20.01.2015 18:30 Uhr

ÖFB-Einbürgerungen: A(lan) bis Ž(eljko)

Von links nach rechts: Mateo Kovačić, Andy Hunt, Alan, Adrianinho
Von links nach rechts: Mateo Kovačić, Andy Hunt, Alan, Adrianinho

Geld statt Nationalteam-Ehren. Seit dem Wechsel von Alan nach China ist klar, dass der Brasilianer nie im ÖFB-Dress zu sehen sein wird. Ein weiteres Kapitel in der nicht sonderlich ruhmreichen Geschichte der Alpenrepublik-Einbürgerungen wurde somit geschrieben, denn Alan befindet sich in bester Gesellschaft. weltfussball listet dazu einige prominente Beispiele auf:

Als bestes und gleichzeitig schlechtestes Beispiel dient hier natürlich die Farce um Steffen Hofmann. Als herausragender Spieler der Bundesliga war er der Hoffnungsträger für die EURO 2008, der ÖFB machte sich für eine Einbürgerung stark und verkündete offiziell, dass er im Testspiel gegen Schottland auflaufen soll. Die Voraussetzungen für einen Reisepass hätte er erfüllt, schließlich ist er mit einer Wienerin verheiratet. Ein Einsatz im Nationalteam wäre trotz Spielminuten in deutschen Nachwuchs-Auswahlen prinzipiell möglich gewesen, allerdings hätte ihn der ÖFB bis spätestens 31.12.2004 bei der FIFA melden müssen – und nicht erst sieben Monate später.

Der Weltverband setzte damals fest, dass Spieler, die schon in U-Nationalmannschaften eines anderen Landes spielten, einen Nationenwechsel nur bis zum 21. Lebensjahr vollziehen können. Die gesetzte Übergangsfrist für diese Regelung hätte der ÖFB ausnutzen können, ließ sie aber verstreichen.

Wegen dieser Regelung darf auch Jonatan Soriano nicht für Österreich auflaufen. Der ÖFB prüfte nach einem ORF-Interview lange, ob der Katalane spielberechtigt wäre und kam nach Antwort vom spanischen Verband zu einem negativen Ergebnis. Soriano war für spanische Junioren-Teams im Einsatz. Ein Blick in die weltfussball-Datenbank hätte die Sache ein bisschen schneller geklärt.

Leitner, Kovačić und Co. entscheiden sich anders

Unweit von Vorarlberg zählt Jonathan Schmid beim SC Freiburg zu den Leistungsträgern. Französische Mutter, österreichischer Vater. Da seine Eltern nicht verheiratet sind und er nie hier lebte, gibt es keine Chance. Das Interesse des ÖFB hält sich ohnehin in Grenzen.

Moritz Leitner, der in der U17 für den ÖFB ein Länderspiel bestritt, entschied sich für Deutschland und hat nun 21 U21 Einsätze auf dem Konto. Ob er wieder für Österreich spielen könnte, müsste die FIFA klären. Diese spricht in ihren Statuten von einem einmaligen Nationenwechsel.

Bei Inter ist mit Mateo Kovačić ein gebürtiger Linzer eine bestimmende Figur. Der Mittelfeldspieler trägt aber das kroatische Dress. "Ich musste mich nie entscheiden, ob ich für Kroatien oder Österreich spiele. "Es ist natürlich ewig schade, so ein großes Talent zu verlieren, aber dagegen ist man machtlos", meinte Willi Ruttensteiner im "Kurier".

Ex-Austrianer Marin Leovac hätte die österreichische Staatsbürgerschaft, spielte jedoch auch schon für Kroatien. Der Ex-U21-Teamspieler Turgay Bahadir lief einmalig für die Türkei auf.

Austro-Brasilianer "zu Riskant"

Ashley Barnes erzielte in dieser Saison bereits vier Premier-League-Treffer für Burnley FC. Pass hat er keinen, der ÖFB gelobte 2008, ihn weiter zu beobachten. Rechtlich kein Problem würde es mit Renny Smith, der bei Arsenal-Jugend engagiert ist, geben. Er spielte bisher zwei Mal für Österreichs U18.

