13.07.2017 08:05 Uhr

SKN-Frauen bleiben eine Klasse für sich

Die SKN-Frauen bleiben das Maß aller Dinge in der Bundesliga
Die SKN-Frauen bleiben das Maß aller Dinge in der Bundesliga

Dreimal in Serie Meister, fünfmal en suite Cupsieger: Der SKN St. Pölten ist im Frauenfußball seit einiger Zeit das große Aushängeschild. Seit dem 1. Juni 2014, einem 1:4 zu Hause gegen den früheren Ligadominator und zwölffachen Meister Neulengbach, gab es keine Niederlage mehr und zudem pro Saison auch nur ein Remis. Spannung kommt da keine auf und das wird sich wohl auch so schnell nicht ändern.

St. Pölten freut sich natürlich über die Titel, über die Situation in der Liga jedoch nicht. "Es macht keinen Spaß, wenn man ein Spiel mit zehn Toren Unterschied gewinnt. Manche Mannschaften fordern uns zu wenig, da ist es oft schwierig, die Motivation aufrechtzuerhalten", sagte St. Pöltens Präsident Wilfried Schmaus.

Keine Überraschungen zu Saisonbeginn

Für die am 19. August startende neue Saison erwartet er eine ähnliche Rollenverteilung wie 2016/17, wo Sturm Graz vor Neulengbach und Landhaus Zweiter wurde. Sein Team kann Gelder aus der niederösterreichischen Sportförderung lukrieren, für den Meister sind das 75.000 Euro pro Titel. Das ist ein wichtiger Teil des Gesamtbudgets, das deutlich unter einer halben Million Euro liegt. "Es gibt nicht viele Vereine in Österreich, die ein Budget über 100.000 Euro haben", gab der 58-Jährige Einblick.

Damit durchzukommen ist für alle schwierig. Dass bei den Spielen auch die Zuschauer ausbleiben, macht die Sache nicht leichter. "Wir haben abgesehen von den Topspielen 100 bis 200 Zuschauer im Schnitt", sagte Schmaus. Das ist wohl auch ein bisschen der fehlenden Spannung geschuldet. Auch deshalb hat Schmaus die Vision der Gründung einer Mitropaliga mit den besten Teams aus Tschechien, Ungarn und der Slowakei. "Das ist aber ein schwieriges, langwieriges Projekt", weiß Schmaus.

Verbesserung der eigenen Liga hat Priorität

Mit St. Pölten und Sturm liegen zwei auch in der Männer-Bundesliga vertretene Teams ganz vorne. Daneben gibt es auch noch den Austria-Wien-Partnerclub Landhaus. "Es ist einer der ersten Schritte, Traditionsnamen zu kriegen, damit sich die Fans wiederfinden. Es sind aber nur kleine Schritte", sagte Schmaus.

St. Pölten selbst fungiert auch erst seit einer Saison unter dem gleichen Namen wie die Männer-Truppe. Alles begann 2006 als ASV Spratzern, 2013 kam FSK St. Pölten in den Namen dazu, ehe 2016 die Ausgliederung aus dem ASV erfolgte. "Das Frauenteam ist eigenständig und unabhängig vom SKN St. Pölten", erklärte Schmaus.

Er selbst ist seit 2008 der starke Mann im Verein, neben der nationalen Dominanz wurde auch sein Antrittsziel Champions League erreicht. Weitere Schritte nach vorne sind aufgrund der finanziellen Eingeschränktheit schwierig. Auch deshalb wäre das Überstehen der ersten Runde der "Königsklasse" ein großer Erfolg. St. Pölten ist ungesetzt, es drohen Kaliber wie Titelverteidiger Lyon, der auf ein Budget von "6 oder 7 Millionen Euro" bauen kann.

Die Austria kommt

In der Liga dürfte Austria Wien in Zukunft als dritter Bundesliga-Club vertreten sein. Die Frage ist nur wann. "Ob es schon 2018/19 oder 2019/20 so weit sein kann, werden wir für uns im Verein in aller Ruhe analysieren und mit unserem Partner USC Landhaus intensiv besprechen", erklärte Austrias Finanz-Vorstand Markus Kraetschmer. Die Kooperation mit Landhaus geht in die dritte Saison.

Der Rest der Herren-Bundesliga hat vorerst keine Frauenabsichten. Salzburg widmet sich voll fokussiert der Aufgabe, den männlichen Nachwuchs voranzubringen, will keine Nebenschauplätze. Die LASK Ladies lösten sich vor Jahren auf. "Es ist nach wie vor Thema, aber aktuell nicht. Wenn dann soll es durchdacht und konzeptionell sein", sagte Vizepräsident Thomas Kern. Rekordmeister Rapid, der laut Schmaus "ein Zugpferd" wäre, sieht das genauso.

Mediale Aufmerksamkeit

Prominente Vereinsnamen werden auf Dauer aber zu wenig sein, um die Liga zu stärken. "Solange die mediale Aufmerksamkeit fast bei Null ist, ist es auch für Sponsoren nicht interessant", kennt Schmaus das größte Problem. Spiele der Champions League, sowie zuletzt das Cup-Finale seien zwar übertragen worden, Liga-Live-Spiele sucht man aber vergebens. "Das ist der Knackpunkt. Wir brauchen mutige Schritte. Es wäre toll, wenn man monatlich ein bis zwei Live-Spiele schaffen würde", so Schmaus.

Das wäre nicht nur aus finanzieller Sicht gut. "Damen-Skispringen hat vor zwei Jahren auch niemand gekannt. Und durch die Übertragungen kennt man die Daniela Iraschko mittlerweile", erläuterte St. Pöltens Präsident. Im "in der Bevölkerung zu wenig präsenten und nach wie vor belächelten" Frauenfußball könnte das ähnlich sein. Der wird im Sommer durch die Übertragung vieler EM-Partien gepusht. "Ich hoffe, dass es nicht ein Luftballon ist, der nach der EM aus ist", hat Schmaus Bedenken.

Mehr dazu:
>> ÖFB-Frauen sollen befreit aufspielen

apa/red

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten