20.09.2015 09:53 Uhr

Hecking sauer auf Dost: "Das ist Egoismus"

Wolfsburgs Bas Dost bekam die volle Kritik seines Trainers ab
Wolfsburgs Bas Dost bekam die volle Kritik seines Trainers ab

Vor dem Topspiel beim FC Bayern schafft sich Herausforderer VfL Wolfsburg die Probleme selbst. In nie dagewesener Offenheit zählte VfL-Trainer Dieter Hecking nach dem 2:0 gegen Hertha BSC einen seiner wichtigsten Spieler an.

Öffentlich und ungefragt ließ der Fußballlehrer seinem Ärger über den Doppel-Torschützen Bas Dost freien Lauf. "Ich habe mich für ihn gefreut, dass er zwei Tore gemacht hat. Aber so, wie er die letzten Tage rumgelaufen ist, das geht nicht. Das ist Egoismus und den brauchen wir hier nicht."

Mit diesen Worten fing Wolfsburgs Coach erst an zu poltern. Und das ausgerechnet gegen den Torjäger, der dem Vizemeister und Pokalsieger mit seinen Treffern einen glücklichen Arbeitssieg beschert hatte. Nur wegen Dosts Saisontoren drei und vier tritt der VfL am Dienstag in München noch in Schlagdistanz beim Titelverteidiger und Rekordmeister an.

"Einstellung zur Mannschaft schleunigst überdenken"

"Das war sehr wichtig, sonst wären wir schon mit sechs anstatt nur vier Punkten Rückstand dahin gefahren", meinte Matchwinner Dost selbst. Von Hecking jedoch musste sich der Niederländer heftig rügen lassen: "Wenn einer dann im Training drei Tage so rumläuft, als hätte man ihm das Spielzeug weggenommen, dann ist das sehr bedenklich. Dann sollte er seine Einstellung zur Mannschaft schleunigst überdenken."

Gemeint war Dosts Trainingsleistung nach dem 1:0 am vergangenen Dienstag in der Champions League gegen ZSKA Moskau. Da war Dost nach schwacher Leistung zur Halbzeit ausgewechselt worden. Gegen Berlin musste der 26-Jährige zunächst auch auf die Bank. "Wenn ich 15 Minuten bekomme, gebe ich Gas", sagte Dost, der tatsächlich Gas gegeben hatte: Nur vier Minuten nach seiner Einwechslung und zwei Minuten vor dem Ende per verwandeltem Foulelfmeter schoss der niederländische Nationalstürmer den wichtigen Sieg heraus.

Von Freude bei seinem Trainer war indes wenig zu spüren. Im Gegenteil: Dost steht offensichtlich unter Beobachtung. "Ich lasse ihn jetzt auch drei Tage in Ruhe, so wie er das mit der Mannschaft gemacht hat. Dann kann man mal sehen, ob das gut ist oder weniger, ob man kommunizieren kann und soll oder seinen Ärger öffentlich zur Schau stellt", befand der sichtlich verärgerte Hecking und fügte mit ernster Miene hinzu: "Wenn er meint, dass das der richtige Weg ist, dann ist er hier in Wolfsburg falsch."

Startplatz in München unsicher

Dosts Platz in der Startelf in München ist also auch nach seinem Doppelpack gegen die Hertha alles andere als sicher. Dabei fand das Team dessen Verhalten offensichtlich weniger problematisch. "Jeder Spieler ist sauer, wenn er nicht spielt. Er hat das Spiel entschieden, das freut mich für ihn", meinte etwa Dost-Kumpel Daniel Caligiuri, der das 1:0 (75.) uneigennützig aufgelegt hatte.

Auch Julian Draxler, der den Elfmeter kurz vor dem Ende (88.) heraus geholt hatte, wirkte nicht wie ein von den Extravaganzen genervter Mitspieler, als er sich den Ball vor dem Strafstoß schnappte und Dost gab. "Er hat gesagt: 'Das ist dein Ball. Das hat mir auch gut getan'", berichtete Dost, der als nicht einfach gilt. Schon oft war ihm Missmut allzu deutlich anzumerken. Immer wieder kokettierte er auch mit einem Weggang, wenn der Club Konkurrenz im Sturm suchte oder dann auch holte. So wie etwa im Sommer, als Nationalstürmer Max Kruse für zwölf Millionen Euro aus Gladbach kam.

Dost aber ist immer noch da und trägt nach seinen Treffern derzeit ein besonders ausgeprägtes Selbstbewusstsein zur Schau. "Vier Tore aus fünf Spielen ist nicht so schlecht, glaube ich", befand Dost etwa stolz zu seiner Torausbeute aus den ersten Saisonspielen und legte im Hinblick auf das Bayern-Spiel nach: "Wir fahren da nicht hin, um unentschieden zu spielen."

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dpa

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