23.07.2017 10:03 Uhr

Jones fordert klaren Sieg gegen Russland

Steffi Jones ist mit der bisherigen EM nicht zufrieden
Steffi Jones ist mit der bisherigen EM nicht zufrieden

Steffi Jones ist freundlich, kommunikativ und harmoniebedürftig. Doch niemand sollte sich täuschen. Die nette Bundestrainerin kann auch ein anderes Gesicht zeigen, obwohl ihr das gar nicht so leicht fällt.

Nach dem zweiten durchwachsenen EM-Auftritt beim 2:1 gegen Italien setzte die 44-Jährige einen deutlichen Reizpunkt. Offensichtlich dämmerte ihr es, dass zu viel Harmonie im Team leistungshemmend wirken und das deutsche Spiel in Schönheit erstarren könnte.

So platzierte Jones wohl gezielt über die Medien einen Weckruf, um die seit Wochen herrschende Wir-haben-uns-alle-lieb-Mentalität zu durchbrechen. Zum Gruppenfinale verlangt Jones eine erhebliche Leistungssteigerung und einen deutlichen Sieg: "Wir wollen das Spiel gegen Russland ganz klar gewinnen."

Auch wenn Dienstag in Utrecht gegen die Sbornaja ein Remis zum Viertelfinaleinzug genügen würde, benötigt der Titelverteidiger eine Bestätigung der eigenen Stärke. Nicht zuletzt deshalb darf es kein Taktieren geben. "Russland wird genauso robust auftreten und tief stehen wie Italien. Da müssen wir zeigen, dass wir was aus den bisherigen Partien gelernt haben. Und Tore schießen", so die Trainerin.

Zu häufig ins "Klein-Klein-Spiel" verfallen

Auch wenn die Punktausbeute aus den Partien gegen Schweden (0:0) und Italien okay ist, sieht Jones Anlass, den Finger in die Wunde zu legen. Die Mängelliste ist lang: Schlechte Chancenverwertung trotz spielerischen Dominanz. Fehlende Cleverness wie nach der 1:0-Führung gegen Italien, als man prompt ein Kontertor kassierte. Und Sorglosigkeit wie in der Schlussphase, als die Elf trotz Überzahl beinahe ein zweites Mal den Vorsprung verspielte.

Durch "Klein-Klein-Spiel" habe man den Ball vertändelt, beim Konter nicht gute verteidigt und den Vorteil zehn Minuten nach dem ersten Turniertor von Josephine Henning (19.) aus der Hand gegeben. "Auf einmal steht es 1:1. Das bringt einen schon in Rage", kommentierte Jones. Man habe solche Fehler ja "nicht nur einmal analysiert". Mitgenommen von der emotionalen Achterbahnfahrt mahnte Jones: "Wir haben der Mannschaft viel Vertrauen ausgesprochen, so reicht es aber nicht."

Sich irgendwie durchzuwurschteln, auf Geschenke wie den Patzer von Italiens Torfrau Laura Giuliani oder einen umstrittenen Elfmeterpfiff zu hoffen, der Babett Peters Siegtor vorausging, genügt Jones nicht. "Wir müssen zielstrebiger sein."

Fokus wird ab Sonntag auf Russland gerichtet

Nach Regeneration und Pflege stand am Samstag ein Abendessen außerhalb des komfortablen Teamquartiers an. Raus aus der Wohlfühloase des Nobel-Hotels in Sint-Michielsgestel, rein in ein Restaurant im nahen 's-Hertogenbosch. So fand das Team ein wenig Zerstreuung, bevor der Fokus von Sonntag an Russland gilt.

Henning vom Champions-League-Sieger Olympique Lyon räumte ein, dass die Jones-Kritik berechtigt sei. Wie ihre Innenverteidiger-Kollegin Peter sieht die 27-Jährige aber keinen Anlass zur Sorge: "Die Trainerin hat recht. Aber wir sind auch sehr selbstkritisch. Alle Spielerinnen wollen zu hundert Prozent, daran liegt es nicht."

Rumpel-Vorrunde auch schon vor vier Jahren

Peter, die gegen Italien das Siegtor (67./Foulelfmeter) markierte, sprach von einem "Déjà-vu". Schließlich rumpelte die DFB-Elf bei der EM vor vier Jahren in Schweden mit einem mageren 1:1 gegen Holland, einem 3:0 gegen Island und einer 0:1-Pleite gegen Norwegen viel schlimmer durch die Vorrunde. Damals half eine offene teaminterne Aussprache ohne Trainer. Nach dem reinigen Gewitter siegte man sich mit drei 1:0-Erfolgen zum sechsten Titel hintereinander.

"2013 wurden wir in der Gruppenphase auch kritisiert, dann wurden wir Europameister", erklärte die von Jones als "Fels in der Brandung" geadelte Peter. Die Wolfsburgerin bleibt zuversichtlich. "Für mich ist das Glas nicht halb leer, sondern halb voll. Wir haben alles selbst in der Hand und wollen gegen Russland das Viertelfinale klar machen. Dann werden wir sehen, wie es weiter geht." Für Dzsenifer Marozsán ist es ganz einfach: "Es muss einfach mal knallen."

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