09.10.2014 08:00 Uhr

Euro-Pensionisten plötzlich Heroes in Indien

Freddie Ljungberg identifiziert sich voll mit dem indischen Fußball
Freddie Ljungberg identifiziert sich voll mit dem indischen Fußball

Kommendes Wochenende startet die neu geschaffene Hero Indian Super League. Altstars wie Freddie Ljungberg, Robert Pires, oder Alessandro Del Piero sollen helfen, die Achterliga aufzupimpen. Die Teams konnten im Frühjahr um 1,5 Millionen Euro aufwärts gekauft werden. Vier Monate dauert die erste Meisterschaft. Der porminenteste Trainer heißt Zico. Er hat zumindest schon erreicht, dass er nicht mehr als "Der weiße Pelé" vorgestellt wird.

Über acht Jahre ist es her, dass sich Luis Garcia und Freddie Ljungberg auf Klubebene gegenüberstanden. Es war im Highbury vor 38.221 Besuchern und endete für beide unglücklich. Ljungberg verletzte sich. Luis Garcia traf für Liverpool, aber am Ende gewann Arsenal 2:1. Samstag werden die beiden erneut die Klingen kreuzen und zwar in Kalkutta im Salt Lake Stadium vor über 100.000 Zuschauern. Luis Garcia (36) wird Atlético de Kolkata aufs Feld führen, Ljungberg (37) Mumbai City FC. Er wird zur Verstärkung auch noch Nicola Anelka (35) mitnehmen.

Die drei sollen, wie einige andere ehemalige Stars auch, die neu geschaffene Indische Super League (ISL) auf Vordermann bringen. Sourav Ganguly, Miteigentümer von Atlético de Kolkata, ist sich sicher: "Sie werden das Niveau von unseren Spielern anheben. Ich habe diese Erfahrung selbst gemacht, als ich 1996 im Lord's debütiert habe." Er meint damit das "Lord's Cricket Ground" in London und sein erstes Länderspiel für Indien gegen England.

Volkssport Cricket ist das Vorbild für die Franchise-Liga

Die "Hero Indian Super League", wie sie offiziell heißt, ist ähnlich konzipiert wie die indische Cricket Liga. Die von Oktober bis Dezember dauernde ISL nehmen acht Teams in Angriff. Nach einem Grunddurchgang mit je zwei Hin- und Rückspielen ermitteln die vier besten Klubs in einem Halbfinale mit Hin- und Rückspiel sowie einem Endspiel den Meister. Es gibt keine Auf- und Absteiger. Die Mannschaften sind als Sportfranchises aufgestellt. Von 1,5 Millionen Euro aufwärts gab es die Klubs zu kaufen, wobei die Interessenten auch Konzepte vorzulegen hatten, wie sie gedenken den Fußball in der jeweiligen Region zu fördern.

Jeder ISL-Kader benötigt einen Marquee, einen Spieler mit "großer internationaler Erfahrung". Weitere sieben Spieler müssen Ausländer sein. Dazu kommen 14 Inder, von denen fünf aus der Stadt des jeweiligen Klubs sein müssen.

Zico glaubt an einen Aufstieg wie in Japan

David Trezeguet (37, FC Pune City) wird sich wohl auch sehr auf Robert Pirés (40, FC Goa) freuen, hat ihm doch jener vor 14 Jahren im De Kuip das Golden Goal zu Frankreichs EM-Titel aufgelegt. Pirés' FC Goa wird von Zico trainiert. Der Brasilianer ist vom Konzept überzeugt und verweist als ehemaliger janpischer Teamchef auf die Parelellen zur J-League: "Als ich dorthin ging, gab es nirgendwo einen Professionalismus. Aber alle haben an einem Strang gezogen. Und es ist uns auf spektakuläre Art und Weise gelungen." Eines hat er bereits erreicht: Seit seiner emotinalen Klarstellung in einem lokalen TV wird er in Indien nicht mehr als "der weiße Pelé" vorgestellt.

Peter Reid wird ihnen keine Raketen in den A... schieben

Peter Reid - 1996 Zweitliga-Meister mit Sunderland und zuletzt bis September 2009 Teamchef von Thailand hat sich längst an die Mentalität in Asien gewöhnt: "In England musst du den Leuten hin und wieder eine Rakete in den A... schieben. Hier geht das nicht, da darf keiner sein Gesicht verlieren." Über die Dauer seines Vertrags mit Mumbai City FC sinnierte er: "Als ich das erste Mal nach Sunderland kam, sollte es für sieben Spiele sein und es wurden siebeneinhalb Jahre."

Vorerst sind die Hotels, in denen die Marquee-Spieler untergebracht, sind für vier Monate gebucht; ebenso deren Ernährungsberater, damit Alessandro Del Piero und Co. auch ja nichts auf den Magen schlägt. Allerdings zu Weihnachten ist der Zauber für's Erste wieder vorbei. Das wird vor allem jenen 132 Spielern (84 Inder, 49 Ausländer) recht sein, die nach amerikanischen Vorbild gedraftet worden sind, also nicht mitentscheiden konnten, in welcher der acht Städte sie spielen. Das indische Vorgänger-Model, die I-League, wurde nach sieben mageren Jahren beendet. Ob jetzt die fetten folgen?

Die Klubs und eine Auswahl ihrer "Stars":

Delhi Dynamos FC: Alessandro Del Piero*, Marek Cech
Kerala Blasters: David James* (Spielertrainer), Michael Chopra
FC Pune City: David Trezeguet*, Kostas Katsouranis
Chennaiyin: Elano, Mikaël Silvestre*, Marco Materazzi (Spielertrainer), Bernard Mendy
NorthEast United FC: Joan Capdevila*
Mumbai City FC: Freddie Ljungberg*, Nicolas Anelka (Spielertrainer)
Atlético de Kolkata: Luis García*,
FC Goa: Robert Pirés*, André Santos

*Marquee-Spieler (Spieler mit internationaler Vergangenheit)

Mehr dazu:
>> Spielplan Indische Super League

Thomas Schöpf

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