26.05.2015 13:15 Uhr

Bayer zieht Bayern die Lederhosen aus

Die Spieler von Bayer Uerdingen feiern nach dem Finalsieg gegen Bayern München mit dem DFB-Pokal
Die Spieler von Bayer Uerdingen feiern nach dem Finalsieg gegen Bayern München mit dem DFB-Pokal

Seit dem 26. Mai 1985 findet das DFB-Pokalfinale alljährlich im Berliner Olympiastadion statt. Bei der Premiere des neuen Austragungsortes vor 30 Jahren besiegte Bayer Uerdingen sensationell den großen FC Bayern und feierte damit den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte. Glück brachte dem kleinen Klub aus Krefeld dieser Triumph aber nicht.

Schon der Blick im Vorfeld auf die Mannschaftsaufstellungen verhieß nichts Gutes für Uerdingen: Gegen das von Udo Lattek trainierte bayerische Starensemble um Lothar Matthäus, Søren Lerby und Dieter Hoeneß schien die Niederlage festzustehen.

Bayer-Coach Karlheinz Feldkamp hatte zwar mit Libero Matthias Herget und dem isländischen Stürmer Lárus Guðmundsson zwei Nationalspieler in seinen Reihen, konnte ansonsten in personeller Hinsicht aber überwiegend nur auf biederes Bundesligamittelmaß zurückgreifen.

Frühe Führung, schnelle Antwort

So lief in der Hitze des Berliner Frühsommers zunächst wenig überraschend alles für den Favoriten. Als Hoeneß die Münchener in der achten Minute mit einem strammen Linksschuss in Führung brachte, schien Bayer mausetot zu sein. Wohl keiner der mehr als 70.000 Zuschauer im weiten Rund rechnete damit, dass die Krefelder noch einmal zurückkommen würden.

Doch der Underdog antwortete schnell: Im direkten Gegenzug verlängerte ausgerechnet der sonst so zuverlässige Bayern-Kapitän Klaus Augenthaler eine Flanke unglücklich in den Fuß von Horst Feilzer. Der ließ sich nicht lange bitten und erzielte den Ausgleich. "Danach haben wir sehr dicht verteidigt und sind später immer mutiger geworden", erinnert sich später Uerdingens Friedhelm Funkel, einer der zentralen Akteure der damaligen Bayer-Elf.

Platzverweis als Vorteil für den Außenseiter

Den neutralen Teil des Publikums zogen die Uerdinger durch ihren couragierten Auftritt nun endgültig auf ihre Seite, das Olympiastadion wurde zum Hexenkessel. Auch auf dem Platz lief es immer besser für Bayer. Nur weil ein eigentlich regulärer Treffer von Guðmundsson wegen vermeintlicher Abseitsstellung aberkannt wurde, rettete sich der FCB mit 1:1 in die Pause.

In der zweiten Halbzeit trat dann Uerdingens Wolfgang Schäfer ins Rampenlicht. Wenige Minuten nach dem Seitenwechsel grätschte der Ex-Nationalverteidiger Wolfgang Dremmler den wuseligen Stürmer um und flog dafür vom Platz. In Überzahl erhöhten die Uerdinger den Druck auf den Favoriten und profitierten dabei auch von den Witterungsbedingungen. Nach 66 Minuten markierte Schäfer das verdiente 2:1-Siegtor für Bayer gegen inzwischen schlappe Bayern.

Jahrzentelanger Kater nach unvergesslicher Party-Nacht

Die siegreichen Protagonisten machten im Anschluss an ihren großen Triumph schon in Berlin die Nacht zum Tag. "Wir sind mit einem Doppeldecker zu unserem Mannschaftshotel gefahren. Normalerweise hast du für diese Strecke 20 Minuten gebraucht, an diesem Tag waren es zwei Stunden. Die Party danach dauerte bis 7 Uhr morgens", erzählt Funkel. Nach eigener Aussage "total besoffen" nahm Matchwinner Schäfer den Pokal sogar mit ins Bett - und trägt seitdem den Spitznamen "de Cup".

Bayer Uerdingen brachte der Sensationserfolg von Berlin allerdings kein Glück. Zwar sorgten die Krefelder in der Folgesaison im Europapokal der Pokalsieger für Furore und schrieben vor allem mit dem "Jahrhundertspiel" gegen Dynamo Dresden Geschichte. Doch nach der Trennung von Bayer im Jahre 1995 verschwand der Verein, der nun unter dem Namen KFC Uerdingen antrat, in der Bedeutungslosigkeit. Vergangene Woche ist der KFC von der Regional- in die Oberliga abgestiegen.

Tobias Knoop

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