08.03.2015 09:00 Uhr

Kazuyoshi Miura: Japans Fußball-König

Den Ball immer noch fest im Blick: der 48-jährige Kazuyoshi Miura
Den Ball immer noch fest im Blick: der 48-jährige Kazuyoshi Miura

Am Sonntag startet die zweite japanische Liga in ihre neue Saison. Mit dabei: Kazuyoshi Miura. Der 48-Jährige gilt als ältester Fußballprofi der Welt. Während seinen Namen in Europa kaum jemand kennt, ist er in seiner Heimat ein Volksheld.

Es war eine standesgemäße Feier für einen Paradiesvogel, der auf die 50 zugeht und den Spitznamen "König Kazu" trägt. Mit einer riesigen bunten Torte und im weinroten Anzug beging Kazuyoshi Miura Ende Februar in großer Runde seinen 48. Geburtstag. "Es ist das chinesische Jahr der Ziege und ich wurde unter diesem Sternzeichen geboren", erzählte er den anwesenden Journalisten. "Deshalb wollte ich meine 30. Saison als Profi farbenprächtig einläuten."

Gut zwei Monate vorher war die Nachricht durch die internationalen Medien gegangen, dass Miura noch ein Jahr dran hängt. Wieder einmal. Bei seinem Arbeitgeber Yokohama FC in der J.League 2 ist der Stürmer zwar längst nur noch Ergänzungsspieler und absolvierte in der vergangenen Spielzeit lediglich eine Handvoll Einsätze. Aber ganz verzichten will man beim kleineren der beiden Profi-Klubs in der japanischen Millionenmetropole nicht auf seinen mit Abstand prominentesten Angestellten.

Mit 700 Dollar auf den Spuren von Pelé

Dessen Ruhm reicht bis in die achtziger und neunziger Jahre zurück. Miuras Werdegang ist die Erfolgsgeschichte eines jungen Mannes, der seinem Traum folgte und ihn bis heute lebt. Denn bereits als Kind wollte der kleine Kazuyoshi nur eins: Fußballer werden, möglichst in Brasilien, der Heimat seines Idols Pelé. Und tatsächlich landete der erst 15-jährige Schulabrecher 1982 mit nur 700 Dollar in der Tasche ganz alleine in São Paulo. Über Beziehungen hatte sein Vater dem Sprössling einen Platz in der renommierten Jugendakademie des FC Santos verschafft.

Trotz großer Eingewöhnungsschwierigkeiten schaffte es Miura mit viel harter Arbeit und ein wenig Glück vier Jahre nach seiner Auswanderung in die Profimannschaft von Pelés ehemaligem Klub. Der Nippon-Import wurde von den brasilianischen Medien "Karate Kid des Fußballs" getauft, spielte später auch für Palmeiras und Coritiba und sorgte vor allem in der großen japanischstämmigen Community Brasiliens für wahre Begeisterungsstürme.

Vom Fußballstar zur Kultfigur

Nach seiner Rückkehr in die Heimat im Jahr 1990 wurde Miura dort zum ersten Superstar des Fußballs, der sich im Land der aufgehenden Sonne zu dieser Zeit einer rapide wachsenden Beliebtheit erfreute. Mit dem damaligen Top-Klub Yomiuri FC holte der Torjäger drei Meistertitel in Folge. Sich selbst sicherte er die Auszeichnungen als japanischer und asiatischer Fußballer des Jahres 1993.

Neben internationalen Prominenten wie Zico und Gary Lineker fungierte Miura als Zugpferd der neu gegründeten J.League. Zwei kurze Europa-Gastspiele in Genua und bei Croatia Zagreb steigerten seine Popularität noch zusätzlich, auch wenn er sich bei beiden Engagements nicht nachhaltig durchsetzen konnte.

Miura wurde zur Kultfigur: Als einziger Japaner in der J.League trug er nach brasilianischem Vorbild seinen Spitznamen auf dem Trikot, mit der "Kazu-Finte" narrte er reihenweise die Gegenspieler, seine Tore feierte er mit dem berühmten "Kazu-Tanz". Seine Vorliebe für quietschbunte, eigens für ihn angefertigte Kleidung machte ihn abseits des Platzes zur Stilikone.

Kazuyoshi Miura bejubelt einen Treffer mit dem "Kazu-Tanz":

Kein Ticket zur WM-Premiere

Trotz oder vielleicht auch gerade wegen seiner ungeheuren Popularität in der Öffentlichkeit war Miuras Verhältnis zu seinen Trainern allerdings nicht immer reibungslos. Vor allem in der Nationalmannschaft sorgte seine unangepasste, extrovertierte und damit in vielerlei Hinsicht "unjapanische" Art für Probleme. Einer großartigen sportlichen Bilanz stand das nicht im Wege: 55 Treffer gelangen ihm in 89 Spielen für die "Samurai Blue".

Zum landesweit diskutierten Thema wurde seine Ausbootung vor der Weltmeisterschaft 1998. 13 Tore hatte er in der Qualifikation erzielt und damit maßgeblichen Anteil daran, dass Japan erstmals überhaupt zu einer Endrunde fahren durfte. Doch Nationalcoach Takeshi Okada nahm den Angreifer nicht mit nach Frankreich. Eine schmerzhafte Erfahrung für den ansonsten so erfolgsverwöhnten Miura, der später sogar noch ein Jahr in Australien kickte.

Karriereende nicht in Sicht

Heute steht in den Sternen, wann die lange und bewegte Karriere des Globetrotters ihr endgültiges Ende findet. Auch wenn viele seiner Mitspieler inzwischen mehr als zwanzig Jahre jünger sind, denkt Miura nicht ans Aufhören. "Ich bin noch kein Pensionär", bekräftigt der in Ehren ergraute Oldie.

Ausgeschlossen ist es also nicht, dass er auch nach seinem runden Geburtstag im Jahr 2017 noch weiter die Fußballschuhe schnürt. Die Verantwortlichen des Yokohama FC dürften ihm dabei jedenfalls keine Steine in den Weg legen. Denn ein König bestimmt bekanntlich selbst, wann er abtritt.

Mehr dazu:
>> Spielplan und Ergebnisse der J.League 2

Tobias Knoop

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