müssen wir uns gut vorbereiten und auf das Spiel fokussieren", äußerte sich der 43-jährige vor dem Abflug nach Salzburg vorsichtig. Cruyff hat im Sommer mit dem serbischen U20-Weltmeister Predrag Rajković eines der größten Torhüter-Talente für Maccabi an Land gezogen. Zuletzt wurde mit Tino-Sven Sušić ein bosnischer Nationalspieler für das zentrale Mittelfeld verpflichtet, leihweise von KRC Genk.

Häuptling Tal Ben Haim

Der erfahrenste Akteur der Truppe ist Tal Ben Haim. Der Abwehrmann spielte zehn Saisonen in England, unter anderem bei Chelsea, Manchester City und Bolton, und ist eine Ikone des israelischen Fußballs. Mit 35 Jahren ist Ben Haim in der Innenverteidigung immer noch gesetzt - und torgefährlich: Am vergangenen Samstag traf der 92-fache Teamspieler im letzten Toto-Cup-Gruppenspiel gegen Hapoel Ra'anana (2:1) aus rund 30 Metern ins Netz.

"Er ist der Häuptling in der Mannschaft", wusste Schmidt, der sich hinsichtlich der Zielvorgabe nicht zu weit aus dem Fenster lehnen wollte. "Wir wollen so eine Ausgangsposition, dass wir am nächsten Donnerstag noch ein Finale haben mit gewissen Perspektiven", legte der Steirer Realismus an den Tag, wie er es nannte. Das Rückspiel findet eine Woche später in Netanya statt, wohin Maccabi ausweichen muss, solange das eigene Stadion umgebaut wird.

Auch Altach kann im Europacup nicht im eigenen Stadion spielen. Die Verantwortlichen hoffen, dieses Mal in Innsbruck die Marke von 5.000 Zuschauern zu knacken. Der Besucherrekord für Altach-Begegnungen im Tivoli liegt knapp darunter. "Wenn der Funke überspringt, dann wäre es super", sagte Schmidt. "Dann hätten wir ein Vorarlberger Fußballfest in Innsbruck." Zuletzt gab es das schon beim 3:1-Sieg im Rückspiel gegen KAA Gent.

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apa/red

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