Bittere Tränen beim Rekordabsteiger

Marek Mintal und Martin Bader standen Arm in Arm und starrten in die Leere. Mit den Spielern des 1. FC Nürnberg mussten der Co-Trainer und Sportvorstand neben dem Bundesliga-Abschied auch noch die Pfiffe der 5500 mitgereisten Fans ertragen.
Obwohl sich der traurige Rekord des achten Abstiegs aus dem Fußball-Oberhaus seit langem abgezeichnet hatte, präsentierte sich vor allem Bader nach dem 1:4 auf Schalke paralysiert: "Mir fehlen sämtliche Worte und Erklärungen. Wir haben in der Saison so viele Rückschläge erlitten und trotzdem immer wieder Chancen bekommen. Dass wir sie nicht genutzt haben, ist wahnsinnig enttäuschend und traurig."
In den letzten Spielminuten verkroch sich Bader gar im Spielertunnel. "In dem Moment, wo du weißt, dass es nicht mehr klappt, brauchst du auch mal ein paar Minuten für dich." Ohne Umschweife gab der Manager, der seit zehn Jahren die sportliche Geschicke der Franken lenkt, seine völlige Erschöpfung zu. "Wer nach so einer Saison keinen leeren Akku hat, ist nicht mit Herzblut dabei. Ich bin einfach nur leer", sagte Bader, der sich aber nicht durch die Hintertür davonschleichen will. "Der Verein hat eine 114-jährige Geschichte. Wir werden alles dafür tun, dass der Club schnell in die Bundesliga zurückkehrt. Mich in dieser Situation aus der Verantwortung zu stehlen, ist nicht in meinem Denken angelegt."
Geht es für Bader weiter?
Ob Bader weitermachen darf, muss nun der Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Klaus Schramm entscheiden. "Man wird sich in den nächsten Tagen zusammensetzen und schauen, was für den Verein das Beste ist. Ich kann nur das tun, was in meiner Macht steht. Der Rest wird in den Gremien entschieden", meinte Bader und machte klar, dass er trotz des "Nackenschlags" den Neuaufbau und die Trainersuche gern verantwortlich leiten würde. "Es geht darum, jetzt schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen."
Kritiker verweisen auf Baders Mitverantwortung für den sportlichen Niedergang. In FCN-Urgestein Michael Wiesinger, dem kantigen und beratungsresistenten Niederländer Gertjan Verbeek sowie dem in den letzten drei Bundesligaspielen glücklosen Roger Prinzen, der sich wieder der U23 widmen soll, verschliss der Club gleich drei Trainer in der völlig verkorksten Spielzeit.
Klassenunterschied deutlich
Der Auftritt beim Champions-League-Teilnehmer Schalke 04 am Samstag führte den Protagonisten den Klassenunterschied nochmals deutlich vor Augen. "Wir sind als Mannschaft verdient abgestiegen, weil wir unsere Leistung in diesem Jahr nicht hinbekommen haben", gab Kapitän Per Nilsson kleinlaut zu. "Bitter" nannte der verletzt zuschauende Torhüter Raphael Schäfer die Katastrophen-Bilanz von fünf Siegen in 34 Spielen und Platz 17. Man sei in einen "negativen Strudel" gekommen.
Trost für die traurigen Franken spendete der Gegner. Die durch eine Fanfreundschaft verbundenen Schalker zeigten Mitgefühl und machten Mut. "Der FCN, der FCN, der FCN steigt wieder auf", skandierten die königsblauen Anhänger am Ende der einseitigen Partie. Schalke-Coach Jens Keller bedauert es "unglaublich, dass Nürnberg den Weg in die 2. Liga antreten" muss: "Ich hoffe, dass alle ein glückliches Händchen beweisen, damit der FCN schnellstmöglich in die Bundesliga zurückkehrt. Mit seiner Tradition und seinen Fans gehört Nürnberg einfach in die erste Liga." In der Stunde des eigenen Triumphes lenkt Keller den Blick auf die Härten des Profigeschäfts: "Wir feiern, und Nürnberg ist niedergeschlagen. Da sehen wir einmal mehr, wie nahe Freud und Leid im Fußball beisammen liegen."
dpa