04.01.2017 09:59 Uhr

Misimović weiß: In China "fehlt die Klasse"

Zvjezdan Misimović (l.) hat einige Erfahrungen in China gesammelt
Zvjezdan Misimović (l.) hat einige Erfahrungen in China gesammelt

Der 60-Millionen-Euro-Transfer von Chelsea-Star Oscar nach Shanghai sorgte in diesem Sommer für großes Aufsehen. Der ehemalige China-Legionär Zvjezdan Misimović hat jetzt die Geheimnisse der neuen Fußball-Macht aus China verraten. Der Ex-Bundesliga-Profi spielte knapp drei Jahre bei Beijing Renhe, ehe er in diesem Winter seinen Vertrag auflöste.

Das Niveau in der chinesischen Super League schätzt der Ex-Wolfsburger nicht allzu hoch ein: "Das kann man nicht mit dem der fünf Top-Ligen in Europa vergleichen. Vor allem den einheimischen Spielern fehlt häufig die Klasse", verriet "Zwetschge" Misimović in der "Sport Bild".

Ein Hauptgrund sei die fehlende Nachwuchsarbeit. "In China gibt es keine Nachwuchsstruktur mit eigenem Ligensystem wie in Deutschland. Da lernen Kinder das Fußballspielen fast nur in der Schule", sagte der 34-Jährige.

Jeder Spieler hat "einen eigenen Spucknapf"

Grund genug für die Vereinspräsidenten, vermehrt auf ausländische Stars zu setzen. "Fast jeder Verein nutzt die Ausländerregel voll aus: Bis zu drei dürfen gleichzeitig auf dem Platz stehen, dazu noch ein Spieler, der aus einem Land des Asiatischen Fußballverbandes kommt", erzählt der Bosnier weiter.

Dabei sei auch der Einfluss der Vereinspräsidenten auf die Spieler enorm: "Die reichen Präsidenten der je 16 Erst- und Zweitligaklubs investieren viel, um Staatschef Xi Jinping zu gefallen. Die Präsidenten lassen es sich nicht nehmen, vor dem Spiel mit einer Zigarre in der Hand in die Kabine reinzuplatzen, um eine Ansprache zu halten", so der Deutsche Meister von 2009. 

Eine weitere Besonderheit aus dem Reich der Mitte hat bei Misimović keinen großen Anklang gefunden: "In den Kabinen hatte jeder Spieler einen eigenen Spucknapf – das Rotzen ist in China normal.". Auch die Ernährung unterscheidet sich deutlich von europäischen Maßstäben: "Beim Essen im Trainingslager wird schon mal Krokodil-Suppe aufgetischt. Einige Spieler und Betreuer gehen auch in Restaurants, in denen Hundefleisch zubereitet wird."

Conte warnt: "Gefahr für alle Teams"

Auch anderswo werden die Entwicklungen in China genau beobachtet. So warnte auch Chelsea-Trainer Conte nach dem Oscar-Verkauf eindringlich vor der chinesischen Super League. "Der chinesische Markt ist eine Gefahr für alle", wird der Italiener zitiert: "Nicht nur für Chelsea, sondern für alle Teams der Welt!" Alleine in den letzten zwei Jahren gaben die insgesamt 16 chinesischen Erstligisten knapp 650 Millionen Euro für Neuzugänge aus.

China verfolgt einen klaren Plan. So soll Staatspräsident Xi Jinping drei Ziele ausgegeben haben: die erste WM-Qualifikation seit 2002. Die Ausrichtung der WM 2030. Und der Gewinn einer WM bis 2050. Kein Wunder also, dass stetig mehr Geld in den Fußball fließt.

Misimović aber sieht ein Ende des Transferwahnsinns in Sicht: "Das sind schon unglaubliche Summen. Aber das Geld ist da. Ich denke aber, dass die Grenze so langsam erreicht ist."

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