Andy Hunt stürmte in den Neunzigern für Newcastle, West Bromwich Albion und Charlton Athletic. Durch seine österreichische Großmutter wäre ein rot-weiß-rote Einbürgerung für den Engländer möglich gewesen. 1998 bot er sich dem ÖFB an, Herbert Prohaska wollte aber nicht. Zwei Jahre später griff Teamchef Otto Barić die Idee wieder auf, die Karriere von Hunt wurde zu dieser Zeit aber durch ein chronisches Erschöpfungssyndrom jäh beendet.

2003 wollte Hans Krankl den Austro-Brasilianer Adriano Manfred Laaber einberufen. Sein Klub Ponte Preta schickte schon eine Unbedenklichkeitsmeldung, dass er noch nie bei der Junioren-Seleção war. Wenige Stunden später zog man die Freigabe aber zurück. "Das Risiko ist zu groß" hieß es damals kryptisch. "Schade. Ich wäre gerne gekommen", meinte Adrianinho, der später in Griechenland spielte. Der Fall wurde nicht weiter verfolgt.

Späte Boulevard-Anerkennung für Ivica Vastić

Bei Ivica Vastić schaffte der ÖFB die Einbürgerung. Zwar stand jener schon im Kader der kroatischen Nationalelf, kam dort aber nicht zum Einsatz. 1996 bestritt er sein erstes Spiel für Österreich, zwei Jahre später akzeptierte ihn schließlich selbst die "Krone". "Ivo, jetzt bist du ein echter Österreicher" lautete der Titel nach dem Last-Minute-Treffer bei der WM 1998 gegen Chile.

Andere geglückte Einbürgerungen zu dieser Zeit waren Goran Kartalija und wenig später Tomislav Kocijan und Željko Vuković. Letzterer feierte sein Teamdübüt als 40-Jähriger, weil neun Stammspieler vor der Reise zum entscheidenden Qualifikationsspiel für die WM 2002 in Israel plötzlich Terrorgefahr witterten und nicht antreten wollten. Bereits lange zuvor hatte Bernd Krauss 22 Einsätze im ÖFB-Team. Bei seinem Debüt 1981 stellte er sich gegen sein Geburtsland Deutschland mit einem Eigentor vor.

Bei Thomas Gebauer dauerte es mehrere Jahre bis seine Einbürgerung klappte. Sei 2012 scheint sein Name hin und wieder auf der "Auf Abruf"-Liste des Nationalteams auf. Zu einem Einsatz reichte es noch nicht. Zu seiner Glanzzeit wäre er eine absolute Verstärkung gewesen.

Problemlos erhielt der gebürtige Argentinier Aldo Duscher den österreichischen Pass. Schließlich stammte ein Teil seiner Familie aus Österreich. Dabei hatte Duscher weniger eine Teamkarriere beim ÖFB im Sinn, sondern wollte mit einer EU-Staatsbürgerschaft einfach nur leichter vermittelbar sein. Via Portugal schaffte er es nach Spanien, spielte dort unter anderem bei La Coruña, Sevilla und Espanyol. Schlussendlich kam Duscher auch zu Teamehren, allerdings für die Albiceleste statt Rot-Weiß-Rot.

Im Fall Alan trifft den ÖFB nun keine Schuld. Wie diese Auflistung zeigt, mahlen die Einbürgerungs-Mühlen in Österreich unglaublich langsam. Potenziellen Verstärkungen wird und wurde erst viel zu spät Aufmerksamkeit geschenkt. Der Kontakt stellte in den meisten Fällen der betreffende Spieler selbst her. Selbst wenn es sich nicht immer um absolute Verstärkungen handelt, hier hat der Fußball-Bund sicherlich einiges an Verbesserungspotenzial.

Mehr dazu:
>> ÖFB-Chance auf Alan dahin

Johannes Sturm

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten