09.11.2015 19:15 Uhr

Startschuss für ein afrikanisches Comeback?

Victor Osimhem (l.) und Kelechi Nwakali (r.) waren die Säulen der nigerianischen Weltmeistermannschaft
Victor Osimhem (l.) und Kelechi Nwakali (r.) waren die Säulen der nigerianischen Weltmeistermannschaft

Nigeria verteidigt bei den U17-Junioren seinen Titel und stellt zum dritten Mal in den letzten fünf Turnieren die stärkste Mannschaft. Ist dies ein Fingerzeig für ein Comeback der Super Eagles bei den Senioren?

Afrikas Fußball darf wieder feiern. Nach dem enttäuschenden Auftreten der afrikanischen Teams bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien – einzig Nigeria erreichte das Achtelfinale, in dem es gegen Frankreich ausschied – geben die U17-Juniorenteams dem fußballverrückten Kontinent neue Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft.

Bei den Titelkämpfen in Chile besiegte Nigeria in einem rein afrikanischen Finale Mali mit 2:0 und holte in dieser Altersklasse den Titel bereits zum fünften Mal seit seiner ersten Austragung in 1985. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt allerdings, dass erfolgreiche Jugendteams nicht unbedingt auf Erfolge bei den Senioren hindeuten. Dies gilt in besonderem Maße für den afrikanischen Nachwuchs.

Juniorenweltmeistertitel kein Sprungbrett

2007 holte Nigeria seinen dritten von insgesamt fünf Titeln in dieser Altersklasse. Im Finale bezwangen die Super Eagles Spanien mit 3:0 durch Elfmeterschießen. Heute, acht Jahre später, spielt kein nigerianischer Spieler aus dem Kader in einer der großen europäischen Ligen. Macauley Chrisantus, mit sieben Toren der Torschützenkönig des Turniers, verschlug es nach seinen Stationen beim Hamburger SV und dem FSV Frankfurt zuletzt in die griechische Superleague, wo er beim AEK Athen als Joker in der Regel von der Bank kommt.

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Sein damaliger Mannschaftskollege Lukman Haruna, der unter anderem beim 3:1-Halbfinalsieg über die deutsche Mannschaft um Toni Kroos und Sebastian Rudy zum Einsatz kam, darf sich immerhin als Stammspieler beim abstiegsbedrohten russischen Erstligisten Anzhi Makhachkala bezeichnen. Beide Spieler haben keine großen Spuren im internationalen Fußball hinterlassen, den meisten ihrer Mitspieler aus dem Kader von 2007 erging es allerdings noch schlechter.

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Ogenyi Onazi vs. Mario Götze

Ähnlich sieht es bei Nigerias Jahrgang von 1992 aus, der 2009 den Vizeweltmeistertitel holte. Immerhin konnten sich aus diesem Kader zwei Spieler zumindest zeitweise in einer der großen europäischen Ligen etablieren. Mittelfeldspieler Ogenyi Onazi ist seit einigen Jahren Mitglied der erweiterten Stammelf von Lazio Rom, Ramon Azeez hat es beim derzeitigen spanischen Zweitligisten UD Almeria zwischen 2013 und 2015 immerhin auf 44 Erstliga-Einsätze gebracht.

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Besser sieht es da beim Finalgegner Schweiz aus. Im Kader des U17-Weltmeisters finden sich etablierte Bundesligaspieler wie Ricardo Rodriguez vom VfL Wolfsburg, Granit Xhaka von Borussia Mönchengladbach oder Haris Seferovic von Eintracht Frankfurt. Pajtim Kasami, heute bei Olympiakos in Griechenland unter Vertrag, hat Erstligaerfahrung in England (Fulham) und Italien (Palermo) vorzuweisen. Im Kader der deutschen Mannschaft, die im Achtelfinale per Elfmeterschießen an der Schweiz scheiterte, standen mit Mario Götze und Shkodran Mustafi sogar zwei spätere Weltmeister.

Viele der talentierten afrikanischen Nachwuchsspieler nutzten in den vergangenen Jahrzehnten das Schaufenster der U17-Weltmeisterschaft und schlossen sich im Anschluss an die Titelkämpfe den Jugendabteilungen der europäischen Topteams an. Was aber den Übergang von der Jugend- in den Profifußball angeht, schneiden die afrikanischen Junioren im Vergleich zu ihren Konkurrenten aus Europa und Südamerika auffallend schlecht ab. Über die Gründe kann man nur spekulieren.

Die Erfahrungen aus den vergangenen Weltmeisterschaften lassen es allerdings zumindest fraglich erscheinen, dass Victor Osimhen, der Torschützenkönig der WM, und Kelechi Nwakali, der zum Spieler des Turniers gewählt wurde, demnächst bei Barcelona, Chelsea oder Bayern München für Furore sorgen werden.

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Ralf Amshove

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