Liverpool-Talent Allan steht vor einem Wechsel zu Hertha BSC. Der Youngster sorgt in der Hauptstadt für kollektive Begeisterung. Jürgen Klopp empfahl den Berliner sein Juwel, das in England derzeit zum Zuschauen verdammt ist.

Bevor Pál Dárdai die immer noch nicht ganz abgeschlossene Verpflichtung Allans ins Auge fasste, musste sich der Mittelfeldspieler erst noch empfehlen. Eine Woche lang nahm der Brasilianer als Probespieler am Trainingslager der Berliner teil – und überzeugte. Dabei ist der 19-Jährige ein absolutes Schnäppchen. Eine Leihgebühr wird für ihn nicht fällig. Auch das Gehalt wird der FC Liverpool weiterzahlen. Hintergrund: In England erhält der Brasilianer aufgrund einer EU-Regelung keine Spielberechtigung. Für die Hauptstädter kann der Tempo-Dribbler hingegen auflaufen und international Erfahrung sammeln.

Überhaupt, das Problem mit der fehlenden Spielberechtigung in der Premier League: Sie bescherte dem jungen Mittelfeldmotor ein wahres Vagabundenleben. Nach einer Ausbildung beim brasilianischen Renommierklub Internacional in Porto Alegre wechselte Allan Rodrigues de Souza, so sein voller Name, im letzten Jahr nach Liverpool. Es folgte die sofortige Ausleihe nach Finnland zum SJK Seinäjoki. Nach einer Halbserie, zwei Toren und dem Titelgewinn ging es weiter nach Sint Truiden in die belgische Pro League.

"Er bestimmt das Tempo und kann alle Pässe spielen"

Kurze Aufenthalte, die Allan dennoch nutzte, um auf sich aufmerksam zu machen. Sein Ex-Trainer Simo Valakari aus Finnland schwärmte in der "Bild": "Am Ball ist Allan unglaublich talentiert. Er bestimmt das Tempo seines Teams und kann alle Pässe spielen." Dass sich der Mittelfeldstratege ebenfalls in der Bundesliga zurecht findet, daran hat der Fußballlehrer keinerlei Zweifel: "Er hat für sein Alter einen starken Charakter. Er lernt sehr schnell und passt sich seinem Umfeld an."

Für Allan waren die bisherigen Ausleihen ein beachtlicher Entwicklungsschritt: "Es war sehr wichtig für mich, um mich an das europäische Niveau zu gewöhnen", sagte der Spieler über seine Auslandserfahrung. Bei seinem voraussichtlich neuen Klub konnte der U21-Nationalspieler so direkt überzeugen. "Er ist ein spielstarker Fußballer mit einer tollen Übersicht", schilderte Hertha-Trainer Dárdai seine ersten Eindrücke. Weiter führte der Ungar aus: "Für einen 19-Jährigen ist er bissig, hat Übersicht, Spielfreude und Spielintelligenz. Er ist unglaublich handlungsschnell. Ein wirklich guter Junge. Dazu hat er auch noch einen gewaltigen Schuss."

Auch Jürgen Klopp äußerte sich angesichts der Qualitäten des Neu-Berliners fast schon euphorisch: "Ich sah ihn im Training und dachte: 'Oh mein Gott! Was können wir tun, um ihn hier zu behalten und in die Mannschaft zu integrieren?' Er ist ein herausragendes Talent, hat eine tolle Einstellung und jeder liebt ihn", so der Ex-BVB-Coach, der großen Anteil daran hat, dass Allan nun wohl für die Alte Dame auflaufen wird. "Klopp hat mich vergangene Woche angerufen und ihn mir wärmstens ans Herz gelegt", verriet Preetz in der "Bild".

Mehr Torgefahr im Mittelfeld

Der Neuzugang soll beim Hauptstadtklub für mehr Torgefahr aus dem zentralen Mittelfeld sorgen. Bereits zu Vorbereitungsbeginn mahnte Dárdai: "Wir müssen unser Umschaltspiel verbessern und in der roten Zone, also zentral im Angriffsdrittel, viel mehr Abschlüsse und Tore hinkriegen." Besonders in Finnland erwarb Allan ein Ruf als Standardspezialist und gefährlicher Vorlagengeber. In seinen ersten Testspielen für Hertha kam Allan als Achter zum Einsatz. Aber auch noch defensiver könnte das Talent auflaufen: "Als spielstarker Sechser wäre Allan eine echte Alternative", räumte Dárdai in der "B.Z." ein.

Seine Qualitäten soll der 19-Jährige jetzt regelmäßig im Olympiastadion zeigen. Ein Verbleib über die Spielzeit hinaus scheint aber unwahrscheinlich. Die Berliner bekommen keine Kaufoption und erst kürzlich wurde Allans Vertrag in Liverpool bis 2022 verlängert. Ebenso ein Zeichen des großen Vertrauens in den Spielmacher seitens der Engländer. Zumindest für ein Jahr dürfen sich die Berlin-Fans aber auf den neuen Zauberfuß freuen.

Falk Velten