25.04.2015 14:51 Uhr

Kiev vs. Shakhtar: Rückkehr auf den Thron?

Dynamo Kiew hatte vor allem in der Premyer Liga schon viel Grund zum Jubeln
Dynamo Kiew hatte vor allem in der Premyer Liga schon viel Grund zum Jubeln

Dinamo Kiev spielt eine sehr gute Spielzeit 2014/2015 – das steht jetzt schon fest, trotz des Ausscheidens in der Europa League am Donnerstagabend in Florenz. Um aus der sehr guten eine überragende Saison zu machen, müssen die Hauptstädter die Titelchance in der ukrainischen Premyer Liga nutzen.

Die ACF Fiorentina war am Donnerstagabend eine Nummer zu groß für den ukrainischen Vertreter Dinamo Kiev. Nachdem die Osteuropäer bereits in der 40. Minute eine Gelb-Rote Karte einstecken und mehr als eine Halbzeit in Unterzahl agieren mussten, setzten sich die Italiener im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League mit 2:0 durch. Nichtsdestotrotz erlebt die ukrainische Premyer Liga in diesem Jahr eine Art Renaissance. Der Rekordmeister aus der Hauptstadt schielt auf den ersten Meistertitel seit 2009. Nachdem sich in den vergangenen fünf Jahren immer der Rivale Shakhtar Donetsk die Krone aufsetzte, steht Dinamo jetzt vor der Wachablösung.

Am kommenden Sonntag treffen die beiden erfolgreichsten Vereine des Landes aufeinander (18:30 Uhr im Liveticker). Ein Unentschieden würde "Bilo-Syni" reichen, um das Polster auf Donetsk bei fünf Zählern zu belassen. Das wäre wohl gleichbedeutend mit einer Vorentscheidung im Titelrennen, welches dann noch fünf weitere Spielrunden dauern würde.

28 von 30 möglichen Auswärtspunkten

Bislang sprechen die nackten Zahlen eindeutig für die Blau-Weißen: Von den 20 Spielen in dieser Saison wurde kein einziges verloren, von Oktober bis Anfang April blieb Dinamo in elf Ligaspielen zehn Mal ohne Gegentor. Vor allem die Auswärtsstärke ist imposant: Von 30 möglichen Punkten auf fremden Geläuf holte die Mannschaft von Sergiy Rebrov 28. Folgerichtig geht der 13-fache Champion auch als Favorit in den 'ukrainischen Clásico', der erstmalig im Fußballstadion von Lviv ausgetragen wird. Bekanntermaßen nutzt Shakhtar Donetsk die Arena Lviv seit dieser Saison als Heimspielstätte, da die eigene Donbass-Arena seit August wegen der Ukraine-Krise nicht mehr als Austragungsort genutzt werden kann.

Neu-Coach Rebrov – ein Volltreffer

Die Gründe für die wiederentdeckte Stärke bei Dinamo sind vielfältig. Als erstes fällt Coach Rebrov ins Auge, dessen Festanstellung vor gut einem Jahr sich als Volltreffer erwiesen hat. Der Rekordtorschütze der Premyer Liga versteht es offenkundig, seinem Team einen lange vermissten Offensivgeist einzuhauchen. Er spricht die Sprache der Aktiven, gilt als umgänglicher Typ, der im Spielerkreis sehr geschätzt wird. Besonders die Kreativabteilung des Teams um Andriy Yarmolenko, Artem Kravets oder Jeremain Lens kann sehr gut mit dem Champions-League-Torschützenkönig von 2000. Dabei galt der 40-Jährige zunächst nur als Übergangslösung für den gescheiterten Oleg Blochin, der vor einem Jahr den fünften Meistertitel in Serie für Donetsk nicht verhindern konnte.

Zeitweise war Dinamo zur vierten Kraft in der Ukraine abgestiegen, sogar Metalist Kharkov und Dnipro Dnipropetrovsk zogen vorbei. Nach dem unerwarteten Pokaltriumph 2014 und den Absagen vieler westeuropäischer Trainerkollegen an Klub-Boss Igor Surkis wurde Rebrov schließlich fest als Coach installiert. Ein voller Erfolg, wie sich schnell herausstellte.

Treffsicher in allen Spielen

Kiev steht kurz davor, die fünfjährige Leidenszeit zu durchbrechen. Natürlich lässt sich der streckenweise festzustellende Leistungseinbruch bei Shakhtar Donetsk auch mit den fußballunwürdigen Umständen in der kriegsgebeutelten Donbass-Region erklären. Die wiedergewonnene Stärke des Hauptstadtklubs geht aber vollends auf sportliche Ursachen zurück.

Mit Angriffspressing und Mut zum schnellen Torabschluss hat "Bilo-Syni" bislang in allen Pflichtspielen 2015 getroffen. Trainer Rebrov legt dabei großen Wert auf Laufarbeit in der Defensive. Hier sei an die Europa-League-Begegnung gegen Aalborg (2:0) in der Vorrunde erinnert, als er seinen Stürmerstar Andriy Yarmolenko herunternahm mit der späteren Begründung: "Unglücklicherweise hat Andriy nicht hart genug in der Defensive gearbeitet. Niemand bleibt auf dem Platz, nur weil er ein großer Star ist."

Ausdauer wie nie dank spanischem Fitness-Guru

In der Ukraine wird außerdem das moderne Fitnesstraining unter Assistents-Coach Raul Riancho als großes Plus bei Dinamo angeführt. Der Spanier ist ebenfalls seit einem Jahr im Verein und leistet seitdem eine sehr erfolgreiche und vielfach gelobte Arbeit als Fitnesscoach. Mickael Yokhin von "ESPN FC" fasste die Ausdauer- und Fitnessarbeit beim ukrainischen Rekordmeister mit lobenden Worten zusammen: "Dinamos Spieler sind in der Tat viel fitter, seit dem der Fitness-Spezialist dabei ist. Es ermöglicht Rebrov, intensives Pressing umzusetzen welches an die großen Teams von Valerij Lobanovsky erinnert. Kiev will den Ball die ganze Zeit im Spiel kontrollieren."

Ein hohes Maß an Selbstvertrauen, welches Trainer Rebrov im Laufe des Jahres durch einen sehr vertrauensvollen Umgang mit seinen Spielern aufgebaut hat, gepaart mit großem spielerischen Verständnis und einem sehr hohen Fitnesslevel – Dinamo Kiev ist reif für die Rückkehr auf den ukrainischen Thron und in die Champions League. Selbst wenn Kiev das "Crunch Game" gegen Donetsk am Sonntag verlieren sollte, hätten sie weiterhin mit dann noch zwei Punkten mehr alle Trümpfe in der Hand.

Mehr dazu:
>> zum Liveticker
>> alles zur Premyer Liga

Mats-Yannick Roth

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten