08.09.2016 09:00 Uhr

Sturm - Rapid: "Six of the Best"

Michael Hatz und Ivica Vastić beim Meisterschafts-
Michael Hatz und Ivica Vastić beim Meisterschafts-"Finale" zwischen Rapid und Sturm 1996

Sturm gegen Rapid. Tabellenführer gegen Rekordmeister. Duell der beiden Publikumsmagneten. Kein Wunder, dass der mit Spannung erwartete Bundesliga-Schlager am Samstag (ab 16:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) in Graz schon längst ausverkauft ist.

Vor der brisanten Partie unternahm weltfussball einen Blick zurück auf Höhepunkte der bisherigen Aufeinandertreffen. Sturm gegen Rapid: "Six of the Best"

Rapid gegen Sturm 2:0 am 1. Juni 1996

Es ist der Inbegriff eines "Endspiels" um die Meisterschaft. In der Saison 1995/96 kommt es in der 36. und letzten Bundesliga-Runde zum echten Finale um den Titel. Tabellenführer Rapid geht mit 70 Punkten in den Showdown, Verfolger Sturm hält bei 67 Zählern. Das Torverhältnis von +28 ist bei beiden Rivalen gleich.

Damit ist klar, dass die Gäste aus Graz bei einem Sieg in Wien zum ersten Mal überhaupt österreichischer Meister wären. Rapid hingegen würde schon ein Remis zum Gewinn der Schale reichen. Doch darauf lassen es die Grün-Weißen gar nicht erst ankommen.

Obwohl die Hütteldorfer im "Exil" im Prater antreten müssen, machen sie vor 48.000 Fans im gerammelt vollen Ernst Happel-Stadion keine Gefangenen. Ein früher Treffer von Roman Pivarník (eines der seltenen Tore der eher defensiv wertvollen Rapid-Laufmaschine) nach sieben Minuten lässt zum ersten Mal das Beton-Oval erbeben. Nach Gelb-Rot für Sturm-Abwehrchef Andrey Chernyshov in der 60. Minute riskieren die Gäste in Unterzahl zu viel.

Christian Stumpf macht in der 87. Minute mit dem Treffer zum 2:0 alles klar. Der Gewinn der Meisterschaft ist für Rapid mehr als nur ein Trost für die 0:1-Niederlage im Europacup-Finale gegen Paris Saint-Germain einen Monat zuvor. Sturm darf sich indes vier Tage später nach einem 3:1-Erfolg gegen Admira/Wacker über den Sieg im ÖFB-Cup freuen. Der erste Titel der Vereinsgeschichte für die Schwarz-Weißen.

Sturm gegen Rapid 1:4 am 20. Juni 1981

Für Sturm war es 15 Jahre zuvor ebenso "angerichtet" gewesen. Die Grazer gingen mit 45 Punkten als Tabellenführer in die letzte Bundesliga-Runde. dahinter folgte die Austria mit 44 Zählern als einziger verbliebener Titelrivale. Rapid lag mit 41 Punkten auf Rang drei und hatte im Kampf um einen Startplatz im damaligen UEFA-Cup noch Admira/Wacker mit 40 Zählern im Nacken.

Die Ausgangsposition war klar: Sturm hätte ein Heimsieg zum neuen Meister gemacht. Im alten Liebenauer Stadion sind Zusatztribünen aufgebaut, so finden rund 23.000 Zuschauer Platz um bei der geplanten großen Feier mit dabei zu sein. Doch Rapid erweist sich als "Partyschreck" schlechthin. Christian Keglevits (38. und 67. Minute) sowie Bernd Krauss (48. und 88. Minute) treffen jeweils im Doppelpack, den geschockten Hausherren gelingt durch einen Elfmeter von Božo Bakota nur der zwischenzeitliche Anschlusstreffer (49.).

Zur gleichen Zeit gewinnt in Wien auf dem Sportclub-Platz die Austria gegen den GAK mit 6:1 und darf am Ende durch den Rapid-Sieg doch noch über die erfolgreiche Titelverteidigung jubeln. Aus den Lautsprechern erklingt deshalb zu Ehren des Erzrivalen der Klassiker "Green, Green Grass of Home", während der nicht nur wegen seiner Hosen-Wahl legendäre GAK-Torhüter Savo Ekmečič den verpassten Meistertitel von Sturm euphorisch bejubelt.

