09.02.2017 15:35 Uhr

Trauer um Sportclub-Legende Skerlan

In Wien-Dornbach trauert man um Karl Skerlan
In Wien-Dornbach trauert man um Karl Skerlan

Österreichs Fußball trauert um Karl Skerlan. Der einstige Flügelstürmer des Wiener Sportclubs ist in der Nacht von Montag auf Dienstag im Alter von 77 Jahren gestorben. Linksaußen Skerlan war 1958 beim legendären 7:0-Kantersieg im Europacup gegen Juventus der Führungstorschütze. 

Der ÖFB-Teamspieler holte mit dem Sportclub (1958 und 1959) sowie der Admira (1966) insgesamt drei österreichische Meistertitel und war gemeinsam mit Walter Horak, Adolf Knoll, Erich Hof und Josef Hamerl das fünfte Mitglied des legendären Sportclub-Angriffs.

Beim 7:0-Heimsieg der Wiener im Europacup der Meister am 1. Oktober 1958 gegen Juventus (nach wie vor die höchste Europacup-Niederlage des italienischen Rekordmeisters) erzielte Skerlan in der 24. Minute die Führung.

Im österreichischen Nationalteam kam der Burgenländer in 14 Einsätzen auf drei Treffer.

Vom ASV Kittsee bis zum Juve-Schreckgespenst

Karl Skerlan wurde am 3. Jänner 1940 geboren. Vom ASV Kittsee kam er 1957 nach Wien-Dornbach zum Sportclub. Dort schlug der Newcomer voll ein. In seiner ersten Saison beim WSC sicherten sich die Schwarz-Weißen mit nur einer Niederlage in 26 Staatsliga-Runden vor Rapid den Meistertitel.
>> Der Tabellen-Endstand in der Staatsliga 1957/58

In der Spielzeit darauf wiederholte der Sportclub den Titelgewinn und blieb dabei sogar in der kompletten Staatsliga-Saison 1958/59 unbesiegt. Erneut hatte Rapid gegen den Rivalen aus Hernals das Nachsehen.
>> Der Tabellen-Endstand in der Staatsliga 1958/59
>> Perfect season! Sportclub ungeschlagen Meister

Von der 2:4-Niederlage gegen Rapid am 30. November 1957 bis zur 2:5-Schlappe gegen den 1. Wiener Neustädter SC am 12. September 1959 war die Mannschaft von Erfolgscoach Hans Pesser in 41 Meisterschaftsspielen in Folge ungeschlagen geblieben.

Erst gegen Real Madrid war Endstation

Im Europacup der Meister hatte der Sportclub in der Saison 1958/59 nach dem unglaublichen Triumph gegen Juventus auch noch Dukla Praha ausgeschaltet. Im Viertelfinale drängten sich am 4. März 1959 daher über 80.000 Fans ins völlig überfüllte Praterstadion zum 0:0 im Heimspiel gegen Real Madrid.

Offiziell waren "nur" 78.652 Karten aufgelegt. Doch es wurden aufgrund der gewaltigen Stehplatz-Bereiche noch weit mehr. Die starken Leistungen des WSC, das Vorfrühlingswetter sowie der Besuch der "Königlichen" sorgten für einen damaligen neuen Stadionrekord.

"Schon während des Vorspiels war die Spannung der Zuschauer beinahe greifbar. Der große Einsatz des Spiels, der Reiz dieser Auseinandersetzung zwischen dem Außenseiter und dem Cupholder. Noch dazu ein Underdog, der schon einmal einen Favoriten mit ähnlichen Ruf wie die Spanier regelrecht ausgeknockt hatte. Dies alles schuf schon vor Beginn des Europacup-Fights eine Atmosphäre, wie man sie auch bei Länderspielen nur selten erlebt", waren auch erfahrene Berichterstatter schon vor der Partie begeistert.

Die damalige Sportclub-Aufstellung: Rudolf Szanwald; Erich Hasenkopf, Heinrich Büllwatsch, Alois Jaros; Rudolf Oslansky, Leopold Barschandt; Walter Horak, Adolf Knoll, Erich Hof, Josef Hamerl, Karl Skerlan

Titelverteidiger Real Madrid: Juanito Alonso; Marquitos, José Santamaría, Rafael Lesmes; Santisteban, Zárraga; Raymond Kopa, Héctor Rial, Alfredo Di Stéfano, Ferenc Puskás, Gento

Real-Sturmtank Ferenc Puskás war im Hexenkessel des Praters nach einer Kontroverse mit Leopold Barschandt ausgeschlossen worden. Dementsprechend geladen war die Stimmung vor dem Rückspiel in Madrid. Dort nahmen die Hausherren vor 90.000 Fans im Estadio Santiago Bernabéu grimmig Rache. Nach neun Minuten stand es noch 1:1, doch am Ende 7:1 für das weiße Ballett.

Auch in der Saison 1959/60 sollte der Sportclub erneut das Viertelfinale im Europacup der Meister erreichen. Nach Petrolul Ploieşti und B 1909 Odense ging es gegen die Frankfurter Eintracht. Nach einer 1:2-Niederlage in Deutschland stand es beim Rückspiel in Wien durch einen Treffer von Erich Hof 1:0 für die Dornbacher. Der Ausgleich nach rund einer Stunde beendete aber den Traum vom Aufstieg.

Von Dornbach nach Floridsdorf

Im Sommer 1961 wechselte Karl Skerlan gemeinsam mit Josef Hamerl vom Sportclub zur Admira. Der damals noch in Floridsdorf beheimatete Wiener Traditionsverein rüstete nach dem Aufstieg in die Staatsliga mächtig auf und belegte gleich in der ersten Saison den dritten Platz. Neuzugang Skerlan stellte mit 16 Meisterschaftstoren in 23 Partien einen neuen persönlichen Rekord auf und war damit auch bester Liga-Scorer der Admira.

Ein Jahr später wurde man bereits Vizemeister und 1966 war es so weit: Der achte und durch die spätere Fusion mit Wacker bisher letzte Meistertitel ging in das Stadion an der Hopfengasse, wo heute längst der Floridsdorfer AC spielt.

Skerlan kam somit nach dem Meister-Doppelpack mit dem Sportclub auch noch mit der Admira zu Titel-Ehren. Die Cupsiege 1964 und 1966 (womit er in diesem Jahr auch das Double holte) kamen noch dazu. Im Sommer 1967 verabschiedete er sich aus Wien und ließ seine aktive Karriere beim FK Pirmasens in Deutschland und Schwarz-Weiß Bregenz ausklingen. Bei den Vorarlbergern agierte er dann auch noch als Trainer.

Teamdebüt beim 2:2-Remis gegen Deutschland 1958 

Im ÖFB-Team hatte Skerlan am 19. November 1958 beim 2:2-Remis gegen Deutschland in Berlin debütiert. Das letzte seiner insgesamt 14 Länderspiele war dann am 11. Oktober 1964 beim 1:0-Heimsieg gegen die UdSSR in Wien.

Karl Skerlan bleibt aber speziell als Mitglied der legendären Sportclub-Sturmreihe unvergessen. Ruhe in Frieden!

Mehr dazu:
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>> Rückführung des Wiener Sportklubs auf Schiene

red

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