31.07.2016 11:08 Uhr

Vor 40 Jahren: Der längst vergessene Triumph

1976 sicherte sich die Nationalmannschaft der ehemaligen DDR olympisches Gold
1976 sicherte sich die Nationalmannschaft der ehemaligen DDR olympisches Gold

Das berühmteste Fußballspiel in der Geschichte der DDR erlebte die Nationalmannschaft der Ostdeutschen 1974 in Hamburg: Sie gewannen 1:0 gegen die damalige BRD. Zwei Jahre später allerdings zeigte die DDR ihren besten Fußball und sicherte sich am 31. Juli 1976 im Finale von Montreal ihren größten Erfolg.

An jenem historischen Tag demontierte die Nationalmannschaft die hoch-favorisierten Polen im olympischen Finale. Vor knapp 72.000 Zuschauern fügten die Roten Preußen der technisch beschlagenen Mannschaft der Reprezentacja um ihren Top-Torjäger Andrzej Szarmach eine bittere 3:1-Niederlage zu.

Nachdem die polnische Nationalmannschaft schon zwei Jahre zuvor das entscheidende Zwischenrunden-Spiel - und Quasi-Halbfinale - der Weltmeisterschaft in der legendären ʺWasserschlacht von Frankfurt" gegen die Bundesrepublik verloren hatte, stürzte der 31. Juli 1976 die polnische Bevölkerung in tiefe Trauer.

Häfner mit ausgezeichneter Leistung

Von Anfang an bestimmte die DDR das Spiel. Bereits nach sechs Minuten ermöglichte eine punktgenaue Flanke des Magdeburgers Martin Hoffmann von rechts in den Rücken der Abwehr die Führung durch den Hartmut Schade. Der Dresdener befreite sich am langen Pfosten und schob den Ball in Mittelstürmer-Manier ins gegnerische Tor.

Der vorherige Vorlagengeber Hoffmann war es dann, der den Ball – nach einem famosen Alleingang Reinhard Häfners, der sich leichtfüßig durchs Mittelfeld der Polen dribbelte – mit einem schönen Linksschuss ins rechte untere Eck drosch. Zu diesem Zeitpunkt war noch keine Viertelstunde gespielt. In der Folge entwickelte sich die Begegnung zu einem sehr unterhaltsamen Fußballspiel.

Die Polen schafften es, nach einem schönen Eckball durch ein Kopfballtor von Gregorz Lato in der 59. Minute den Anschlusstreffer zu erzielen. Mehr war an diesem Tag für die polnische Truppe jedoch nicht drin – so sehr sie sich auch bemühten. Der überragende Mann der Partie besorgte in der 84. Minute dann die Entscheidung: Reinhard Häfner krönte seine bärenstarke Leistung mit einem weiteren Solo-Lauf und einem eiskalten Abschluss.

Eins der besten DDR-Länderspiele

Wenige Minuten später durfte sich die DDR Olympiasieger nennen. DDR-Trainer Georg Buschner kommentierte anschließend: "Wir waren unseren polnischen Freunden im Teamwork überlegen. Auf die polnische Taktik konnten wir uns bereits gegen die UdSSR, die ähnlich spielt, einstellen."

Viele Jahre später blickte der damalige Libero Hans-Jürgen ʺDixie" Dörner auf das denkwürdigste Spiel seiner Karriere zurück. ʺDie Olympiade 1976 war für mich ein tolles Erlebnis. Das olympische Dorf, die Atmosphäre an sich waren sensationell. Hinzu kamen natürlich die Erfolgsspiele für uns, mit dem Gewinn der Goldmedaille. Das Endspiel gegen Polen war mit Sicherheit eins der besten Länderspiele der Nationalmannschaft", schwärmte der mittlerweile 65-Jährige 2013 in einem Interview mit dem ʺsportinsider″.

Auch 40 Jahre später ist das Team noch immer eine Einheit. "Wir telefonieren viel, bei Länderspielen treffen wir uns regelmäßig", berichtet Dörner. Noch immer ist die Euphorie zu spüren. "Die Goldmedaille steht bei mir zu Hause in der Vitrine. Ich habe in meiner Karriere viel erreicht, aber dieser Erfolg übertrifft alles", schwärmte der ehemalige Libero über jenen historischen Samstag in Montreal.

Simon Traub

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