Rapid gegen Sturm 1:5 am 15. September 2007

Die Grazer fügen Rapid die höchste Bundesliga-Heimniederlage der Vereinsgeschichte zu. Mit 5:1 nehmen die Gäste vor 16.700 Zuschauern im Hanappi-Stadion die Grün-Weißen auseinander. Es beginnt schon nach wenigen Sekunden durch Mario Haas, der einen kapitalen Abwehrfehler von Mario Sara und Jürgen Patocka zur 1:0-Führung von Sturm verwertet.

Klaus Salmutter mit einem Doppelpack in der 28. und 65. Minute, Jürgen Säumel in der 38. Minute sowie Samir Muratović in der 89. Minute machen die Hinrichtung der Hausherren perfekt. Den chancenlosen Hütteldorfern gelingt durch Mario Bazina in der 72. Minute nur Ergebniskosmetik.

Rapid gegen Sturm 2:1 am 7. März 2008

Die gleiche Saison und - unglaublich aber wahr - die noch im Herbst von Sturm fürchterlich abgewatschten Grün-Weißen werden am Ende die Schale zurück nach Hütteldorf holen. Ein ganz wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Titel ist der hart erkämpfte 2:1-Sieg im Frühjahr.

Dabei geraten die Hausherren vor 17.500 Zuschauern im Hanappi-Stadion durch ein Tor von "Rapid-Spezialist" Thomas Krammer nach einer halben Stunde wieder mit 0:1 in Rückstand. Aber Mario Bazina gleicht wenig später zunächst zum 1:1 aus (35.) und kurz danach fliegt bei Sturm auch noch Jakob Jantscher mit Gelb-Rot vom Platz (37.).

Im Finish überschlagen sich dann die Ereignisse. Ein Elfmeter von Steffen Hofmann sichert Rapid in der 82. Minute dabei doch den Sieg und danach schickt der samt seinen Assistenten immer wieder im Mittelpunkt stehende Schiedsrichter Thomas Einwaller in der 87. Minute auch Samir Muratović mit Gelb-Rot vom Platz.

Rapid gegen Sturm 0:1 am 9. März 1991

Reisen zu Rapid waren für Sturm lange Zeit schlimmer als jeder steirische Besuch von Zahnärzten in der Stadt der "Wiener Mafia". Besonders auf der Pfarrwiese war man bei den Gästen aus der Provinz am Ende oft froh, wenn man ein heiles Gebiss zurück hinter den Wechsel brachte: In 21 Partien gab es dort 21 Niederlagen. Das Torverhältnis? 16:94 darunter ein 1:12-Debakel am 24. September 1950

Erst als der legendäre "Rapid-Platz" traurige Geschichte war und der Rekordmeister ins Hanappi-Stadion wechselte, klappte es mit dem lang ersehnten ersten Sturm-Sieg in Hütteldorf. Am 9. März 1991 machte ein Goldtor von Kurt Temm, der später als Notar und einer der wenigen "Fußball"-Magister Karriere machen sollte, die Grazer Sternstunde amtlich.

Rapid gegen Sturm 2:3 am 6. Mai 2000

Am 6. Mai 2000 trafen Rapid und Sturm in der 32. Bundesliga-Runde in einem dramatischen Meisterschaftsfinish aufeinander. Es sah nach einem Dreikampf um den Titel aus. Der FC Tirol hatte durch einen 1:0-Sieg gegen Rapid mit 65 Punkten die Tabellenspitze übernommen, dahinter folgten die Grün-Weißen mit 62 Zählern und der SK Sturm mit 61 Punkten.

Beim Duell Zweiter - Dritter vor 35.700 Zuschauern im Ernst Happel-Stadion war deshalb die Devise für beide Mannschaften klar: Verlieren verboten! Rapid legte angetrieben von Superstar Dejan Savićević einen Blitzstart hin. "Il Genio" traf nach fünf Minuten zur frühen Führung und erhöhte nach elf Minuten auch noch auf 2:0. Sein ehemaliger jugoslawischer Teamchef auf der Sturm-Betreuerbank tobte. Doch Ivica Osim sah wenig später auch, wie seine Mannschaft durch Gilbert Prilasnig der Anschlusstreffer gelang (15.).

Beim Stand von 2:1 für Rapid blieb es bis kurz vor Schluss, ehe Hannes Reinmayr (85.) sowie Ivica Vastić (91.) die Partie noch für Sturm drehten. Am Ende gab es damit ein kaum noch erwartetes wunderschönes Geburtstagsgeschenk für Erfolgscoach Osim.

Mehr dazu:
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>> Sturm gegen Rapid bereits ausverkauft
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Christian Tragschitz

Ernst-Happel-Stadion (Wien / Österreich)
  35.700
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