15.05.2016 10:48 Uhr

VfB unter Schock: "Ein schwarzer Tag"

Enttäuschung beim VfB Stuttgart nach dem Abstieg
Enttäuschung beim VfB Stuttgart nach dem Abstieg

Als der Albtraum Abstieg Realität geworden war, stand der gesamte VfB Stuttgart unter Schock. Trainer Jürgen Kramny und Sportvorstand Robin Dutt konnten ihre Tränen nur mit Mühe zurückhalten, die Spieler schlichen tief enttäuscht vom Platz - und bei den Fans entlud sich die Trauer abermals in Wut: Mit gellenden Pfiffen quittierte der VfB-Anhang die wieder einmal schwache Leistung der Mannschaft beim entscheidenden 1:3 (0:2) beim VfL Wolfsburg und forderte lautstark den Rücktritt der gesamten Führungsetage.

Nach der sechsten Niederlage in Folge muss der so traditionsreiche Verein für Bewegungsspiele aus Stuttgart nach 41 Jahren wieder in die Zweitklassigkeit - und steht vor einer ungewissen Zukunft. Auf dem Rückflug war die Fassungslosigkeit beinahe mit Händen zu greifen. "Es war ruhig und still", sagte Trainer Jürgen Kramny über die Stimmungslage, "es dauert, bis das verdaut wird." Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, wird Kramny höchstwahrscheinlich nicht mehr Trainer sein.

Wer die Schwaben in der kommenden Saison aus der 2. Liga führen soll, ist offen. Zumal die für den Absturz Verantwortlichen von kurzfristigen Entscheidungen nichts wissen wollten. "Das ist in der Geschichte unseres Vereins sicher ein ganz, ganz schwarzer Tag. Das ist ganz bitter", sagte VfB-Präsident Bernd Wahler: "Wir sind in der 2. Liga - dafür trage ich die Verantwortung. Direkt nach dem Spiel ist es aber der falsche Zeitpunkt, über Konsequenzen zu reden." Angefangen wurde damit aber noch bei einer Krisensitzung am Stuttgarter Flughafen - ohne Sportvorstand Robin Dutt. Am Sonntagmorgen gingen die Beratungen der zuständigen Gremien weiter.

Bitterste Tag der Karriere

"Das ist der bitterste Tag meiner Karriere", sagte Dutt, der massiv in der Kritik steht: "Jeder sollte jetzt überlegen, was sein Anteil daran war. Da werde ich bei mir anfangen. Ich kann sagen, dass ich den Turnaround in diesem Verein nicht geschafft habe." Ob er trotzdem weiterwursteln darf, blieb zunächst offen. Wahler, seit 2013 Präsident, sagte über seine Zukunft, darüber wolle er "erst einmal schlafen".

Begonnen hatte die Saison mit dem Missverständnis Alexander Zorniger. Mit Offensivfußball wollte der Coach den Verein nach vorne bringen - es ging grandios schief. Nach neun Niederlagen in den ersten 13 Spielen übernahm Kramny und sah Mitte der Rückrunde schon wie der Retter aus, ehe die verhängnisvolle Pleitenserie begann. Am Ende steht der zweite Abstieg - neun Jahre nach der letzten Meisterschaft des VfB.

Die letzten sechs Saisonspiele gingen allesamt verloren, aus den letzten 13 Begegnungen holte Kramnys Team nur ganze sechs Punkte. Medienberichten zufolge haben die Schwaben bereits Alois Schwartz vom Zweitligisten SV Sandhausen sowie Frank Schmidt vom ebenfalls zweitklassigen 1. FC Heidenheim als mögliche Nachfolger ins Auge gefasst.

Wichtige Spieler bleiben

Immerhin bleiben einige wichtige Spieler. Kapitän Christian Gentner, nach dem Spiel ebenfalls von seinen Gefühlen übermannt, verlängerte bis 2019, Stürmer Daniel Ginczek bis 2020. Mündlich für die 2. Liga zugesagt haben überdies Torhüter Mitch Langerak, Mittelfeldmann Geoffroy Serey Dié sowie Weltmeister Kevin Großkreutz.

VfB-Angreifer Timo Werner dagegen wird mit Borussia Dortmund und Aufsteiger RB Leipzig in Verbindung gebracht, Filip Kostic und Martin Harnik dürften gehen. Daniel Didavi, beim letzten Auftritt nochmal Torschütze, wechselt nach Wolfsburg. Ohnehin muss der Klub den Lizenzspieleretat nach dem Abstieg deutlich senken. Zudem sind massive Einnahmeverluste beim Fernsehgeld einzukalkulieren.

Zur Generalabrechnung könnte die Mitgliederversammlung am 17. Juli geraten - wenn die handelnden Personen dann noch im Amt sind. Dabei soll die Ausgliederung der Profiabteilung aus dem Gesamtverein beschlossen werden. Die notwendige Dreiviertelmehrheit ist nach der sportlichen Katastrophe unter dem Befürworter Wahler mehr als ungewiss.

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