16.10.2015 10:36 Uhr

Spiel mit Zündstoff: Leverkusen beim HSV

Leverkusens Hakan Calhanoglu kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück
Leverkusens Hakan Calhanoglu kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück

Pfeifkonzerte, Schimpftiraden, Foulspiel-Serien - der Hamburger SV und Bayer Leverkusen sorgen neuerdings für grenzwertige Duelle in der Bundesliga.

Die vergiftete Atmosphäre gründet sich auf die Abwerbung mehrerer HSV-Talente durch die finanziell besser ausgestattete Fußball-Filiale des Bayer-Konzerns. Heung-Min Son (inzwischen Tottenham Hotspur), Hakan Calhanoglu, Jonathan Tah und Uwe-Seeler-Enkel Levin Öztunali (derzeit an Werder Bremen verliehen) sollten tragende Säulen des HSV werden. Den Verlockungen - sportlich wie finanziell - konnten die Jungstars aber nicht widerstehen.

Der HSV war zwar sauer, erfreute sich aber am Geldsegen. Rund 34 Millionen Euro haben die Norddeutschen seit 2010 von Bayer kassiert. Allein der Verkauf des Abwehrjuwels Tah soll den Hamburgern acht Millionen Euro eingebracht haben. Die Fans verschaffen sich wohl wieder mit einem Pfeifkonzert Luft, wenn am Samstag die Namen Calhanoglu und Tah bei der Mannschaftsaufstellung der Gäste aufgerufen werden. "Das ist kein normales Spiel. Da ist Zündstoff drin", sagte Bayers früherer Manager Reiner Calmund.

"Das war ein Krieg auf dem Platz"

Nach dem letzten Duell in Hamburg, das die Hanseaten im Vorjahr 1:0 gewannen, schlugen die Wogen hoch. 54 Fouls und neun Gelbe Karten wurden in dem 90-minütigen Fußballkrampf registriert. Bayer-Trainer Roger Schmidt, der in dem hitzigen Durcheinander mit dem HSV-Kollegen Josef Zinnbauer aneinandergeraten war, sprach von einer Treibjagd. "Das letzte Spiel war verrückt. Das war ein Krieg auf dem Platz", sagte Johan Djourou der "Hamburger Morgenpost". Er befürchtet auch diesmal kein normales Spiel: "Die Atmosphäre wird ähnlich hitzig."

"Die HSV-Fans sind nachtragend und nicht immer fair", meinte Bayer-Manager Michael Schade. In Hamburg wird das als Beleidigung registriert. HSV-Trainer Bruno Labbadia ruft zur Besonnenheit auf: "Das kann ich nicht teilen. Ich finde, wir haben hier eine tolle Stimmung. Ich habe keine Lust, das unnötig anzuheizen", betonte der Coach, der gegen Leverkusen mit all seinen Mannschaften noch nie gewonnen hat. In seiner Zeit als Bayer-Trainer schaffte er es mit dem Werksclub 2009 jedoch immerhin ins DFB-Pokalfinale.

Torflaute und Torwart-Poker

Der HSV ist in der aktuellen Spielzeit stabiler als in der Vorsaison und will das auf dem Platz ohne eine Überdosis Kampf demonstrieren. Allerdings haben die Hamburger zuletzt zwei Niederlagen erlitten und wollen diese Serie stoppen. "Wir haben zu wenig Punkte in den letzten beiden Spielen - das nervt mich", mäkelte Labbadia. Eine dritte Pleite würde das Aufbegehren ersticken. Zudem wurden die Norddeutschen in den jüngsten Partien immer ungefährlicher. In vier Spielen gelang nur ein Tor.

Die Torflaute ist das größte Problem, das Labbadia derzeit plagt. Dagegen nimmt sich die ungeklärte Situation um die Nummer eins im Tor geradezu lächerlich aus. Gut möglich, dass der ehemalige Leverkusener René Adler seinen Kollegen Jaroslav Drobny ablöst. Der Tscheche durfte zuletzt acht Spiele zwischen den Pfosten stehen. Nach dem 0:3 bei Hertha BSC könnte Adler eine neue Chance bekommen. "Das ist eine ganz enge Kiste", erklärte Labbadia - und pokert weiter bis zuletzt.

Sorgen bei der Werkself

Bei den Gästen wird mit Kapitän Lars Bender ein enorm wichtiger Teil des Teams fehlen. Der 26 Jahre alte Nationalspieler fällt wegen einer Sprunggelenkverletzung aus, wegen der auch sein Einsatz am Dienstag im Gruppenspiel der Champions Leauge gegen den AS Rom gefährdet ist.

Zudem bangt Bayer-Coach Roger Schmidt beim HSV um Mittelfeldspieler Kevin Kampl. Der 25-jährige Slowene ist durch  eine Mandelentzündung gehandicapt.

dpa/sid

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