18.04.2016 11:23 Uhr

Mainzer Europapokal-Träume als Klotz

Bei den Spielern des FSV Mainz herrschte nach dem 2:3 gegen Köln Ratlosigkeit
Bei den Spielern des FSV Mainz herrschte nach dem 2:3 gegen Köln Ratlosigkeit

Kurios, wild, verrückt: Mainz-Trainer Martin Schmidt will trotz der schwer verdaulichen 2:3-Niederlage gegen den 1. FC Köln nicht nachkarten und sich lieber auf eine eher lockere Trainingswoche freuen.

"Den Mahner, den Bremser muss ich nicht geben", sagte der Coach des FSV Mainz 05 nach dem kuriosen wie spektakulären 2:3 gegen den 1. FC Köln. "Die Videoanalyse kann ich mir sparen, die Jungs wissen selbst, dass die Arbeit gegen den Ball ungenügend war", betonte der Schweizer vor dem Derby bei der stark vom Abstieg bedrohten Frankfurter Eintracht.

Psychologische Fähigkeiten braucht der 49-Jährige aber schon, um seiner Mannschaft die richtigen Lehren aus der Heimpleite aufzuzeigen. Dabei hätte alles gut werden können nach den beiden Toren durch Jhon Córdoba (8. Minute) und Leon Balogun (49.). Platz fünf mit 48 Punkten war nahe. Die 05-Anhänger skandierten schon "Europapokal", doch Schmidt weiß: "Das zweite Tor hat uns nicht gut getan, wir dachten, wir haben was erreicht. Jeder sieht die Tabelle vor dem geistigen Auge." Diese Gedanken hätten wie ein Klotz am Bein der Mainzer gewirkt.

"Da ging alles den Bach runter"

Mit dem Anschlusstreffer des Ex-Mainzers Marcel Risse (64.) brachen alle Dämme, die Tore durch Miloš Jojić (74.) und Anthony Modeste (83.) waren symbolisch für den Verlust der ureigensten Tugenden im Mainzer Spiel. "Da ging alles den Bach runter. Wir brauchen Tempo, Laufleistung, Sprints, Zweikämpfe, sonst haben wir im Derby in Frankfurt nichts zu suchen", schimpfte Schmidt. "Alle Statistiken haben wir verloren. Das muss in die Köpfe rein. So wie wir in der zweiten Halbzeit gespielt haben, kannst du kein Spiel gewinnen", meinte der Schweizer, der bei den 05ern auch gern mal als "Bergdoktor" tituliert wird.

"Von der Champions League quasselt jetzt keiner mehr", sagte der gebürtige Kölner Christian Clemens, der als Andenken eine Platzwunde an der rechten Augenbraue mitnahm. Ähnlich sah es sein Übungsleiter: "Wenn wir uns mit der Performance der zweiten Halbzeit mit einem 2:1 davongeschlichen hätten, hätten wir nächste Woche einen vor den Latz bekommen. Jetzt können wir daraus lernen, was wir erlebt haben."

Bei den Kölnern kamen sogar Erinnerungen an Liverpools irres 4:3 in der Europa League gegen Borussia Dortmund auf. "Meine Spieler sollen es annehmen, dass sie mit Liverpool verglichen werden", meinte FC-Trainer Peter Stöger. Er lobte den Charakter seines Teams, der erste Liga-Dreier bei den Mainzern sei ein "Sieg der Moral und ein Zeichen an die Konkurrenz, dass die Mannschaft intakt ist". Mit jetzt 37 Punkten ist der Klassenverbleib so gut wie sicher. Und mit einem Heimsieg gegen den kecken Aufsteiger Darmstadt 98 wollen die Rheinländer alles klar machen.

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