19.05.2015 10:39 Uhr

1860 München: Der Glanz vergangener Tage

Im Finale des Europapokals des Landesmeister 1965 warf sich unter anderem Otto Luttrop (r.) in die Schlacht
Im Finale des Europapokals des Landesmeister 1965 warf sich unter anderem Otto Luttrop (r.) in die Schlacht

Europäischer Glanz statt Existenzkampf? Derzeit eine Traumvorstellung für Fans des TSV 1860 München. Vor 50 Jahren sah das anders aus: Die Löwen kratzten am größten Erfolg der Vereinsgeschichte.

Am Sonntag blickten die Blauen aus der bayrischen Landeshauptstadt zwischenzeitlich in den Abgrund. Gegen den 1. FC Nürnberg lag das Team von Torsten Fröhling mit 0:1 zurück. Die Konkurrenz schickte sich derweil an zu punkten. Der direkte Abstieg in die Drittklassigkeit schon am vorletzten Spieltag drohte. Letztlich schafften es die Löwen noch, die Partie zu drehen und sich so eine gute Ausgangsposition zu erarbeiten.

Die Hoffnung auf den Klassenerhalt lebt weiter in München-Giesing. Unter anderem aufgrund des 12. Mannes: 68.500 Zuschauer unterstützten die Sechziger in diesem existentiell wichtigen Spiel - eine Kulisse, von der man eigentlich kaum noch zu träumen wagt.

Finale vor beeindruckender Kulisse

Dreht man die Uhr einmal 50 Jahre zurück, wirkt diese Kulisse dagegen beinahe lächerlich: 19. Mai 1965, Wembley, Finale im Europapokal der Pokalsieger. Die Partie zwischen West Ham United und 1860 München besuchen 97.974 Zuschauer.

Nach einer grandiosen Saison - unter anderem mit Siegen über den FC Porto, Legia Warszawa und den Torino FC - greifen die Münchner Löwen um das Dreigestirn Otto Luttrop, Alfred Heiß und Rudolf Brunnenmeier nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte.

Spätere Weltmeister schlagen die Löwen

Eine gute Stunde liefert das Team von Max Merkel einen starken Kampf ab, dann wird der Druck der Engländer zu groß: Ein Doppelschlag von Alan Sealey entscheidet die Partie, West Ham klettert auf den Thron.

Für drei Spieler aus der Elf der Hammers ist dieser internationale Glanzmoment nur ein Warmup für den riesigen Erfolg im Folgejahr: Bobby Moore, Martin Peters und Geoff Hurst werden ein Jahr später an gleicher Stelle Weltmeister mit England. Die letzteren beiden erzielen im Finale gegen Deutschland sogar die vier Treffer. Ein schwacher, aber zumindest ein kleiner Trost für die Anhänger von 1860 München, dass das Finale gegen die zu der Zeit Besten der Besten verloren wurde.

Aus heutiger Sicht können die Blauen ohnehin eher mit Freude als mit Wehmut an diese glanzvollen Zeiten zurückdenken. Schließlich sieht die Realität ganz anders aus: Am Sonntag blicken die Sechziger gegen den Karlsruher SC (ab 15:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) wieder dem Abgrund ins Auge. Dann wird Glanz wieder durch harten Existenzkampf ersetzt.

Mehr dazu:
>> zum Spieldetail: West Ham United - TSV 1860 München

Jochen Rabe

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