12.04.2015 11:45 Uhr

HSV am Boden - Knäbel will weitermachen

Die HSV-Spieler versuchten die aufgebrachten Fans nach der Niederlage gegen Wolfsburg zu beruhigen.
Die HSV-Spieler versuchten die aufgebrachten Fans nach der Niederlage gegen Wolfsburg zu beruhigen.

Die entsetzten Fans flüchteten schon vor dem Abpfiff in Scharen aus dem Volkspark. Kurzzeit-Coach Peter Knäbel schlug nach der deprimierenden Heimpremiere auf der Bank des Hamburger SV fassungslos die Hände vors Gesicht.

Gelähmt vor Angst taumelt das Gründungsmitglied der Bundesliga nach dem 0:2 (0:1) gegen den VfL Wolfsburg seinem ersten Abstieg nach 52 Jahren im Oberhaus entgegen. "Das kann einem schon Angst machen", sagte HSV-Idol Uwe Seeler nach dem Absturz auf einen Abstiegsplatz, "aber meine Hoffnung stirbt zuletzt". 

Nach ihrem hilflosen Auftritt sahen sich die Hamburger Spieler gellenden Pfiffen, Wutausbrüchen und umherfliegenden Gegenständen ausgesetzt. Doch ans Aufgeben denkt Knäbel nicht. Und der HSV will wohl auch keinen erfahrenen Trainer für die letzten sechs Saisonspiele holen. "Das ist meiner Meinung nach auszuschließen", so der ratlos wirkende Übungsleiter. Für seinen Mut, sich in der Krise auf die Bank zu setzen, erntet der Platzhalter für Wunschkandidat Thomas Tuchel nur harsche Kritik. Trotz aller Dementis scheinen die Hanseaten auch im Falle eines Abstiegs auf das Ja-Wort des Ex-Mainzers zu bauen.

"Leblos. Kein Mut, keine Aggression, keine Wut"

Individuelle Fehler leiten Woche für Woche die Niederlagen des HSV ein. Diesmal war es ein grober Patzer des Brasilianers Cleber, der ähnlich naiv daherkam wie in der Vorwoche der Fehlpass von Johan Djourou beim 0:4 in Leverkusen. "Das war überflüssig und dämlich. Eine Situation, die man beherrschen muss", schimpfte Knäbel. Zu allem Überfluss kassierte Djourou in der 88. Minute die Gelb-Rote Karte wegen Meckerns und fehlt kommenden Sonntag in Bremen. Heiko Westermann wählte deutliche Worte für die katastrophalen zweiten 45 Minuten: "Leblos. Kein Mut, keine Aggression, keine Wut. Das hatte nichts mit Fußball zu tun. Wir hatten keine einzige Torchance."

Niemand habe den Ball haben wollen. "Man müsste endlich seinen Arsch hinhalten und sich trauen, auch einen Fehler zu machen", forderte der ewig Gescholtene, der als Aushilfe als rechter Verteidiger zwar kämpfte, aber meist das Nachsehen gegen Kevin De Bruyne und Co. hatte. Die Ansage von Lewis Holtby, der hitzig mit den Anhängern in der Kurve des Volksparks diskutierte, fiel markig aus: "Wir müssen uns den Arsch aufreißen für diesen geilen Verein."

Allofs: "Leicht wird es für den HSV nicht."

Die Realität sieht anders aus: Techniker wie der Ex-Schalker sollten den Bundesliga-Dino eigentlich in höhere Gefilde führen, stattdessen verlangsamt er über den rechten Flügel regelmäßig die Angriffe. Statt in Eins-zu-Eins-Situationen nach vorn zu marschieren, spielt er meist nach hinten - so geht modernes Umschaltspiel nicht.

Die Niederlage durch die sehenswerten Tore von Josuha Guilavogui (10. Minute) und Daniel Caligiuri (73.) hätte noch viel höher ausfallen müssen. Wolfsburgs Sportchef Klaus Allofs bemängelte die Chancenauswertung und hatte fast Mitleid mit dem Gegner: "Der HSV steckt in einer schwierigen Situation. Wenn andere Mannschaften wie Paderborn gewinnen, wird das Fußballspielen für eine Mannschaft wie den HSV zur harten Arbeit. Leicht wird es für den HSV nicht."

Knäbel: Selbst CR7 könnte dem HSV nicht Helfen

Flügelflitzer und Kämpfer Ivica Olic, für dessen Einsatz der HSV 100 000 Euro an den Werksclub überweisen muss, meinte, "es könnte sogar Cristiano Ronaldo kommen. Der würde uns momentan nicht helfen". So wird Knäbel vor dem Nordderby erneut elf Mann suchen, die sich dem Untergangsszenario entgegenwerfen. Der chilenische Mittelfeldakteur Marcelo Diaz wird wahrscheinlich nicht dabei sein können, nach seiner Innenbandverletzung meldete sich nun eine alte Leistenblessur. Und ob Kapitän Rafael van Vaart noch einmal für die Hamburger auflaufen wird, darf nach dem ideenlosen Einsatz stark bezweifelt werden.

dpa

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