08.05.2016 11:04 Uhr

Wagner trifft, rettet, provoziert und fliegt

Der Ex-Herthaner Sandro Wagner erlebte eine hochemotionale Rückkehr
Der Ex-Herthaner Sandro Wagner erlebte eine hochemotionale Rückkehr

Was für eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte: Darmstadts Topstürmer Sandro Wagner sicherte seiner Mannschaft ausgerechnet in Berlin mit seinem Tor den Klassenerhalt. Danach gingen die Emotionen mit ihm durch.

Als der erlösende Schlusspfiff fiel, beantwortete Wagner schon die ersten Fragen in der Mixed-Zone. Zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit hatte der lange Darmstädter nach einer Grätsche die Gelb-Rote Karte gesehen. Doch eher an seinen provokativen Gesten entzündeten sich in den letzten Minuten der Partie bei strahlendem Sonnenschein die Gemüter. Unmittelbar nach seinem Treffer in der 82. Minute war er in die Ostkurve getürmt und hatte die Hertha-Ultras mit dem Zeigefinger auf den geschlossen Lippen und dem ständigen Pochen auf das Darmstadt-Logo in Rage gebracht.

"Das war vielleicht übertrieben. Aber so ein Spiel lebt auch von Emotionen", verteidigte sich Wagner nach seinem 14. Saisontor. "Und ich habe auch nicht die Fans in der Ostkurve gemeint, sondern einige da oben, die mich immer als 'Blinden' bezeichnet haben. So blind kann ich ja nicht gewesen sein, wenn ich für den Aufsteiger 14 Tore mache", meinte der 28-Jährige, der im vorigen Sommer nach drei Jahren bei der Hertha von Trainer Pal Dardai aussortiert worden war. Warum er aber nicht den Weg in Richtung Haupttribüne, sondern in die Ostkurve wählte, blieb Wagners Geheimnis.

"Wir hätten alles investiert, das wir nicht haben"

"Ich habe gesehen, dass Sandro bei den falschen Fans unterwegs war, aber das war mir egal. Hauptsache war, dass er das Ding über die Linie gedrückt hat", nahm Präsident Rüdiger Fritsch seinen Topstürmer in Schutz, der nun auch von anderen Vereinen umworben wird. "Einen Spieltag vor dem Ende den Klassenerhalt geschafft zu haben - dafür hätten wir vor der Saison alles Geld, das wir nicht haben, investiert. Man kann das nicht in Worte fassen, das ist mal wieder Wahnsinn", fügte der Clubchef hinzu.

"Es ist einfach unglaublich, dass wir den Fans eine neue Saison erste Liga schenken konnten", ergänzte Marcel Heller, der mit seinem Sturmlauf über den rechten Flügel den 1:1-Ausgleich durch Jerome Gondorf in der 25. Minute vorbereitet hatte. Dieser Treffer lähmte die Bemühungen der Gastgeber, die vor 60 280 Zuschauern vehement begannen und durch Spielmacher Vladimir Darida (15.) in Führung gegangen waren.

Herthas Spieler zu nett für die Königsklasse

Am Ende herrschte aber bei der Hertha nach dem siebten nicht gewonnenen Pflichtspiel in Serie großer Frust. Nachdem die Champions League passé ist, droht dem Tabellensechsten nun beim Schlussspiel in Mainz sogar der Absturz auf den ungeliebten siebten Platz, der den Einstieg in den Europapokal schon in einer Qualifikationsrunde Ende Juli bedeuten würde.

"Meine Spieler waren alle zu brav, zu nett. Es sind super Jungs - wenn ich eine Tochter hätte, hätte ich sie alle gern als Schwiegersöhne. Aber heute kann ich sie nicht in Schutz nehmen", kritisierte der Hertha-Trainer die mangelnde Kämpfermentalität.

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