07.03.2016 21:12 Uhr

Junuzović: Schummler-Gelb wird zum Politikum

Junuzović gerät ins Kreuzfeuer der Kritik
Junuzović gerät ins Kreuzfeuer der Kritik

Das Schummler-Gelb wird zum Politikum: Zlatko Junuzović droht nach seiner absichtlichen gelben Karte und der damit provozierten Sperre eine nachträgliche Strafe.

Während der DFB-Kontrollausschuss dem "Verdacht des unsportlichen Verhaltens" nachgeht, diskutiert Fußball-Deutschland über die Konsequenzen des Falles. Über allem steht die Frage: Sollte Junuzović für seine Ehrlichkeit bestraft werden?

DFB-Interimspräsident Rainer Koch forderte angesichts der grassierenden Gelbsucht in den Bundesliga-Stadien mehr Fair Play von den Klubs beim absichtlichen Kassieren Gelber Karten. "Die Frage ist, ob derartige Dinge, die offenbar beginnen einzureißen, überhaupt mit dem Mittel des Kontrollausschusses in den Griff zu bekommen sind", sagte Koch bei "Sky90": "Ich appelliere an die Verantwortlichen der Klubs, dass sie mit den Spieler sprechen, das zu unterlassen."

Ex-Nationalspieler Michael Ballack nahm Junuzović hingegen in Schutz. "Es ist legitim, mal ein Spiel herzuschenken, wenn man weiß, dass man ein wichtiges Heimspiel bevorsteht", sagte der langjährige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft.

Das Besondere am Fall Junuzović: Im Gegensatz zu seinem Teamkollegen Clemens Fritz, gegen den nach seiner zehnten Verwarnung wegen Haltens ebenfalls ermittelt wird, gab er die Schummelei nach der Partie zu. "Es ist besser, ich mache es so, als wenn ich jemandem absichtlich weh tue", äußerte der Österreicher.

Junuzović rudert zurück

Seine fünfte Gelbe Karte, die er sich in der Partie gegen Hannover 96 (4:1) durch mehrfaches Anlaufen vor einem Freistoß in der 85. Minute abgeholt hatte, sei abgesprochen gewesen. Am Montag relativierte Junuzović seine Aussage allerdings. "Mir fehlten die richtigen Worte. Es tut mir leid, wenn die Aussage von einigen als unsportlich verstanden wurde", wurde der Österreicher auf der Werder-Homepage zitiert.

So oder so könnten die Worte Junuzović nun zum Nachteil gereichen: Den neben der einkalkulierten Zwangspause im Auswärtsspiel bei Bayern München droht ihm wie Fritz eine Sperre seitens des DFB für ein weiteres Spiel. "Ob man den, der das zugibt, gegenüber den anderen bestrafen sollte, ist sicherlich sehr schwierig", sagte Hannovers Trainer Thomas Schaaf im "NDR Sportclub". Ex-Meister-Coach Felix Magath schrieb in seiner Express-Kolumne: "Der Spieler darf nun nicht bestraft werden, weil er naiv und ehrlich ist, indem er sein Motiv dummerweise vor der Kamera ausplaudert. Aber regelkonform ist es halt. Eher sollte man einem Schiedsrichter die Möglichkeit geben, solche gewollten Verwarnungen nicht aussprechen zu müssen."

Zur Erinnerung: Vor wenigen Wochen hatten fünf Darmstädter Spieler vor dem Spiel gegen die Bayern ebenfalls einen plötzlichen Anfall von Gelbsucht - ermittelt wurde nicht, eine nachträgliche Strafe war nie ein Thema. Leidtragende waren ausgerechnet die Bremer, die eine Woche später gegen die Darmstädter Bestbesetzung antreten mussten.

Wie einst "Otze"

Die Thematik Junuzović erinnert an den legendären Fall von Frank Ordenewitz 1991. Köln damaliger Trainer Erich Rutemöller forderte seinen Stürmer im Halbfinale des DFB-Pokals mit den Worten "Mach' et, Otze!" dazu auf, eine Rote Karte zu kassieren. Seinen Platzverweis, so Rutemöllers kühner Plan, hätte Ordenewitz nach damaligem Recht in der Liga absitzen können, im Finale wäre er trotz eigentlicher Gelb-Sperre wieder spielberechtigt gewesen.

Doch die Rutemöllers vermeintliche List ging nach hinten los: "Otze" wurde nachträglich auch für das Endspiel gesperrt, der Coach musste eine Geldstrafe zahlen.

Ob es auch im Falle von Junuzović zu einer nachträglichen Bestrafung kommt, ist nicht abzusehen. Zunächst hat der Mittelfeldspieler wie auch Fritz bis Dienstag die Möglichkeit, sich zum Sachverhalt zu äußern.

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