17.07.2017 13:10 Uhr

ÖFB-Frauen bestreiten EM-Schlüsselpartie

Laura Feiersinger rechnet mit Anfangsnervosität
Laura Feiersinger rechnet mit Anfangsnervosität

Das österreichische Frauen-Nationalteam trifft am Dienstag (ab 18.00 Uhr im weltfussball-Liveticker) bei seiner EM-Premiere auf die Schweiz. Die Eidgenossinnen sind im Gruppe-C-Duell in Deventer Favorit, die Truppe von Teamchef Dominik Thalhammer hofft aber auf eine Überraschung. Will man eine Aufstiegschance wahren, gilt zum Auftakt die Devise verlieren verboten, da im darauffolgenden Spiel die vermeintlich übermächtigen Französinnen warten.

"Das erste Spiel in einem Turnier hat eine ganz hohe Bedeutung. Wenn das verloren wird, dann sind die Chancen, weiterzukommen, dramatisch verringert. Das ist uns bewusst", sagte Thalhammer. "Das erste Spiel ist richtungsweisend, wenn es gut läuft, kann man eine Euphorie mitnehmen", weiß Offensivspielerin Laura Feiersinger.

EM-Premiere und Nervosität

Die 24-Jährige rechnete bei der EM-Premiere mit Anfangsnervosität. Die wird sich aber nicht auf die ÖFB-Truppe beschränken. Davon geht zumindest Thalhammer aus: "Sie waren zwar schon bei einer WM, aber es ist ihre erste EM. Dass die ganz eiskalt in die Spiele gehen, glaube ich daher nicht."

Hinzu kommt, dass die Schweizerinnen Druck verspüren. Sie haben das Viertelfinale klar als Ziel ausgegeben. Für die ÖFB-Elf war bereits die geschaffte Qualifikation ein Meilenstein, alles Weitere ist Draufgabe. "Die Schweiz ist uns vielleicht in der Entwicklung im Frauenfußball fünf bis zehn Jahre voraus. Man muss einfach sagen, dass sie über uns zu stellen sind", schätzte der ÖFB-Coach die Situation realistisch ein.

Schweiz hat Viertelfinale im Blick

Das wird nicht nur im Ranking deutlich, wo die Schweizer als 17. sieben Ränge vor der ÖFB-Truppe liegen. Im direkten Vergleich holten die Österreicherinnen in acht Begegnungen erst einen Sieg und ein Remis (11:27-Tore). Nur zwei davon waren Pflichtspiele, in der Quali für die EM 1997 gewann Österreich zu Hause 4:3, verlor auswärts 0:3. Beim jüngsten Aufeinandertreffen setzte sich die Schweiz in einem Test 2012 mit 2:1 durch.

"Wir haben sie gut analysiert und wissen genau, wie wir auftreten müssen. An einem guten Tag ist vielleicht was möglich", hoffte Thalhammer. Andreas Heraf war in den letzten Monaten für die Gegneranalyse abgestellt. "Sie haben mehr Erfahrung als wir und vor allem in der Offensive extrem gute Spielerinnen. Sie haben einen unglaublichen Speed nach vorne hin", hat Thalhammer Respekt.

Geht es nach ihm, soll der aber nicht zur Geltung kommen - so wie bei der Generalprobe in Wiener Neustadt gegen Dänemark, die mit einem 4:2-Erfolg des ÖFB-Teams endete. "Wir haben die Gewissheit, dass wir die Großen ärgern können. Wir müssen so aggressiv und spritzig wie gegen Dänemark spielen", gab der gebürtige Niederösterreicher die Marschroute vor. Da war ein offensiver, mutiger Auftritt belohnt worden.

Mutiger Auftritt ist wichtig

"Bei uns ist der Grad zwischen Mut und Naivität oft sehr schmal, aber ich glaube, dass man als Außenseiter einfach mutig auftreten muss", betonte Thalhammer. Er hofft auch durch die taktische Variabilität seines Teams den Gegner im Spiel überraschen zu können. "Ich glaube, dass wir uns genug Werkzeuge in den letzten Jahren erarbeitet haben und vielleicht auch kein Gegner wissen wird, wie wir genau gegen sie spielen", erläuterte Thalhammer.

Seine Truppe hatte eine Woche Zeit, sich auf die Gegebenheiten in den Niederlanden einzustellen. Die Stimmung im Teamquartier in Wageningen war bestens, die Vorfreude auf den EM-Start riesengroß. "Es ist etwas ganz Besonderes für uns alle", betonte Mittelfeldspielerin Sarah Zadrazil. In Ehrfurcht erstarren wolle man nicht. "Wir sind der Underdog, haben wenig Druck, aber wir wollen mitspielen und die Großen ärgern", sagte die 24-Jährige.

Viele Legionärinnen

Mit Eseosa Aigbogun, Rahel Kiwic und Lia Wälti trifft sie auf drei Potsdam-Kolleginnen. Sandra Betschart spielt bei Duisburg mit den ÖFB-Kickerinnen Virginia Kirchberger, Barbara Dunst und Lisa Makas. Bei Bayern München waren vergangene Saison Schweiz-Kapitänin Caroline Abbe und Vanessa Bürki Kolleginnen des ÖFB-Trios Manuela Zinsberger, Carina Wenninger und Viktoria Schnaderbeck.

Ob Schnaderbeck gegen die Schweiz einen Beitrag leisten wird, ist weiter fraglich. Die am Knie angeschlagene ÖFB-Kapitänin trainierte am Sonntag erstmals wieder mit dem Team. Die Einsatzchancen stiegen also. "Wir wissen, wie wichtig die Vicky ist, haben aber auch einen guten Kader, um einen Ausfall zu kompensieren", meinte Zadrazil. Das hat man gegen Dänemark eindrucksvoll gesehen.

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apa

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