22.04.2017 12:25 Uhr

Geplante Sensation vom Bullen-Akademiechef

Ernst Tanner feierte mit den Fans
Ernst Tanner feierte mit den Fans

"Die Phalanx der großen Champions-League-Klubs ist jetzt durchbrochen", analysierte RB Salzburgs Akademieleiter Ernst Tanner und fügte ein "Die sollen nur wissen, dass wir da sind", an. Mit weltfussball sprach er vor dem Stadion in Nyon außerdem über die körperlichen Nachteile, die rosigen Zukunftsperspektiven und darüber, dass der Finaleinzug in der UEFA Youth League nicht einmal sein Highlight ist.

Herr Tanner, was bedeutet dieser Erfolg für den Verein?
Das ist eine schöne Sache für uns alle, weil wir in diese Phalanx, die normalerweise von den großen Champions-League-Klubs dominiert wird, einbrechen.

Spätestens jetzt weiß die ganze Fußballwelt, was Salzburg für eine großartige Nachwuchsarbeit hat. Ist dieser Erfolg das bisherige Highlight für die Akademie?
Von der Competition her kann man das schon sagen. Das Highlight für eine jede Jugendarbeit ist aber, wenn man Spieler zur ersten Mannschaft bringen kann. Und da haben wir in der Vergangenheit keinen schlechten Job gemacht.

Warum funktioniert das so gut? Ist das die Philosophie, die von unten durchgezogen wird? Oder die gute Zusammenarbeit zwischen den Trainerstäben?
Das hat zum einen mit der Qualität, die wir produzieren, zu tun. Zum anderen hatten wir einen Paradigmenwechsel vor fünf Jahren. Man darf aber nicht glauben, dass wir unten genauso arbeiten, wie bei den Profis. Das muss alles sukzessive und schrittweise aufgebaut werden. Das funktioniert im Moment recht ordentlich.

Wo kann sich Salzburg im Nachwuchs noch verbessern?
Verbesserungspotenzial gibt es in allen Bereichen. Ich kann ihnen jetzt aber nicht auf die Nase binden, was unsere Geheimnisse sind. Was wir schon offen sagen können ist, dass wir in kleineren Bereichen auf die Ausbildung der allgemeinen Motorik achten und versuchen, die gegebene Frühspezialisierung zu kompensieren. Mit einem Motorikpark, mit Vielseitigkeitstraining. Je höher es geht, desto mehr spielen die technisch-taktischen Fähigkeiten unter Druck eine Rolle. 

Die neue Akademie steht seit fast drei Jahren. Es ist noch keine ganze Generation von klein auf durchgegangen. Kann man davon ausgehen, dass die neue Infrastruktur in Zukunft noch besser greifen wird?
Man kann davon ausgehen, dass wir in den nächsten Jahren stabil sein werden. Wir werden nicht immer in den Final Four vertreten sein, das ist systemisch nahezu ausgeschlossen. Natürlich haben wir in Westeuropa ein paar Nachteile. Vor allem was die körperliche Entwicklung betrifft. Wenn man sich die Spieler von Benfica ansieht, dann weiß man, wovon ich spreche. Aber wir müssen da unsere Mittel und Wege finden, um bestehen zu können.

Man kann es sich sogar leisten, dass man sogar auf einen Konrad Laimer, der noch spielberechtigt wäre, verzichten kann. Ist das die größte Stärke, dass man in der Breite gut aufgestellt ist?
Es ist nicht unbedingt die Breite, sondern es ist die Spitze der Breite, die wir ausbilden. Je besser die Breite ist, desto besser ist die Spitze. Es ist unser Job, dass wir jedes Jahr ein-zwei Spieler bei den Profis unterbringen.

Wie schwierig wird es, diese Spieler halten zu können?
Es ist immer eine Frage der Perspektive. Je früher sie die Chance haben, in der ersten Mannschaft zu spielen. Wenn sie das früher wo erreichen, als wo anders, dann bleiben sie im Grunde schon da. Irgendwann kann man sie aber nicht mehr künstlich halten, aber das ist schon ok so.

Ist es überhaupt noch eine Sensation, wenn man eine Top-Mannschaft nach der anderen ausschaltet?
Von unserer Seite her ist es eine geplante Sensation. Wir versuchen die Großen zu ärgern – und die werden sich in Zukunft daran gewöhnen müssen. Die sollen ruhig schon wissen, dass wir da sind.

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Johannes Sturm, weltfussball.at aus Nyon/Schweiz

Das Interview wurde gemeinsam mit der "Kronen Zeitung" geführt

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