04.11.2016 08:32 Uhr

Elvedi: Vom Trainerliebling zum Dauerbrenner

Nico Elvedi gehört mittlerweile zu den Fixpunkten im Team von André Schubert
Nico Elvedi gehört mittlerweile zu den Fixpunkten im Team von André Schubert

Lediglich Yann Sommer, Christoph Kramer und Lars Stindl standen bei Borussia Mönchengladbach in dieser Saison länger auf dem Platz als Youngster Nico Elvedi. In der Fohlen-Abwehr hat sich der Schweizer als feste Größe etabliert. Dennoch läuft der 20-Jährige neben Chelsea-Leihgabe Andreas Christensen oder Neuzugang Jannik Vestergaard bei vielen noch unter dem Radar. Elvedis Durchbruch ist eng mit der Beziehung zu Cheftrainer André Schubert verbunden.

In einem seiner ersten Interviews als Gladbacher präsentierte sich Elvedi vor gut 15 Monaten äußerst bescheiden. "Ich hoffe, dass er mich weiterentwickelt", sagte Elvedi gegenüber "rp-online" im Hinblick auf die anstehende Zusammenarbeit mit Landsmann Lucien Favre.

Doch so richtig zum Zuge kam das Talent unter dem Ex-Trainer nicht. Im Gegenteil: Der Defensiv-Allrounder musste zu Beginn der letzten Saison häufig mit Einsätzen in der zweiten Mannschaft der Borussia vorlieb nehmen. Dass genau dies sein Sprungbrett für die ganze große Bühne sein sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnen.

Ein Name spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle: André Schubert, damaliger U-23-Coach der Fohlen. Nach dem Rücktritt von Favre am 20. September 2015 wurde der ehemalige St. Pauli-Trainer zum Chef der Gladbacher Profis befördert. Der frühere Kontakt zum 45-Jährigen kam Elvedi nun zugute.

Beim 3:1-Triumph gegen Bayern München am 15. Spieltag stand der gebürtige Züricher zum ersten Mal in der Startelf. Die Geburtsstunde eines rasanten Aufstiegs: Elvedi mauserte sich in Windeseile zur Stammkraft, in den letzten 13 Bundesligapartien der Vorsaison von Beginn an auf dem Platz. Maßgeblich trug er dazu bei, dass sich die Borussia mit Platz vier für die Champions League qualifizieren konnte. Sogar auf den EM-Zug der Eidgenossen sprang Elvedi noch auf.

Vielseitigkeit als großes Plus

Der Stellenwert des 20-Jährigen bei der Borussia hat auch in der aktuellen Saison keineswegs abgenommen. Der 20-Jährige kam in 15 von 17 Pflichtspielen zum Einsatz, 14 Mal von Beginn an. In Schuberts Dreierkette gibt Elvedi meist den rechten Außenposten, findet sich aber ebenso als Innenverteidiger in der Viererkette zurecht.

Sogar im rechten Mittelfeld oder als Linksverteidiger, wie zuletzt im Champions-League-Spiel gegen den FC Barcelona, kam der Youngster zum Einsatz. 

Ein Blick in die Statistik untermauert die Bedeutung des Schweizers für das Spiel der Borussia: Eine Passquote von annähernd 90 Prozent macht Elvedi ebenso unverzichtbar wie 62 Prozent gewonnener Zweikämpfe. Elvedi spielt (fast) immer. Und das, obwohl mit Vestergaard ein zusätzlicher Innenverteidiger für 12,5 Millionen Euro von Werder Bremen verpflichtet wurde.

Eberl schwärmt in höchsten Tönen

Entsprechend lobend äußert sich die Gladbacher über ihren neuen Hoffnungsträger. "Wenn sich so eine junge Dreierkette mit Andreas Christensen, Julian Korb und Nico Elvedi so gut gegen den besten Sturm der Welt schlägt, dann kann man nur den Hut ziehen", schwärmte Sportdirektor Max Eberl von seiner Defensiv-Abteilung nach der unglücklichen 1:2-Pleite gegen Barça.

Zwar tritt der kopfballstarke Verteidiger selten durch spektakuläre Aktionen in Erscheinung, fällt aber ebenso wenig durch Leichtsinnigkeit auf. Elvedi wirkt bereits in jungen Jahren extrem abgeklärt, gerät nicht in Panik, wenn er unter Druck steht. Kaum zu glauben, dass er sich gerade einmal in seiner zweiten Profi-Saison befindet. 

"Nico entwickelt sich sehr gut", lobte Eberl Elvedis Leistungen im "kicker" und attestierte ihm zuletzt im Anschluss an das Spiel gegen Hamburg (0:0) gar einen "überragenden" Auftritt.

Elvedi hat noch Defizite

Trotzdem hat auch Elvedi noch Verbesserungspotenzial - wie etwa zuletzt im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt deutlich zu erkennen war. Beim 0:0 konnte der Verteidiger kaum Offensiv-Impulse setzen, was in Teilen auch am zurückhaltenden Spielstil des 20-Jährigen liegt. Lediglich zwei Torbeteiligungen stehen für Elvedi aus seiner ersten Bundesliga-Spielzeit zu Buche. In dieser Saison ist er sogar noch gänzlich unbeteiligt an Gladbacher Treffern. 

Zudem sind beim Youngster hin und wieder Aussetzer zu beobachten. Falsch eingeschätzte Bälle und Stellungsfehler gehören ab und an noch zu seinem Spiel. "Er wird wieder Spiele haben, in denen er mal falsch steht", dämpfe Eberl nach dem HSV-Spiel die Erwartungen an das Juwel.

Im richtungsweisenden Spiel gegen Hertha BSC Berlin am Freitag (20:30 im weltfussball-Liveticker) wird André Schubert aller Voraussicht nach wieder auf Nico Elvedi setzen. Wollen die Gladbacher den Anschluss an die internationalen Plätze nicht verlieren, liegt es auch am Schweizer, den ersten Sieg nach zuletzt vier sieglosen Bundesliga-Partien einzufahren.

Julian Biermann

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