Ein Liga zwischen Anspruch und Tradition

An diesem Wochenende startet die Regionalliga West wieder in die Saison - eine Liga voller Traditionsklubs und namhaften Teams für die vierte Liga darf sich nun wieder zeigen. Vor dem Ligastart hat weltfussball den Ligacheck gemacht und mit einigen Trainer gesprochen und sie nach ihren Einschätzungen zum Niveau, den Titelanwärtern und Lieblingsstadion gefragt.
Der Meisterschaftskampf: "Die üblichen Verdächtigen"
In Meisterschaftsfrage haben sich die Trainer der Regionalliga West nur ungern auf einen absoluten Topfavoriten festgelegt. Während Wattenscheids Trainer Farat Tokusich von den "üblichen Verdächtigen" redet, werden die meisten seiner Kollegen etwas konkreter. Viktoria Köln, Rot-Weiß Oberhausen, Rot-Weiss Essen, aber auch die Zweitvertretungen von Borussia Dortmund oder Borussia Mönchengladbach bilden in diesem Jahr die Favoritengruppe für die Cheftrainern der Liga.
Während sich Ahlens Trainer Mircea Onisemiuc ("Einen Favoriten gibt es bei mir nicht") gar nicht festlegen will, lässt sich Essens Trainer Sven Demandt zwar auch einiges offen, glaubt aber auch an die eigene Stärke: "Auch wir müssen uns nicht kleiner machen, als wir sind."
Angesichts der Investitionen in den letzten Jahren zählt Viktoria Köln für fast alle Trainer zum Kreise der Aufstiegsaspiranten. Dortmund-Coach Daniel Farke bringt es dabei auf den Punkt: "Viktoria Köln, weil das ein Verein ist, der total darauf ausgerichtet ist, in die 3. Liga hochzugehen." Ganz sicher ist sich hingegen der neue Trainer der U21 des 1. FC Köln, Stefan Emmerling. Für ihn ist die U23 von Borussia Dortmund der kommende Meister im Westen.
Überraschungsteam: Tendenz geht zu Rödinghausen und Wuppertal
Bei den möglichen Überraschungstipps der Liga zeigte sich der gegenseitige Respekt der Trainer vor den kommenden Gegnern: Gleich einer Vielzahl von Teams wird für die kommende Saison eine gute Rolle - oder gar die ganz große Überraschung - zugetraut. Zumindest häufiger genannt wurden dabei der SV Rödinghausen und der Wuppertaler SV. Wattenscheids Trainer Toku macht dabei am deutlichsten, warum Teams diese Mannschaften oben angreifen könnten: "Mich würde es nicht wundern oder überraschen, wenn Vereine wie der Wuppertaler SV oder der SV Rödinghausen oben mitspielen werden, weil die einfach sehr viel Geld investiert haben!"
Weniger am Geld oder der Tradition macht hingegen Ahlens Mircea Onisemiuc das Potenzial der Teams in der Liga fest: "Wir spielen alle in derselben Liga, ganz gleich wie man heißt, wie viele Zuschauer man hat oder wie groß der Etat ist." Für ihn hat jeder Verein "das Zeug zu überraschen". Taşkın Aksoy, Coach der Düsseldorfer U23, lässt sich hingegen lieber überraschen, als sich auf ein Team festzulegen, schaut aber in der kommenden Saison vor allem auf einen Namen, der sonst gar nicht genannt wurde: "Überraschungen sind im Vorfeld immer schwer zu prognostizieren - sonst wären sie ja keine Überraschungen. Ich bin gespannt, wie sich Sprockhövel in der Regionalliga schlagen wird."
Die beliebtesten Reiseziele: Essen und Aachen
Die beliebtesten Reiseziele der Trainern im Westen sind vor allem Essen und Aachen. Die gute Stimmung und die oft gut gefüllten Stadien der beiden Traditionsvereine sind in der regionalen Trainergilde auswärts gerne gesehen. "Generell ist es immer schön, wenn man bei Auswärtsspielen vor einer schönen Kulisse spielt. Sofort in den Sinn kommen mir da Essen oder Aachen, die als Kultvereine eine große Fankultur besitzen und wo immer eine tolle Stimmung ist", so Viktoria-Coach Marco Antwerpen. Doch auch anderen Spielen können die Übungsleiter immer wieder etwas abgewinnen. So lobt BVB-Coach Farke etwa das "Schmuckkästchen in Verl".
Essens Retter der letzten Saison, Sven Demandt, schwört auch in der Fremde vor allem auf die eigenen Fans: "Richtige Auswärtsspiele haben wir ja dank unserer Fans kaum."
Das Beste an der 4. Liga: Tradition und Niveau
Was die Besonderheiten der Regionalliga West betrifft, sind sich alle Trainer im Grunde einig: Tradition, Qualität und das spielerische Niveau der Vereine sind für sie einmalig im Westen. Für Dortmunds Daniel Farke ist die eigene deshalb auch die "stärkste Regionalliga in Deutschland".
Eine hohe Attraktivität geht dabei für Schalkes Jürgen Luginger auch von den "vielen Derbys" im Westen aus. An der einstige Zugehörigkeit vieler Teams zum deutschen Oberhaus, aber auch an den zum Teil gut aufgestellten Zweitvertretungen macht Siegens Ottmar Griffel den hohen Stellenwert der eigenen Liga fest. "Die große Attraktivität der Liga mit fünf Zweitvertretungen der Bundesligisten und vielen Ex-Bundesligisten" ist für ihn das Beste im Westen. Da bleibt nur zu hoffen, dass neben den Trainer auch die Zuschauer Gefallen daran finden, was die Regionalliga West in diesem Jahr zu bieten hat.