14.11.2016 12:15 Uhr

Syriens Team hat Chance auf WM

Die eingeschworene Truppe träumt von der WM-Teilnahme
Die eingeschworene Truppe träumt von der WM-Teilnahme

Heimspiele sind für Syriens Nationalmannschaft eine außergewöhnliche Sache. Das Team muss Länderspiele seit Jahren vor fast leeren Rängen in anderen Ländern austragen. Wegen des Bürgerkriegs sind internationale Spiele in Syrien unmöglich. So weicht die Nationalelf auch für die "Heimpartie" am Dienstag gegen den Iran nach Malaysia aus - 7.500 Kilometer von der Hauptstadt Damaskus entfernt.

Syriens Fußballfans werden das Spiel vor dem Fernseher dennoch mit einiger Hoffnung verfolgen. Trotz der chaotischen Zustände im Land spielt die Mannschaft seit mehreren Monaten mit einigem Erfolg. Es ist schon allein eine Überraschung, dass sie auf Platz vier ihrer Gruppe noch die Chance hat, sich für die WM 2018 in Russland zu qualifizieren.

Anfang Oktober schlug die Elf China mit 1:0 und konnte damit einen früheren WM-Teilnehmer besiegen. Gegen Südkorea erkämpfte sie sich immerhin ein 0:0. Für große Erfolge war Syriens Nationalmannschaft bisher nicht bekannt, auch wenn sie 2012 die Westasien-Meisterschaft gewonnen hat. In der WM-Geschichte kam das syrische Team bisher noch nicht einmal in die Nähe einer Qualifikation.

Seit Jahren kein "normaler" Spielbetrieb in Syrien

Überraschend ist der aktuelle Erfolg auch, weil es wegen des Bürgerkriegs in Syrien seit Jahren keinen normalen Spielbetrieb mehr gibt. Die Meisterschaft wird zwar weiter ausgetragen. Doch die Teams spielen nur noch in zwei Gruppen in Damaskus und in der Küstenstadt Latakia, beides Gebiete unter Herrschaft des Regimes.

Dort treten auch Mannschaften aus Regionen an, über die die Regierung seit langem die Kontrolle verloren hat - etwa das Team Al-Futuwa aus der ostsyrischen Stadt Dair as-Saur, einer Hochburg der IS-Terrormiliz.

Syriens beste Spieler kicken ohnehin im Ausland, etwa im Irak oder in den Golfstaaten. So verdient Mahmoud Al Mawas, Schütze des Siegtores gegen China, sein Geld in Bahrain. Mit Omar Al Somah hat auch einer der bekanntesten Spieler das Land vor langem verlassen und in Saudi-Arabien angeheuert. Dort entwickelte sich der 27-Jährige zu einem der gefürchtetsten Stürmer - in der Nationalelf spielt er dennoch nicht mehr. Denn al-Somar gilt als Anhänger der Opposition.

 

Nach dem Gewinn der Westasienmeisterschaft in Kuwait 2012, ein Jahr nach Ausbruch des Aufstands in Syrien, ließ sich Al Somah von den Fans feiern und hielt auf dem Spielfeld die Fahne des Aufstands in die Höhe. Das war ein Affront für das Regime, das auch den Fußball in Syrien kontrolliert. Wegen Sympathien für die Gegner der Regierung laufen auch andere Spieler nicht mehr für das Nationalteam ein. Abd Al-Basit Al-Sarut, einst Torhüter der U20-Nationalmannschaft, entwickelte sich sogar zu einem bekannten Milizenkommandeur.

Überhaupt betrachten Anhänger der Opposition Syriens Nationalmannschaft nicht mehr als ihr Team, sondern als eine Marionette des Regimes. Als die Auswahl vor kurzem in der WM-Qualifikation gegen Katar antrat, sollen syrische Fußballfans sogar den Gegner angefeuert haben. Das zumindest dürfte in der Partie gegen den Iran nicht passieren - schließlich zählt Teheran zu den wichtigsten Verbündeten des syrischen Regimes.

Mehr dazu:
>> Ergebnisse und Tabelle der Asien-Qualifikation

apa/red

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