08.07.2016 12:46 Uhr

Macht Löw weiter? "Wahrscheinlich!"

Macht Joachim Löw auch nach dem erneuten Halbfinal-Aus bei einer EM als DFB-Trainer weiter?
Macht Joachim Löw auch nach dem erneuten Halbfinal-Aus bei einer EM als DFB-Trainer weiter?

Für Bundestrainer Joachim Löw gibt es keinen Grund zum Rücktritt. Ein klares Ja zum Weitermachen gab er direkt nach dem EM-Ausscheiden gegen Frankreich dennoch nicht ab.

Joachim Löw hätte einfach nur "Ja" sagen können. Stattdessen war die Antwort des Bundestrainers auf die Frage nach seiner Zukunft ein zögerndes Vielleicht. Ein Wahrscheinlich, immerhin. Aber eben kein: "Ja."

Dass der 56-Jährige am Donnerstag einem klaren Bekenntnis auswich, verwundert trotz des 0:2 (0:1) im EM-Halbfinale gegen Frankreich. Denn eigentlich gibt es kein Szenario, bei dem ein Verbleib logischer wäre. Der Weltmeister hat sich bei der EM nicht blamiert, Löw wird nicht kritisiert, das Turnier war aber auch kein Höhepunkt, auf dem man strahlend abtreten könnte.

Turnier erstmal aufarbeiten

"Ich denke mal", sagte Löw dennoch nur im ZDF auf die Frage, ob er am 31. August im Länderspiel gegen Finnland in Mönchengladbach auf der Bank sitzen werde. Kurz darauf auf der Pressekonferenz klang das Ganze gar noch etwas offener. "Heute Abend kann ich nicht weit vorausgucken, nicht mal bis morgen früh", sagte Löw dort: "Das ist für mich keinen Gedanken wert heute Abend. Wir werden überlegen, ob wir jetzt oder drei Wochen später das Turnier aufarbeiten."

Die Spieler waren sehr überrascht, als sie in der Interviewzone auf Löws Zögern angesprochen wurden. "Eigentlich klang alles in den letzten Wochen sehr danach, dass er weitermacht", meinte Mats Hummels: "Ich kann aber verstehen, dass er sich jetzt nicht festlegen will. Also hören wir uns an, was er mitzuteilen hat, und hoffen, dass er weiter Lust hat."

Müller: "Unfaire Frage"

Thomas Müller konnte sich Löws Verhalten nur damit erklären, dass die Frage im falschen Moment gekommen war. "Nach einem Ausscheiden zu fragen, wie es weitergeht, ist eine der unfairsten Fragen überhaupt", sagte Müller.

Klar ist: Löw hat die Rückendeckung seiner Spieler, und er hat auch die Rückendeckung des Verbandes. "Ich freue mich darauf, den Weg mit Joachim Löw weiterzugehen", erklärte Reinhard Grindel. Der DFB-Präsident hatte schon während des Turniers mehrfach angedeutet, den Vertrag mit seinem Cheftrainer lieber heute als morgen vorzeitig verlängern zu wollen.

Die Vergangenheit zeigt: Löw macht weiter

Dass Löw sich nach Turnieren, die für ihn ausdrücklich eine Zäsur darstellen, nicht klar zum Weitermachen bekennt, hat Tradition. Doch die Voraussetzungen in den vergangenen Jahren waren andere. 2010 verlängerte er seinen Vertrag nach Unstimmigkeiten mit dem damaligen Präsidenten Theo Zwanziger erst nach der WM. 2012 zog er sich nach seinen taktischen Fehlern und der herben Kritik daran wochenlang in den Schmollwinkel zurück. Mit dem WM-Titel 2014 hatte er das größtmögliche Ziel erreicht.

Dennoch sind die Aussagen vom Donnerstag für Manager Oliver Bierhoff weder überraschend noch besorgniserregend. "Ich weiß, dass die sechs Wochen rund um ein Turnier für ihn immer eine intensive Zeit sind", erklärte der Europameister von 1996: "Ich weiß, dass er danach immer Kraft tanken und ein bisschen Abstand gewinnen will. Aber ich gehe davon aus, dass es so weitergehen wird."

Zumal sich Löw bisher nach jeder Bedenkpause doch noch für ein "Ja" entschieden hat.

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