03.04.2016 12:01 Uhr

Vor 45 Jahren: Der Pfostenbruch vom Bökelberg

Werder-Spieler versuchen das umgestürzte Tor wieder aufzustellen
Werder-Spieler versuchen das umgestürzte Tor wieder aufzustellen

Am 3. April 1971 verlor Borussia Mönchengladbach einen wichtigen Punkt im Kampf um die Meisterschaft, weil ein Holzpfosten auf dem Bökelberg den Belastungen nicht standhielt. weltfussball blickt zurück.

Stolze 121 Tore erzielte Herbert Laumen in seiner Bundesligakarriere für Borussia Mönchengladbach, Werder Bremen und den 1. FC Kaiserslautern. In besonderer Erinnerung ist der Stürmer allerdings dadurch geblieben, dass er im Bundesligaspiel zwischen Mönchengladbach und Werder Bremen das Tor zum Einsturz brachte und damit das Ende des Holztores in deutschen Stadien einläutete.

88 Minuten waren gespielt an jenem Tag und der amtierende Meister und Tabellenführer versuchte in der Schlussphase beim Stand von 1:1 das Duell gegen die Norddeutschen noch für sich zu entscheiden. Günter Netzer schlug eine Flanke in den Strafraum, Gästekeeper Günter Bernard faustete den Ball vor Herbert Laumen über die Querlatte. Der Stürmer aber stolperte und fiel ins Netz, wobei der rechte Pfosten knapp oberhalb der Grasnarbe brach und das Tor über Laumen zusammenbrach.

Gladbacher spekulierten auf Wiederholungsspiel

Solch eine Situation hatte es im deutschen Oberhaus noch nicht gegeben. Entsprechend groß war die Unsicherheit darüber, wie es weitergehen sollte. Nicht alle Beteiligten taten alles Mögliche, um die fehlenden zwei Minuten des Spiels über die Bühne bringen zu können. Die Spieler von Borussia Mönchengladbach hatten kein Interesse daran, dass das Tor repariert wurde. Denn mit dem Unentschieden war der Meisterschaftsfavorit nicht zufrieden. Bei einem Spielabbruch aber rechneten alle mit einem Wiederholungsspiel - und damit der Möglichkeit, doch noch den wichtigen Sieg einfahren zu können.

Auf der anderen Seite hatte der Platzwart bei seinen Bemühungen, das Tor mit Hammer und Nägeln wieder zum Stehen zu bringen, in den Bremer Spielern willige Helfer. Doch alle Versuche wurden von den umstehenden Fans der Gladbacher Borussia torpediert, die das Tor immer wieder umrissen. Zwölf Minuten später brach der junge Schiedsrichter Gert Meuser die Partie entnervt ab.

Werder siegt am Grünen Tisch

Einige Tage später folgte die Überraschung: Der DFB entschied, dass es kein Wiederholungsspiel geben solle, sondern die Punkte Werder Bremen zugeschrieben würden. Das DFB-Bundesgericht verkündete in einer historischen Pressekonferenz: "Das Bundesgericht ist deshalb der Auffassung, dass ein Bundesligaverein bei der Beschädigung des Fußballtores aufgrund seiner Pflichten als Platzverein stets in der Lage sein muss, einen plötzlichen Schaden zu beheben." Mit der Entscheidung des DFB schrumpfte der Vorsprung der Gladbacher in der Tabelle vor Bayern München auf einen einzigen Punkt. Die Westdeutschen retteten diesen jedoch über die letzten Spieltage und holten die zweite deutsche Meisterschaft.

Der Pfostenbruch vom Bökelberg läutete im deutschen Profifußball den Abschied vom Holztor ein. Kein Bundesligist wollte es mehr riskieren, aufgrund eines morschen Torgestänges wichtige Punkte am grünen Tisch zu verlieren. So wurden nach und nach die althergebrachten Holz- durch Aluminiumtore ersetzt, die bis heute im Einsatz sind.

Ralf Amshove

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