15.05.2016 09:33 Uhr

Raus mit Applaus, Tränen und Verbitterung

André Breitenreiter hört auf Schalke auf
André Breitenreiter hört auf Schalke auf

Mit Tränen in den Augen und Bitterkeit in der Stimme hat sich André Breitenreiter nach nur einer Saison vom FC Schalke 04 verabschiedet. Auch eine Portion Erleichterung war durchaus zu erkennen.

Als seine letzte Amtshandlung führte der Cheftrainer die "Königsblauen" zu einem 4:1-Sieg bei 1899 Hoffenheim und direkt in die Gruppenphase der Europa League. Seinen längst absehbaren Abgang - und das ließ sich Breitenreiter nicht nehmen - durfte er wenigstens noch selbst vor einer Fernsehkamera verkünden. Später klagte der 42-Jährige über eine "gezielte Hetzkampagne einzelner Medien gegen meine Person" und sagte in Richtung Vereinsführung: "Schade, dass man nicht mehr Geduld hatte."

Dennoch wirkte Breitenreiter auch gelöst, als nach dem ganzen unwürdigen Theater der letzten Wochen der Vorhang fiel. "Ich kann hier erhobenen Hauptes rausgehen", meinte Breitenreiter, nachdem seine Mannschaft den fünften Tabellenplatz in der Bundesliga erreicht hatte. Unmittelbar vor dem Anpfiff hatte er im "Sky"-Interview erklärt: "Ich habe diese Woche mit Christian Heidel Kontakt gehabt. Er hat mir sehr offen und direkt die Entscheidung mitgeteilt, dass ich heute mein letztes Spiel zusammen mit den Jungs des FC Schalke auf dem Platz genieße."

Warten auf Weinzierl

Laut Heidel, dem Nachfolger von Sportvorstand Horst Heldt auf Schalke, wusste Breitenreiter bereits seit Mittwoch, dass er seinen bis 2017 laufenden Vertrag nicht erfüllen darf. "Das hat er sehr professionell aufgenommen und sich auch bei mir bedankt", meinte Heidel. Breitenreiter wollte auch "Klarheit und kein Rumgeeier" haben, Heidel habe sich "sehr korrekt" verhalten. Die Spieler erfuhren dann bei der Besprechung im Hotel wenige Stunden vor dem Spiel von Breitenreiter, was Sache ist.

Eine Bestätigung des potenziellen Nachfolgers Markus Weinzierl stand am letzten Spieltag hingegen noch aus. "Es gibt von mir nichts zu sagen", sagte der Chefcoach des FC Augsburg. "Ich bin nicht in der Position, etwas zu verkünden." Medienberichte zufolge verhandeln die beiden Clubs um eine Ablöse für Weinzierl.

Breitenreiter fühlt sich als Einzelkämpfer

Die Schalker Fans in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena feierten neben der Mannschaft auch Heldt und Breitenreiter. "Ich kann mich mit Horst nicht vergleichen, er war sechs Jahre hier", meinte der scheidende Trainer. "Das ist das, was Schalke braucht: Ruhe und Kontinuität."

Durch Heldts schon lange feststehenden und ebenso unfreiwilligen Abschied war der Manager "ein Stück weit geschwächt", klagte Breitenreiter, der sich am Ende als "Einzelkämpfer" fühlte. "Ich habe mir deutlich mehr Schutz gewünscht. Das ist einfach nur schade, aber letztendlich akzeptiere ich das."

"Ich fahr' nach Hause und hau mir die Hucke voll"

Breitenreiters Nachfolger bleibt jedenfalls der Gang durch die Europa-League-Qualifikation erspart, allerdings hatte der Revierclub zuvor die Teilnahme an der Champions League verspielt. Vor 30.150 Zuschauern trafen Klaas-Jan Huntelaar (7. Minute), Eric Maxim Choupo-Moting (14.) und Leroy Sané (56.) beim versöhnlichen Saisonausklang der Gäste. Mark Uth (41.) hatte die TSG zwischenzeitlich auf 1:2 herangebracht. Hoffenheims Fabian Schär (89.) unterlief noch ein Eigentor.

Für Heldt war es ein kleines Happy End. Und so schluchzte auch der hartgesottene Sportchef vor der Schalker Kurve - obwohl er sich etwas anderes vorgenommen hatte. "Ja, scheiße, ich hab's nicht hingekriegt", räumte er grinsend ein. Eine Rückkehr auf die Bundesliga-Bühne? "Nicht um jeden Preis und nicht bei jedem Verein." Jetzt habe er erstmal großen Respekt vor seinem neuen Leben, mit viel Freizeit. "Ich hatte 26 Jahre ein strukturiertes Leben", meinte der Ex-Profi. Damit war am Samstag erstmal Schluss: "Ich fahr' nach Hause und hau mir die Hucke voll."

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