05.06.2014 13:11 Uhr

Abenteuer Legionär: "Major" wird Botschafter

Stefan Maierhofer und das Team von sportscon
Stefan Maierhofer und das Team von sportscon

Stefan Maierhofer hat bei Millwall wieder auf sich aufmerksam gemacht und hofft auf einen Verbleib in England. Nun ist der "Major" aber auch noch in einer neuen Rolle aktiv. Am Donnerstagvormittag gab er bei einem Pressegespräch in Wien seine Tätigkeit als Botschafter für eine Sportlerberatungsagentur bekannt.

Für "sportscon" (Sports Consulting) wird der ehemalige ÖFB-Teamspieler als Verbindungsmann, Sprachrohr und Träger in der Öffentlichkeit tätig sein. Eine Position, die dem nicht gerade scheuen Sturmtank wie auf dem Leib geschnitten ist. Die Erfahrungen seines "Abenteuers als Legionär" will der 31-Jährige an andere Fußballer weitergeben.

Tulln, Vienna, Langenrohr, Bayern München, Koblenz, Greuther Fürth, SK Rapid, Wolverhampton Wanderers, Bristol City, MSV Duisburg, RB Salzburg, 1. FC Köln, Millwall: Schon ein Blick auf seine bisherigen Vereine zeigt, dass der "Major" bisher eine nicht gerade alltägliche Karriere mitmachte. Die dabei gewonnenen aber auch oft schmerzvollen Lektionen möchte Maierhofer jetzt mit jüngeren Sportlern teilen.

Initiator und Botschafter von "sportscon"

"Letztes Jahr im Sommer gab es viele Anrufe, wie es bei mir weitergeht und ob ich meine Karriere beende. Jetzt bin ich 31 Jahre alt und habe bei Millwall wieder auf mich aufmerksam gemacht. Ich möchte unbedingt in England bleiben und hoffe, dass es da in den nächsten Tagen beziehungsweise Wochen etwas zu vermelden gibt. Aber ich habe mir auch Gedanken über meine Zukunft gemacht und etwas gefunden, wo ich meine Kontakte und Erfahrungen einfließen lassen kann", brachte es der ehemalige Rapid-Torjäger im weltfussball-Gespräch auf den Punkt.

"Ich komme aus der Gastronomie und weiß, was es heißt jeden Tag in der Früh aufzustehen und einer 'normalen' Arbeit nachzugehen. Die letzten neun Jahre hatte ich Glück als Fußballer viel Geld verdienen zu können, aber ich habe dabei neben vielen positiven auch viele negative Sachen mitgemacht. Ich glaube, dass ich jüngeren, talentierten Sportlern bei ihren Problemen helfen kann", so der Niederösterreicher, bei dem diese "Idee" in den vergangenen drei Jahren herangereift ist.

Plötzlich in drei Ländern mit Steuerpflicht konfrontiert

"Als ich in England gespielt habe und dann nach Deutschland verliehen wurde, war ich noch im österreichischen Nationalteam mit dabei. Plötzlich wurde ich dann damit konfrontiert, dass ich in drei Ländern eine Steuerpflicht zu tragen habe", erinnert sich Maierhofer an einem heiklen Moment in seiner Karriere zurück. "Aber ich möchte nicht sagen, dass es eine kleine Steuerlücke wie bei Herr Hoeneß war."

"Heute gibt es in den Akademien Spieler mit 14 oder 15 Jahren, die Verträge unterschreiben und ihre 'Berater' posten es dann noch stolz auf Facebook. Später dann sagen ihnen die gleichen tollen Typen, dass sie mit 32 Jahren ihre Karriere beenden sollen, wie es aktuell Hans-Peter Berger bei Max Hagmayr passiert ist. Ich kann da nur fragen: Helfen euch die Berater nicht?"

"Natürlich bin ich auch ein anderer Typ als viele Spieler. Mit meinen 2,02 Metern steht etwas im Raum. Ich sage, was ich mir denke. Oft wäre es besser länger nachzudenken, aber ich bin einfach so. Dadurch habe ich oft angeeckt, aber auch viele Leute kennengelernt und wertvolle neue Erfahrungen gesammelt", zeigte der "Lange" auch das nötige Selbstbewusstsein.

Mit der Freundin zwischen Ibiza und Krankenhaus

"Ich bin mit meiner Freundin am Sonntag vom Urlaub aus Ibiza zurückgekommen und habe dort zufällig am Kiosk Everton-Coach Roberto Martínez getroffen, der mir erzählt hat, dass er mich einst nach Wigan holen wollte. Doch der damalige Rapid-Sportdirektor hatte andere Ideen und hat für mich zu viel Geld verlangt", so Maierhofer.

"Aber dieses Beispiel zeigt, dass Spieler oft auch von Vereinen, Managern und Beratern abhängig sind. Es ist gar nicht entscheidend, was sie selbst wollen. Ich habe von diesem Angebot erst in Ibiza das erste Mal gehört. Weil es so gut dazu passt: Als ich vom Urlaub zurückgekommen bin, haben wir im Krankenhaus jemand besucht. Plötzlich kommt ein Arzt auf mich zu und fragt, ob ich für seinen Sohn eine Akademie in England weiß und helfen kann", plauderte der offenherzige ehemalige Koch/Kellner drauf los.

"Ich habe mir immer Ziele gesetzt"

Nach dem Urlaub braun gebrannt und gut erholt ist der klassische "centre forward" alter Prägung bereit für neue Taten. "Ich habe mir in meiner Karriere immer Ziele gesetzt. Ich war in der deutschen Bundesliga, bei den Bayern in der Champions League zumindest auf der Bank mit dabei und habe in der englischen Premier League gespielt. Jetzt will ich unbedingt in England bleiben, denn der Fußball dort ist ein magischer Moment für jede Laufbahn", so der Angreifer, der auch die Nationalmannschaft immer noch auf der Rechnung hat.

"Ich möchte noch in vollen Stadien und Plätzen spielen, wo es sich lohnt jeden Tag dafür hart im Training zu arbeiten. Aber ich gebe nicht einem Spielerberater eine Vertragsvollmacht und 30 Prozent meines Einkommens. Viele Spieler machen es, aber nicht mit mir. Darum hat es auch gedauert bis ich mit Millwall einen Verein gefunden habe."

Mit Millwall gab es bereits Kontakte wegen einer Vertragsverlängerung, aber auch Gespräche mit anderen Vereinen. Deutschland und die Türkei sind ebenso ein Thema, allerdings ist England klares Wunschziel. Österreich hingegen definitiv nicht. "Es hat nie ein Angebot gegeben, auch von St. Pölten nicht. Das hat auch mit Respekt zu tun", hat Maierhofer mit dem Vereinsfußball in der Heimat abgeschlossen.

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Christian Tragschitz

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