"Party-Tourist" Aubameyang zahlt zurück

Borussia Dortmund hat seine Durststrecke in der Bundesliga eindrucksvoll überwunden. Nach dem Sieg in Hamburg stand der reumütige Vierfach-Torschütze Pierre-Emerick Aubameyang erneut im Mittelpunkt.
Pierre-Emerick Aubameyang winkte dem Balljungen zu, schnappte sich das Spielgerät nach seinem Viererpack und bat dann mit reumütigem Gesicht erneut um Vergebung für seine Mailand-Sünde: "Ich habe einen Fehler gemacht. Dieses Spiel war meine Reaktion, meine Entschuldigung an die gesamte Mannschaft", sagte der Stürmerstar aus Gabun nach dem 5:2-Sieg gegen den Hamburger SV - rechtzeitig vor dem Spitzenspiel gegen Bayern München hat er die Herzen des gesamten BVB zurückerobert.
"Es ist uns klar, dass wir keines unserer Saisonziele ohne Auba erreichen können", sagte Trainer Thomas Tuchel sichtlich erleichtert nach einer Woche, die knifflige Entscheidungen von ihm erforderte. "Aubas Reaktion hat gezeigt, dass er verstanden hat", meinte Sportdirektor Michael Zorc, der 1988 den bis dato letzten Viererpack der Borussia in der Bundesliga erzielt hatte. Und sich nun nur allzu gerne von seinem wertvollsten Spieler im Kader einholen ließ.
Tuchel als Gewinner
Mit der Tor-Gala von Aubameyang (4., 23., 27., 48.) hatte sich in den 90 Minuten an der Elbe endgültig eine empfindliche Situation mit jeder Menge Konfliktpotenzial in Wohlgefallen aufgelöst. Tuchel, der vom Matchwinner nach dem 1:0 herzlich umarmt wurde, darf sich dabei als Gewinner fühlen.
Er hat mit seiner Ein-Spiel-Suspendierung die nötige Härte in der Teamführung auf Aubameyangs Lustreise nach Italien gezeigt - und dennoch mit dem vorzeitigen Achtelfinal-Einzug in der Königsklasse und dem ersten Liga-Sieg nach vier erfolglosen Anläufen den maximalen Erfolg vor der Länderspiel-Pause eingefahren.
"Ein Sieg war alternativlos"
"Wir rücken eigentlich nie das Ergebnis in den Mittelpunkt. Heute haben wir das gemacht", sagte der Trainer höchst zufrieden: "Ein Sieg war alternativlos." Die Art und Weise machte die Borussia zusätzlich zufrieden. "Genauso wollten wir spielen", sagte Nationalspieler André Schürrle: "Den Gegner brutal anlaufen, in die Zweikämpfe kommen und vorne die Tore reinhauen. Das haben wir eindrucksvoll gemacht."
Eindrucksvoll war vor allem der Auftritt von Aubameyang, der auch noch eine Vorlage zum Treffer von Ousmane Dembélé (76.) beisteuerte. Der Starstürmer mutierte am 80. Geburtstag von HSV-Idol Uwe Seeler zum absoluten Partyschreck, die beiden Gegentreffer von Nicolai Müller (55., 81.) ärgerten den BVB kaum. Stattdessen zeigte sich der Vizemeister entschlossen für kommende Großtaten.
Gute Nachrichten aus München
"Sie haben Unentschieden gespielt?", fragte Aubameyang leicht ungläubig, als er vom Ergebnis der Bayern im Spitzenspiel gegen 1899 Hoffenheim hörte: "Das ist super und für uns eine gute Chance zurückzukommen." Der Rekordmeister aus München gastiert direkt nach der Länderspielpause am 19. November für den Klassiker beim BVB. Mit einem Sieg vor eigener Kulisse könnte die Tuchel-Elf den Rückstand auf den großen Meisterschaftsfavoriten wieder auf drei Punkte verkürzen.
Umso wichtiger war die Reaktion des gesamten Teams auf die Turbulenzen um Aubameyang, der nach der Auswechslung von Sokratis sogar die Kapitänsbinde übergestreift bekam. Und am Ende seiner langen Entschuldigungstour erleichtert lächelnd von dannen zog.