03.08.2016 12:30 Uhr

Rampenlicht: Flickflack und Komplett-Reset

Der Ex-Wolf Obafemi Martins zelebriert seinen typischen Flickflack-Jubel mittlerweile in China
Der Ex-Wolf Obafemi Martins zelebriert seinen typischen Flickflack-Jubel mittlerweile in China

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf einen pfeilschnellen Akrobaten, einen endlich geherzten Bad Boy und einen jungen Spieler, der einen Neuanfang bekommt.

"Ich bin langsamer geworden", diese vier Worte dürften den Abwehrleuten von Jiangsu Suning vorkommen wie purer Hohn. Gesagt hatte Obafemi Martins dies im Herbst 2014 im Zuge eines Exklusivinterviews mit der FIFA.

Sieht man sich das Tor an, welches Martins am vergangenen Samstag zum zwischenzeitlichen 2:2 beim 3:2 Sieg seines Teams, Shanghai Shenhua, gegen Jiangsu Suning erzielte, so mag man sich nicht ausmalen, wie fix der Bursche in jüngeren Jahren war. Steilpass in die Schnittstelle, Martins zündet den Turbo und bringt das Spielgerät mit einer Berührung im gegnerischen Kasten unter - sogar einen halsbrecherischen Flickflack-Jubel zelebriert er vor der Fankurve, um seine Bude zu feiern. Mittlerweile kratzt der ehemalige Spieler des VfL Wolfsburg an der 32-Jahre-Grenze und ist im Frühjahr 2016 frisch von den Seattle Sounders in das Reich der Mitte nach Shanghai gewechselt. Seine Akrobatik ist augenscheinlich, obschon seines eigens propagierten Geschwindigkeitsverlustes, nicht sonderlich eingerostet.

Die Fans des VfL Wolfsburg müssen hingegen schon etwas in ihren Erinnerungen kramen, um sich die Flickflacks des blitzschnellen Nigerianers, der seinerzeit 2009/2010 mit den Wölfen auf Torjagd ging, in Erinnerung zu rufen. So schnell wie er auf dem grünen Rasen war, so schnell kehrte der Mittelstürmer dem Wolfsrudel auch wieder den Rücken. Martins bestritt lediglich 16 Spiele und konnte immerhin sechs Mal das Runde im Eckigen versenken, fand aber letztendlich nie wirklich sein Glück im beschaulichen Niedersachsen. Kein Wunder, hießen seine Sturmkonkurrenten damals doch Edin Džeko und Grafite.

Ob es in China besser läuft als in Deutschland, wird sich zeigen. Mit 17 Spielen (fünf Treffer) hat er in Shanghai  jedenfalls schon ein Spiel mehr bestritten als einst in Wolfsburg.

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Endlich geliebt

Etwas länger hielt es Paolo Guerrero in Deutschland aus. Der ehemalige Stürmer der Bayern und des HSV bestritt bis zu seinem Wechsel 2012 aus Hamburg zu Corinthians 161 Spiele im deutschen Oberhaus, und das gar nicht so erfolglos: 47 Mal legte der temperamentvolle Südamerikaner, der dafür bekannt ist, dass ihm auch schon einmal die Sicherung durchbrennt, den Ball in des Gegners Kasten. Trotz seiner guten Trefferquote wird man in Hamburg froh gewesen sein, den Peruaner damals abgegeben zu haben, erinnert man sich an seinen skandalösen Flaschenwurf an den Kopf eines Fans im Jahr 2010.

Sportlich gesehen läuft es mittlerweile sehr passabel beim 32-Jährigen: Inzwischen für Flamengo aktiv, konnte er in den letzten drei Spielen der Série A drei Treffer erzielen - allesamt eklatant wichtig. Jüngst markierte der Rechtsfuß das 1:0 beim 2:0-Auswärtssieg von Flamengo gegen Coritiba. So stehen für Guerrero inzwischen vier Tore in acht Saison-Partien zu Buche: eine gute Quote. "Das ganze Team hat sich verbessert", versichert das "Raubtier", wie die peruanische Zeitung "El Bocón" ihn liebevoll nennt. Das alles klingt nach einem rehabilitierten Paolo Guerrero, der endlich dort spielt, wo er geliebt wird: in Brasilien.

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Ein Komplett-Reset

Einen ähnlich starken Lauf hat derweil der Tscheche Václav Kadlec, bekannt aus Funk und Fernsehen während seiner Zeit bei der Eintracht aus Frankfurt. Unlängst schnürte der 24-jährige Stürmer am zurückliegenden Sonntag einen Doppelpack beim 3:0 Punktspielsieg seines FC Midtjylland gegen Silkeborg IF.

Kadlec war erst im Januar dieses Jahres in die erste dänische Liga gewechselt, nachdem er relativ erfolglos in drei Saisons bei der Eintracht, samt zwischenzeitlicher Rückleihe zu seinem Heimatklub Sparta Prag, lediglich 30 Spiele bestritt und sechs Mal ins Schwarze traf. Bezeichnend war sein Abgang aus Frankfurt: In seinem letzten Spiel wurde er bereits nach 35 Minuten ausgewechselt – Rotgefahr bescheinigte der damalige Eintracht Trainer Armin Veh seinem Spieler, der in diesem letzten Spiel für die Frankfurter regelrecht heiß gelaufen war. Es war ein sinnbildlicher Abgang des als Talent verpflichteten Tschechen.

In der ersten Liga Dänemarks scheint es nun endlich wieder besser zu laufen. Drei Tore in drei Spielen sind ein verheißungsvoller Beginn. Vielleicht bedeutet der Neuanfang in Dänemark einen Komplett-Reset seiner noch jungen Karriere.

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Kevin Goy Ramos

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