25.03.2015 12:40 Uhr

Freistoßkünstler im zweiten Frühling

Schießt Freistöße wie einst in Gladbach: Juan Arango
Schießt Freistöße wie einst in Gladbach: Juan Arango

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf einen Freistoßkünstler, einen Knipser aus der mazedonischen Liga und einen umfunktionierten Mittelstürmer.

Die Pfeife des Schiedsrichters ertönt. Kurz vor dem gegnerischen Strafraum bekommt Club Tijuana einen Freistoß aus zentraler Position zugesprochen. Als sich der Schütze das runde Leder zurechtlegt, kann man den Angstschweiß des Torhüters förmlich riechen. Juan Arango läuft kurz an, schlenzt den Ball über die Mauer und verwandelt mit einem echten "golazo", wie der Mexikaner ein  Traumtor tituliert, in den rechten Winkel.

Er hat es nicht verlernt. Freistöße wie aus dem Bilderbuch erinnern an seine glorreiche Gladbacher Zeit. In 175 Spielen für die Fohlen erzielte der Venezulaner 31 Tore und bereitete 57 Treffer vor. Neben seinen gefürchteten Standards bleibt den Fans vom Niederrhein aber auch sein spektakuläres Tor gegen Mainz aus 44 Metern Entfernung in Erinnerung.

"Arangoal" wird die treuen Borussenfans nicht vergessen. Vor seinem Wechsel nach Mexiko versprach er: "Ich weiß, dass ich eines Tages zurückkehren werde. Nicht als Spieler, sondern als Zuschauer. Vielleicht werde ich in Zukunft Manager, Berater oder Scout. Eine Sache ist sicher: Wenn Gladbach meine Hilfe braucht, werde ich gerne helfen."

Bei seinem neuen Verein läuft es für den Mann mit dem linken Zauberfuß momentan richtig gut: In elf Saisonspielen steuerte Arango bislang fünf Treffer und vier Vorlagen bei. Auch dank ihm thront Tijuana momentan auf dem ersten Platz der mexikanischen Liga. Auf dem Weg zur zweiten Meisterschaft in der Geschichte der "Xolos" werden die Freistoßkünste des Publikumslieblings aus vergangenen Gladbacher Tagen gewiss noch Gold wert sein.

Verkannter Knipser wird zum Star in Mazedonien

Er kam, als beim damaligen Erstligisten MSV Duisburg sprichwörtlich der Baum brannte. 13 Punkte aus 17 Spielen, ein Torverhältnis von minus zwölf und Tabellenplatz 18 - so lautete im Winter 2007/2008 die traurige Bilanz der Zebras. Frische Kräfte mussten her, um den drohenden Abstieg zu verhindern. Aus Kroatien wurde im Januar 2008 der vielversprechende U21-Nationalspieler Bojan Vručina ausgeliehen. Der damalige Sportdirektor Bruno Hübner vermutete, ein großes Talent an der Angel zu haben: "Bojan ist pfeilschnell, auf den Außenbahnen oder im Zentrum flexibel einsetzbar und soll unser Flügelspiel verbessern."

Die hohen Erwartungen konnte der vermeintliche Balkan-Knipser jedoch nie erfüllen: Nach enttäuschenden acht Saisonspielen und dem nicht mehr zu vermeidenden Abstieg der Zebras packte Vručina frustriert seine Koffer und kehrte zurück in die Heimat. Anfang des vergangenen Jahres heuerte der gescheiterte Duisburger Kurzarbeiter schließlich bei KF Shkëndija 79 in der ersten mazedonischen Liga an - und wurde zum Mann der Stunde. Mit zwölf Toren führt der Leistungsträger souverän die Torjägerliste an und trifft momentan wie am Schnürchen. Im Saisonendspurt um den Aufstieg in die 2. Bundesliga könnten die Zebras aus Duisburg den verkannten Knipser mit Sicherheit gut gebrauchen.

Glückloser Dortmunder brilliert auf der "Sechs"

Mit großen Ambitionen kam auch einer anderer Nachwuchsstürmer ins deutsche Oberhaus: Damien Le Tallec. Borussia Dortmund erkannte das Talent des athletischen Youngsters aus Frankreich und lotste ihn im Sommer 2009 nach Westfalen. Der Franzose kündigte kurz nach seinem Wechsel an, einen Stammplatz erobern zu wollen.

Sein Traum sollte sich nicht erfüllen: Wegen Verletzungen an der Schulter und den Adduktoren absolvierte Le Tallec in seiner ersten Saison lediglich vier Bundesligaspiele. Ein Jahr später, als sich der BVB als Überraschungsteam der Liga den Meistertitel krallte, stand der Franzose keine einzige Minute auf dem Rasen. Weil er sich auch in der folgenden Spielzeit nicht zurück in die erste Mannschaft kämpfen konnte, kehrte er den Schwarz-Gelben den Rücken. Nach Stippvisiten in Frankreich und der Ukraine steht Le Tallec seit Saisonbeginn beim russischen Klub Mordovia Saransk unter Vertrag.

Unter der Leitung von Trainer Yuri Semin wurde der einstige Stoßstürmer zum Mittelfeldstrategen umgeschult. Auf der Sechserposition überzeugt der Franzose, absolvierte bisher jedes Saisonspiel des russischen Premier-Liga-Aufsteigers und konnte am letzten Wochenende im Spiel gegen Lok Moskau einen wichtigen Punktgewinn im Kampf um den Klassenerhalt bejubeln. Vielleicht hat der Ex-Dortmunder mit mittlerweile 24 Jahren seine wahre Rolle auf dem Platz gefunden. Besser spät als nie.

Lionard Tampier

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