07.05.2016 11:29 Uhr

Monaco vs. Lyon: Bonjour tristesse

Alexandre Lacazette und Lyon liegen in der Liga deutlich hinter Krösus Paris St. Germain
Alexandre Lacazette und Lyon liegen in der Liga deutlich hinter Krösus Paris St. Germain

Auf dem Papier treffen am 37. Spieltag zwei Spitzenmannschaften aufeinander: Der Tabellenzweite Olympique Lyon empfängt den punktgleichen Dritten AS Monaco. Ernsthafte Titelambitionen hatten die Verfolger von Paris jedoch nie in dieser Spielzeit.

Das Pariser-Starensemble thront mit irrwitzigen 27 Punkten Vorsprung auf Platz eins. Bereits neun Spieltage vor Schluss konnten Ibrahimović und Co. die vorzeitige Meisterschaft bejubeln.

Bonjour tristesse heißt es  also regelmäßig mit Blick auf das Tableau der Ligue 1. Seit 2013 heißt der französischen Meister Paris St. Germain. Mit der Übernahme durch eine finanzstarke Scheich-Familie ist der Hauptstadt-Klub seiner Konkurrenz deutlich enteilt. Der ehemalige Serienmeister Olympique Lyon setzte sich zuletzt im Jahr 2008 die Krone in Frankreich auf. Der letzte Meisterschaftsgewinn der Monegassen liegt sogar schon 16 Jahre zurück. 

Die vergangenen Spielzeiten verliefen im Fürstentum dabei stets wechselhaft. Den Tiefpunkt markierte der Abstieg in der Saison 2010/11. Nach 34 Jahren Erstligazugehörigkeit musste der in finanzielle Schieflage geratene Traditionsverein um Edel-Fan Fürst Albert den bitteren Gang in die zweite Liga antreten. Dass es zwei Jahre später wieder nach oben ging, verdankt man vor allem einem Mann: Dem Milliardär Dmitry Rybolovlev. Weit über 100 Millionen Euro investierte der russische Geschäftsmann seit seinem Einstieg im Sommer 2011 beim monegassischen Klub in die Mannschaft.

Schillernde Vergangenheit im Fürstentum

Den Zenit erreichte die neu gewonnene Geberfreude im Aufstiegsjahr 2013. Knapp 160 Millionen Euro verschlangen namenhafte Neuzugänge wie James Rodríguez, Radamel Falcao und João Moutinho. Die Transferbilanz belief sich schlussendlich auf ein Minus von knapp 155 Millionen Euro. Eine einmalige Ausgaben-Odyssee. Allen Investitionen zum Trotz reichte es am Ende aber nur zu Platz zwei. Monacos Vize-Präsident Vadim Vasilyev räumte damals gegenüber "Canal+" kleinlaut ein: "Nach der Ankunft von Falcao gab es einen großen Hype und wir hatten mit mehr Erfolg gerechnet, doch dieser blieb aus."

Seitdem ist man im Fürstentum auch aufgrund finanzieller Einbußen des russischen Förderers wieder zu einer moderateren Transferpolitik zurückgekehrt. Vor drei Jahren musste Rybolovlev im Zuge seiner Scheidung drei Milliarden Euro an seine Ex-Frau zahlen. So hat man sich in den letzten Jahren wieder für viel Geld von einigen Leistungsträgern getrennt. Jüngste Multi-Millionen-Einnahme: der Transfer von Youngster Anthony Martial für 50 Millionen Euro zu Manchester United. Man erwirtschaftete so, trotz Ausgaben von knapp 100 Millionen Euro, ein deutliches Plus.

Lyon sucht sein Heil in der Jugend

Auch der ehemalige Serienmeister aus Lyon ist es gewohnt, seine besten Spieler ziehen lassen zu müssen. Dejan Lovren und Hugo Lloris zählen zu den bekanntesten Abgängen der letzten Jahre. Aktuell ranken sich Gerüchte um einen Abgang von Top-Torjäger Alexandre Lacazette. Der 18-fache Torschütze wird immer wieder mit der Premier League in Verbindung gebracht. 

Lyon-Trainer Bruno Génésio fasst das Interesse aus England positiv auf: "Das beweist doch, dass wir hier gute Arbeit machen und auf dem richtigen Weg sind." So scheint man sich in Lyon mit der momentanen Situation als Ausbildungsverein abgefunden zu haben. Ein Schicksal, das Lyon mit allen französischen Vereinen - das finanziell enteilte PSG ausgenommen - teilt.

Dabei rollt der Rubel eigentlich in der französischen Elite-Liga. Der aktuelle TV-Vertrag spült satte 730 Millionen Euro in die Kassen der französischen Erstligisten. Ein Großteil dürfte allerdings auch hier dem Hauptstadtverein um Ibra und Co. zu Gute kommen. In Lyon setzt man daher nach Jahren steigender Ausgaben vor allem auf Nachhaltigkeit.

Mit neuem Stadion in eine erfolgreiche Zukunft

Ein erster Meilenstein: Im Januar 2016 wurde die neue Lyoner Heimstätte eingeweiht. Fast 60.000 Zuschauer finden im 410 Millionen Euro teuren Neubau Platz. Langfristig soll das Stade des Lumières jährlich ungefähr 100 Millionen Euro Mehreinnahmen generieren. Neben einer weiter forcierten Nachwuchsarbeit,  soll so der Übergang in eine erfolgreiche Zukunft gelingen. 

Der Grundstein dafür könnte bereits am nächsten Spieltag gegen Monaco gelegt werden. Mit einem Sieg könnte man den Konkurrenten um den direkten Champions-League-Einzug auf drei Punkte distanzieren. Bei nur noch zwei verbleibenden Spieltagen, wäre das eine exzellente Ausgangsposition, um sich als Zweiter direkt für die Königsklasse zu qualifizieren. Die Form spricht dabei für den Gastgeber. Der neunmalige Meister ist das einzige Team, das im Jahr 2016 Zuhause noch unbesiegt ist.

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