10.07.2015 10:47 Uhr

1960: Die Geburtsstunde der EM

Milan Galić (li.) und die Auswahl Jugoslawiens unterlagen im ersten EM-Endspiel der Geschichte dem Team der UdSSR
Milan Galić (li.) und die Auswahl Jugoslawiens unterlagen im ersten EM-Endspiel der Geschichte dem Team der UdSSR

Vor 55 Jahren fand unter dem Namen "Europapokal der Nationen" die erste Europameisterschaft in Frankreich statt. Es war die Geburt des bis heute größten kontinentalen Turniers der Welt.

Bereits 1927 hatte der Generalsekretär des französischen Fußballs, Henry Delauney, die Idee eines Europapokals der Nationalmannschaften. Bis seine Pläne in die Tat umgesetzt wurden, zogen jedoch noch einige Jahre ins Land. 1958 folgten dann kurz nach Gründung der UEFA auf Delauneys Idee endlich auch Taten.

Eine Qualifikationsrunde zum ''Europapokal der Nationen'', der heutigen Europameisterschaft, wurde erstmals ausgespielt und gipfelte 1960 in einem ersten kleinen Endrundenturnier in Frankreich.

Die Qualifikation der Gewillten

Bis Anfang 1958 suchte die UEFA nach Nationen, die am Europapokal der Nationen teilnehmen wollten. Geplant waren zu diesem Zeitpunkt eine Qualifikation mit 16 Mannschaften und eine Endrunde mit vier Teilnehmern. Nach zunächst 15 Anmeldungen sagten nach einer Fristverlängerung insgesamt 17 Nationen ihre Teilnahme zu. Die Idee eines europäischen Nationenpokals fand nun endgültig ihre Umsetzung.

Anders als Nationen wie Frankreich oder Spanien konnten sich aber nicht alle europäischen Länder von einer Teilnahme überzeugen lassen. So verwies Sepp Herberger die Idee einer Europameisterschaft als ''reine Zeitverschwendung''. Der deutsche Bundestrainer wollte die Zeit zwischen den Weltmeisterschaften lieber ''sinnvoller'' nutzen, und so verzichtete Deutschland auf eine Teilnahme am Europapokal der Nationen.

Zwei Qualifikationsrunden bis Frankreich

Die Qualifikation der gewillten Nationen bestand letztlich aus zwei K.o-Runden, in denen die zugelosten Teams jeweils in einem Hin- und Rückspiel gegeneinander antraten. Im heutigen Sprachgebrauch würde man am ehesten von Achtel- und Viertelfinale sprechen, wobei diese damals einem Qualifikations-Playoff entsprachen. Zudem gab es anhand der Teilnehmerzahl von 17 Nationen noch ein einzelnes vorgeschaltetes Qualifikationsspiel zwischen Irland und der Tschechoslowakei.

Die vier Sieger des ''Viertelfinals'' zogen in die Endrunde nach Frankreich ein. Frankreich selbst war zwar von vorne herein neben Spanien als ein möglicher Austragungsort der Endrunde von der UEFA vorgesehen worden, bekam letztlich aber nur den Zuschlag, weil sich die französische Nationalmannschaft auch noch unter den letzten vier Teilnehmern befand.

Die Sowjetunion als erster Sieger

Mit gerade einmal vier Qualifikationsspielen gegen Ungarn und Spanien sowie dem Sieg im Halbfinale gegen die Tschechoslowakei konnte sich die Sowjetunion den Weg ins erste Finale des Europapokals der Nationen bahnen. Hier traf die sowjetische Auswahl auf Jugoslawien.

In einem dramatischen Spiel im Pariser Prinzenpark zeigten sich beide Finalisten auf Augenhöhe. Jugoslawien ging zunächst in der 41. Spielminute durch Milan Galić in Führung, bevor Slava Metreveli kurz nach der Pause zum 1:1 für die Sowjetunion ausgleichen konnte. Erst in der Verlängerung fiel dann die Entscheidung, als Viktor Ponedelnik in der 114. Minute zum 2:1-Siegtreffer für die sowjetische Mannschaft vollenden konnte. Europa hatte seinen ersten Europapokalsieger der Nationen gefunden.

Der Weg zur heutigen Europameisterschaft

Bis zur Endrunde 1964 behielt die UEFA den gewählten Modus des Europapokals der Nationen bei. 1968 erfolgte dann die erste Reform, des mittlerweile offiziell in "Fußball-Europameisterschaft" umbenannten Wettbewerbs, in dem man die Qualifikation auf acht Gruppen erweiterte.

1980 erfolgte mit der Erweiterung der Endrunde auf acht Nationen der nächste größere Reformschritt. Zudem ist mit Italien der Gastgeber erstmals automatisch qualifiziert gewesen.

Über die Jahre folgten weitere Veränderungen, die 1996 mit der Verdoppelung des Teilnehmerfeldes auf 16 Mannschaften ihre bisherigen Höhepunkt erreichten. Erstmals wurde eine Europameisterschaft mit vier Gruppen und einem Viertelfinale ausgetragen. Dieser Modus hatte dann bis 2012 Bestand.

Aus 16 werden 24

Aktuell wurde die Anzahl der teilnehmenden Nationen für 2016 sogar auf 24 Mannschaften erhöht. 2020 soll mit der UEFA Nations League sogar erstmals eine weitere Möglichkeit der Qualifikation dazukommen. Zudem wird 2020 das Turnier auf mehrere europäische Metropolen aufgeteilt, umso auch kleineren Nationen eine Ausrichtung zu ermöglichen.

Es zeigt sich also, dass viel Zeit vergangen ist seit 1960. Anders als für die Sowjetunion damals ist die Qualifikation zu einer Endrunde zwar vielleicht sogar erleichtert worden, der gesamte Weg zum Europameisterschaftstitel hingegen ist aber viel länger geworden. Denn heute wollen alle Nationen Europas an diesem Turnier teilnehmen.

Mehr dazu:
>> alle Europameister in der Übersicht
>> die Endrunde 1960 im Überblick

Nils Marlow

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