01.06.2015 09:00 Uhr

ÖFB-Weiterentwicklung in allen Bereichen

Andreas Heraf und Willi Ruttensteiner: Zwei wichtige Bausteine des ÖFB-Systems
Andreas Heraf und Willi Ruttensteiner: Zwei wichtige Bausteine des ÖFB-Systems

Auf Österreich wartet bei der U20-WM in Neuseeland am Dienstag (um 6:00 Uhr MESZ im weltfussball-Liveticker) gegen Panama das Spiel der Wahrheit. Nach dem 1:1-Auftaktremis gegen Ghana wäre ein Sieg im Westpac Stadium von Wellington mehr als die halbe Miete auf dem Weg zum großen Ziel: Erreichen des Achtelfinales. Doch auch abseits der enorm wichtigen Partie ist beim ÖFB eine Weiterentwicklung in allen Bereichen festzustellen.

Das Nationalteam als großes Zugpferd ist in der EM-Qualifikation auf Erfolgskurs und auch die Ergebnisse im Nachwuchsbereich geben ein großes Zukunftsversprechen ab. Neben Weltmeister Deutschland ist Österreich der einzige UEFA-Mitgliedsverband, der sich 2015 sowohl für die Europameisterschaft im U17- und U19-Bereich sowie für die U20-WM qualifizieren konnte. Europameister Spanien, Italien, Frankreich oder England scheiterten allesamt an dieser Hürde.

Das neue Selbstvertrauen im größten Sportverband des Landes ist spürbar. ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner, in der Vergangenheit noch heftiger medialer Kritik ausgesetzt, verdeutlichte bei der Abschlusspressekonferenz des U20-Teams vor der Abreise zur WM die gelöste Stimmung. Als das ORF-Kamerateam mit Schwierigkeiten beim Ton zu kämpfen hatte und deshalb um einen Neustart bat, meinte der Oberösterreicher: "Endlich haben wir die technischen Probleme überwunden und jetzt habt's ihr sie?"

Der Schmäh rennt. Siege machen guten Laune. Ruttensteiner selbst analysierte sein verändertes Auftreten mit festerer Stimme und deutlich positiverer Präsenz gegenüber weltfussball so: "Nein ich habe keinen Rhetorik-Kurs gemacht. Ich fühle mich einfach wohl und ich denke, dass merkt man dann auch."

"Von den Besten Lernen!"

Noch rund um die Heim-EM 2008 war nicht nur die Gefühlslage des Sportdirektors eine ganz andere gewesen. Als "Powerpoint-Willi" oder "Willi Wichtig" war er abgekanzelt worden. Der ausbleibende sportliche Durchburch spannte das Nervenkostüm auf die Folter. Doch im Gegensatz zu Ex-ÖFB-Präsident Friedrich Stickler und den zahlreichen Wechseln auf der Teamchef-Ebene hielt Ruttensteiner durch.

2010 wurde sein Fachbuch "Von den Besten Lernen! – Spiel- und Trainingsphilosophie für Fußballtrainer/innen" veröffentlicht. Dort gab er persönliche Einblicke in Sport-Psychologie, Trainingsphilosophie und Spielformen. Ein Jahr später gelang mit der Bestellung von Marcel Koller zum neuen ÖFB-Teamchef ein noch viel größerer Glücksgriff. Interimscoach Ruttensteiner konnte in die Position als Sportdirektor zurückkehren und blühte dort auf. Wie der gesamte heimische Fußball.

"Schon in Kanada hat man gesehen: U20 als Nationalteam von morgen"

Der starke Auftritt bei der U20-WM 2007 in Kanada war der erste Hoffnungsschimmer. Der sensationelle Semifinal-Einzug wurde vom Strohhalm zum Stamm des heutigen ÖFB-Teamkaders: Sebastian Prödl, Markus Suttner, Martin Harnik, Veli Kavlak, Zlatko Junuzović, Michael Madl oder Rubin Okotie standen damals allesamt im Aufgebot.

"Man hat schon bei der U20-WM in Kanada gesehen: Diese Spieler gehen in die Nationalmannschaft und werden die Teamspieler von morgen. Man gewinnt dort riesige internationale Erfahrung", erinnerte Ruttensteiner.

Das aktuelle U20-Nationalteam der WM 2015 in Neuseeland ist zwar nicht der "Jahrgang des Jahrhunderts" (U20-Teamchef Andreas Heraf), aber eine Mannschaft mit einer klaren Spielphilosophie. Es wäre unfair, einzelne Namen herauszuheben, aber auch dieser Kader hat zahlreiche hoffnungsvolle Talente im Aufgebot.

Gegen Panama wieder sehr gut vorbereitet

Diese sind nun am Dienstag gegen das Überraschungsteam Panama gefordert. "Los Canaleros" holten gegen Argentinien ein 2:2-Remis und egalisierten dabei gleich zwei Mal einen Rückstand gegen den haushohen Favoriten. "Unser Ziel ist es, endlich ein WM-Spiel zu gewinnen. Wenn wir so weitermachen, dann glaube ich, dass wir gute Chancen haben. Wir sind eine geschlossene Einheit und wie eine Familie, das macht uns so stark", zeigte sich Coach Leonardo Pipino zuversichtlich.

Schon 2011 bei der U20-WM in Kolumbien trafen Österreich und Panama aufeinander, dabei fielen keine Tore. Andi Heraf hat den Gegner gemeinsam mit seinem Trainerteam intensiv studiert. "Wir werden gleich gut vorbereitet sein wie gegen Ghana. Panama ist sehr beweglich und spielstark, ihr Spiel ist sehr schön anzuschauen. Auch taktisch treten sie sehr diszipliniert auf und sind richtig gut aufeinander eingespielt", so der Ex-Rapidler.

"Es wird eine schwierige Aufgabe für uns. Wir brauchen dieselbe Leidenschaft und dasselbe Herzblut wie gegen Ghana. Wenn wir das schaffen, wird es ein Spiel auf Augenhöhe", meinte der ÖFB-Coach. "Meine Mannschaft hat schon im ersten Spiel alles gegeben und eine tolle Leistung geboten. Jetzt wartet mit Panama die nächste Challenge und wir nehmen diese Herausforderung an."

Trotz Queen's Birthday: Auch am blauen Montag wird trainiert

Am Montag wurde in Neuseeland mit dem Queen's Birthday als Public Holiday ein verlängertes Wochenende gefeiert. Österreichs U20-Nationalteam war hingegen auch am "blauen" 1. Juni im Einsatz: Mit einer Trainingseinheit am Vormittag im David Farrington Park bereitete man sich auf das zweite Gruppenspiel vor. Hinter Philipp Lienhart, Florian Grillitsch (beide Gehirnerschütterung) und Daniel Rosenbicher (Schlüsselbeinverletzung) stand noch ein Fragezeichen.

Die einheimische Jugend hatte hingegen das weekend intensiv zelebriert. Spätestens seit dem "Saturday night fever" in New Zealand ist klar, warum man im Rugby eine Weltmacht ist. Wer sich dem Nachtleben so hingibt, der muss völlig schmerzbefreit sein.

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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Wellington/Neuseeland

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