14.12.2016 10:15 Uhr

Rampenlicht: Ex-Fohle als Pechvogel

Wird in Toronto wegen seiner Führungsqualitäten geschätzt: Michael Bradley
Wird in Toronto wegen seiner Führungsqualitäten geschätzt: Michael Bradley

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf drei einstige Bundesliga Enttäuschungen. Bei ihren neuen Klubs zählen sie zu den absoluten Leistungsträgern.

Sonntag, 11.12.2016. In Toronto steigt im BMO Field das Finale der Major Soccer League, Toronto FC und die Seattle Sounders geben sich die Ehre. Nach 120 Minuten steht es 0:0, die Entscheidung über den Sieg müssen die Kontrahenten im Elfmeterschießen austragen. Den zweiten Elfer für die Kanadier führt Kapitän Michael Bradley aus. Der US-Nationalspieler läuft an, zieht ab - und verschießt. Damit brachte er sein Team auf die Verliererstraße, Seattle reckte am Ende die Trophäe in den Himmel.

Von den Fohlen verschmäht

Blendet man die unglückliche Finalpleite aus, so erlebt Bradley mit Toronto dennoch eine durchaus erfolgreiche Zeit in der MLS. Höhepunkt: 2015 wurde er als bester Spieler der Liga ausgezeichnet. In der Bundesliga war er von Preisen dieser Art ein gutes Stück entfernt. In der höchsten deutschen Spielklasse schnürte der Mittelfeldmann drei Jahre lang seine Schuhe für Borussia Mönchengladbach. Im August 2008 sicherte sich die Fohlen-Elf die Dienste des damals 21 Jahre jungen Akteurs vom SC Heerenveen.

Bei den Rheinländern war der Neuzugang auf Anhieb Stammspieler, ehe er es sich mit seinem Coach Michael Frontzeck und Manager Max Eberl verscherzte. Im Sommer 2011 verscherbelten die Gladbacher den Amerikaner dann nach Italien. "Für mich ist das hier ein toller Klub mit super Fans. Ich habe sehr gerne für Borussia gespielt, immer versucht, alles zu geben", gab sich Bradley kurz vor seinem Abschied aus Gladbach versöhnlich.

Nach drei erfolgreichen Jahren in der Serie A bei Chievo Verona und dem AS Rom entschloss sich der 125-fache US-Nationalspieler, den Weg zurück in die Heimat anzutreten. Seitdem glänzt der Glatzkopf als Führungsspieler in Toronto.

Nur unter Holländern erfolgreich?

Ein ähnliches Schicksal teilt ehemaliger Mitspieler Bradleys aus Heerenveener Zeiten: Roy Beerens. Der Niederländer wagte im Juli 2014 den Schritt ins Ausland und unterzeichnete ein Arbeitspapier bei Hertha BSC. Sein damaliger Coach Jos Luhukay lobte den Flügelstürmer in höchsten Tönen: "Wir haben Roy geholt, um mehr Leben, mehr Tempo vorne zu bewerkstelligen". Zu viel Druck für den Flügelspieler, zu überzeugen wusste Beerens nur selten. In 29 Partien gelangen ihm magere vier Treffer – für Luhukay-Nachfolger Pàl Dárdai zu wenig: Unter dem Ungar spielte der 29-Jährige praktisch keine Rolle mehr.

Im Sommer packte Beerens seine Koffer und wechselte in die zweite englische Liga zum FC Reading. Der Klub wird von seinem Landsmann Jaap Stam trainiert. Unter dem einstigen Oranje-Star läuft es für den Ex-Berliner wieder besser. Am Wochenende steuerte Beerens im Spiel gegen Sheffield Wednesday gleich zwei Treffer bei. Damit halten die "Royals" weiter Anschluss zur Tabellenspitze. Sehen wir den einstigen Bundesliga-Flop nächstes Jahr in der Premier League?

Vom Pech verfolgt

Eine ähnliche Bundesliga-Trefferquote wie Beerens weist auch der Slowake Adam Nemec auf, der seine Tore einst für den 1. FC Kaiserslautern markierte. Von 2009 bis 2012 lief der 1,90 Meter große Angreifer im Dress der Roten Teufel auf. Für Schlagzeilen sorgte der Angreifer allerdings nur mit einer äußerst kuriosen Verletzung: Im Sommer 2011 fiel Nemec in seinem Garten von einem Baum und brach sich dabei zwei Brustwirbel und ein Schlüsselbein. Nach seinem Abschied vom Betzenberg erarbeitete sich der Angreifer einen Ruf als Wandervogel.

Manhattan statt Köpenick

Nach Stationen beim FC Ingolstadt und Union Berlin erhielt Nemec im Januar 2015 ein Angebot von New York City FC. Ohne zu zögern wagte er den Schritt über den großen Teich und nahm in der Kabine künftig neben Weltmeister David Villa Platz. Danach zog es ihn wieder nach Europa zurück. Nach einem kurzem Intermezzo in den Niederlanden landete der Slowake bei Dinamo Bucureşti.

Beim 18-maligen Meister läuft es endlich wieder rund. In der rumänischen Hauptstadt zählt der Angreifer regelmäßig zur Startelf und brachte am Wochenende seinen Verein mit dem Tor zum 1:0 gegen ASA Târgu auf die Siegerstraße. Auf den 19. Titel müssen die Fans aber wahrscheinlich noch einige Zeit warten. Der Rückstand zur Tabellenspitze beträgt bereits sieben Punkte, zudem belegt der Klub lediglich Platz fünf. Es braucht daher noch einige Treffer des Ex-Lauterers, um die Sehnsucht der Fans zu stillen.

 

Fabian Benterbusch

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